Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
508 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle. 
eine Verwendung im Chemismus der Pflanze finden und als Secrete bis zum 
Tode der Zellen am Orte ihres Entstehens verbleiben, zum Theil aber auch 
wohl wieder zu plastischen Stoffen regenerirt werden kónnen. 
Bei unserer Unkenntniss über den specielleren Verlauf der im Innern der 
Zelle sich abspielenden chemischen Prozesse ist es jedoch zur Zeit nicht móglich, 
mit Sicherheit anzugeben, ob im Gegensatz zu allen den obengenannten mehr 
accessorischen Bestandtheilen des Plasmakórpers eine ganz bestimmte chemische 
Verbindung oder Klasse àhnlich constituirter Verbindungen als eigentlicher 
Lebenstráger und als Vermittler der chemischen Umsetzungen innerhalb der 
Zelle anzusehen ist. Immerhin hat die bis vor Kurzem allgemein verbreitete 
Ansicht, dass die Eiweissstoffe oder proteinartigen Verbindungen als die 
eigentlichen und einzigen Lebensträger innerhalb der Zelle anzusehen seien, eine 
gewisse Wahrscheinlichkeit für sich. Vor Allem spricht hierfür die allgemeine 
Verbreitung dieser Stoffe im Cytoplasma aller lebensfähigen Zellen, sowie der 
Umstand, dass sie gerade in den Zellen, in denen die energischsten Lebens- 
dusserungen zu beobachten sind, auch in reichster Menge angetroffen werden. 
Allerdings dürfen wir auf keinen Fall alle in der Zelle enthaltenen Protein- 
stoffe auch als lebensthätige Theile des Cytoplasmas ansehen, viel mehr scheint 
es geboten, wie dies bereits mehrfach geschehen, zwischen aktiven und Reserve- 
Proteinstoffen zu unterscheiden. Zu letzteren gehören dann namentlich die 
im Samen enthaltenen Proteinkörner und Proteinkrystalloide, auf die wir noch 
später eingehend zurückkommen werden, ferner aber auch wohl die sogen. Mikro- 
somen, soweit sie aus Proteinstoffen bestehen, endlich ist es aber auch nicht un- 
wahrscheinlich, dass sich in vielen Fällen auch im Cytoplasma gelöste Protein- 
stoffe vorfinden, die nicht am Stoffwechsel aktiv betheiligt sind. 
Es mag an dieser Stelle hervorgehoben werden, dass von verschiedenen 
Autoren, so z. B. HANSTEIN (III, 710), Lorw u. a. das Wort Protoplasma aus- 
schliesslich zur Bezeichnung des lebensthätigen Theiles des Cytoplasmas, des 
activen Eiweisses, angewandt wird. HANSTEIN hat dem entsprechend auch für 
die ausser den lebensthätigen Proteinstoffen im Cytoplasma enthaltenen, noch unge- 
stalteten assimilirten Stoffe die Bezeichnung Metaplasma!) vorgeschlagen, die 
auch jetzt noch hin und wieder in der botanischen Literatur angewandt wird. 
Andere Autoren, wie namentlich REINKE (IL und III) gebrauchen dagegen das 
Wort Protoplasma im Wesentlichen als gleichbedeutend mit Cytoplasma. 
Was nun die chemischen Eigenschaften der Proteinstoffe anlangt, so sind 
dieselben leider zur Zeit so wenig enträthselt, dass über ihre chemische Consti- 
tution, Classificirung und Isolirung noch keine irgendwie abschliessenden Resultate 
gewonnen werden konnten. Ich verweise desshalb in dieser Beziehung auf die 
in dieser Encyklopädie von DRECHSEL verfasste, sehr ausführliche Zusammen- 
stellung?) der über die Eiweisstoffe vorliegenden Literatur. Es scheint mir dies 
D Nicht zu verwechseln hiermit ist der von DE BARY (I, 82) eingeführte Ausdruck Epi- 
plasma. Hiermit bezeichnete der genannte Autor früher eine durch stärkeres Lichtbrechungs- 
vermögen und eigenthümlich glänzendes Aussehen ausgezeichnete Substanz, die sich in den Ascis 
der meisten Ascomyceten namentlich nach der Sporenbildung vorfindet. Da aber nach Unter- 
suchungen von ERRERA die eigenartige Beschaffenheit derselben lediglich durch reichen Glycogen- 
gehalt hervorgebracht hat, hat DE BARY neuerdings für Epiplasma den Ausdruck Glycogen- 
masse eingeführt. 
?) Im Handwórterbuch für Chemie unter Eiweissstoffe. 
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