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Geograph. Theil. III. Abschnitt. Die biol. Pflanzengeogr. als Theil d. phys. Geographie. 491
Sippen des Systems ein und lüsst die Florenreiche in einem bestimmten Vegeta-
tionsbilde erscheinen. Insofern aber dies Vegetationsbild an Ort und Stelle durch
die klimatischen Bedingungen im Allgemeinen und die besonderen Standortsver-
háltnisse bedingt wird und, unter Auswahl der dazu tauglichen systematischen
Sippen, aus letzteren das macht, was die Landschaft dem Auge als physiogno-
mischen 'Typus bietet, sind diese Wechselbeziehungen zwischen Klima und
Pflanzenleben zu einem neuen Gesichtspunkte in der Eintheilung der Erde zu
verwenden. Die hieraus sich ergebenden Haupttheile der Erde werden Vege-
tationszonen genannt, stützen sich auf eine aus den speciellen Landschafts-
bildern abgeleitete gleiche Erscheinungsweise der Vegetationsformen, und sind
von den Florenreichen nur insofern abhüngig, als diese ja ein Ausdruck für das
Pflanzenmaterial sind, welches an jedem Orte alle móglichen Vegetationsformen
zu bilden hat.
Beim Ueberblick über die verschiedenen biologischen Gesichtspunkte, welche
sich zur Begründung einer natürlichen Vegetationszonen-Eintheilung der Erde
eignen, zeigt sich, dass nur die grossen, die Vegetationsperiode jeder Land-
schaft ausmachenden periodischen Erscheinungen des Pflanzenlebens
würdig sind, den Untergrund einer solchen wichtigen und von der physikalischen
Geographie gewünschten zweiten phytogeographischen Eintheilung zu liefern, da
diese allein von dem einheitlichen Zusammenwirken der jáhrlichen Licht, Würme-
und Niederschlagsvertheilung gleichmässig in Abhängigkeit gesetzt und über die
von dem Zusammenleben der Pflanzen selbst bedingten kleineren sowie localen
Standorts-Verschiedenheiten erhaben sind.
In dem Begriff der »Periode« liegt hier das »gesetzmássig sich in bestimmten
Zeitabschnitten Wiederholende«, und als Zeitabschnitt ist für die Betrachtung der
grossartigen Vegetationsbilder der Erde stets der Jahrescyklus bestimmend.
Diese Jahres-Periodicitüt, welche ja einen hervorragenden Charakter der gesammten
organischen Welt auf der Erde bildet, dussert sich im Pflanzenreiche desshalb
um so stürker, weil die Pflanze in directe, von ihr nicht zu umgehende Ab-
hängigkeit von physikalischen Kräften gestellt ist, mit denen sie rechnen muss,
und weil diese physikalischen Kräfte — die klimatischen Hauptmomente —
periodisch sind im Jahrescyklus. Von ihrem günstigen oder ungünstigen An-
steigen oder Fallen hüngt die Zeitlage und Zeitdauer der Assimilationsfáhigkeit
und gesammten Ernáhrung, der Geschlechtsthátigkeit und Reifung der Samen ab,
und in wie mannigfach verschiedener Weise auch die Gewüchse die ihnen vom
Klima gebotenen Wachsthumsmóglichkeiten ausgenutzt und sich zu eigen ge-
macht haben, diese Weise ist für die Species in jeder Vegetationsform bestündig
und muss alljihrlich gleichartig wiederkehren.
Ein vollstindiges Gleichmaass aller áusseren Einflüsse das ganze Jahr hin-
durch ist nirgends auf der Erde zu finden; die mit dem Tageswechsel hóher
gegen den Zenith aufsteigende oder von ihm absteigende Sonne bewirkt direct
in Licht und Wärme, indirect in den Niederschlägen und in der Luftfeuchtigkeit,
wechselnde Verhältnisse oft der stärksten Art, und selbst unter dem Aequator
wechseln, beeinflusst durch die bald nordwärts bald südwärts stärker erhitzten
benachbarten Breiten, trotz stets gleichbleibender Tageslänge die Zeiten starker
und schwächerer Niederschläge und zwingen die Vegetation, ihnen mit Ausnutzung
des für sie Günstigen zu folgen. In der bei weitem grössten Ländermasse ist
die Vegetation gezwungen, während eines kürzeren oder längeren Zeitraums des
Jahres zu ruhen, bald um dem Frost, bald um der Dürre zu entgehen. Hier