Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

  
  
  
  
  
  
  
504 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle. 
in 2 Lamellen erfolgt nämlich alsbald eine Isolirung der durch dieselben abge- 
grenzten Vacuolen, von denen sich dann allmählich eine jede unter Wasseraus- 
stossung zu der kugelförmigen Eizelle abrundet (cf. CoHn I und Kny I, 262). 
Endlich tritt ein ähnlicher Bau bei den meisten Pilzhyphen auf. Hier sind 
jedoch vielfach die Plasmaplatten so zart, dass der Plasmakörper dann eher als 
feines Netzgerüst erscheint. Die Beobachtung wird noch dadurch wesentlich er- 
schwert, dass in den lebenden Zellen die Configuration des Plasmakörpers einem 
stetigen Wechsel unterworfen ist; am besten gelingt es noch an den relativ 
dicken Hyphen von Sapro/egmia oder PAycomyces einen Einblick in die Gestaltung 
des lebenden Plasmakórpers zu gewinnen. 
Es kann nun fraglich erscheinen, ob man alle diese von zarten Plasma- 
platten begrenzten Zellsaft-Partien als Vacuolen bezeichnen soll So unter- 
scheidet STRASBURGER in der That zwischen Kammern und Vacuolen. Wenn 
man jedoch bedenkt, dass in den meisten jugendlichen Zellen die Vacuolen 
ebenfalls durch mehr oder weniger zarte Plasmaplatten getrennt sind und dass 
diese sowohl als die Kammern im Sinne STRASBURGER’s mit derselben Flüssig- 
keit, dem Zellsaft, erfüllt sind, so wird man zugeben müssen, dass ein principieller 
Unterschied zwischen Kammern und Vacuolen jedenfalls nicht vorhanden ist 
und dass der Ausdruck Kammern als Zezznus fechnicus keine Berechtigung hat. 
Ich werde denn auch im Folgenden alle von Zellsaft erfüllten Ráume im Innern 
des Plasmakórpers der lebenden Zelle als Vacuolen bezeichnen. 
Die Frage, ob wir in der beschriebenen Kammerung des Cytoplasmas den 
Ausdruck einer feineren Structur, analog der an thierischen Zellen beobachteten 
sehen dürfen, wird im nächsten Abschnitt erörtert werden. 
Kapitel 2. 
Feinere Structur des Cytoplasmas. 
In jeder beliebigen lebenden Pflanzenzelle, in der das Cytoplasma eine ge- 
wisse Máüchtigkeit besitzt, beobachtet man an demselben eine gewisse ins grüu- 
liche spielende Trübung, die dasselbe granulirt erscheinen lässt. Bei der Klein- 
heit der in Frage kommenden Gebilde muss es jedoch zur Zeit zweifelhaft 
bleiben, ob wir es im Cytoplasma wirklich mit Kórnchen von abweichender 
Lichtbrechung zu thun haben, oder ob die Trübung desselben nicht, wie NAGELI 
(I, 154) annimmt, mindestens zum grössten Theil dadurch hervorgebracht wird, 
dass die gesammte Masse des Cytoplasmas von einer grossen Menge winziger 
Wasser oder Zellsaft enthaltender Vacuolen erfüllt ist. Sicher findet man aber 
im Cytoplasma ganz abgesehen von den bereits anfangs erwähnten grösseren 
Einschlüssen wie Stärkekörnern, Krystallen etc. sehr häufig auch wirkliche 
kleine Kügelchen, die sich durch stärkere Lichtbrechung der übrigen Masse des 
Cytoplasmas gegenüber abheben. Diese Körnchen, deren Grösse häufig in ein 
und derselben Pflanze nur unerhebliche Schwankungen zeigt, werden neuerdings 
auf Vorschlag von HANSTEIN (I, 9) als »Mikrosomata« oder » Mikrosomens« 
bezeichnet. Ihre Gelbfärbung mit Jod und ihre Tinktionsfähigkeit macht es wahr- 
scheinlich, dass dieselben in vielen Fällen wenigstens aus ausgeschiedenen Protein- 
stoffen bestehen. Sicher werden zur Zeit jedoch auch andere Körper, wie Oel- 
trópfchen und Gerbstoftkügelchen von verschiedenen Autoren als Mikrosomen 
     
   
  
  
  
  
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
    
      
    
   
    
     
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