Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
544 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle. 
Neuerdings hat jedoch namentlich DEHNECKE (I) das Vorkommen und die 
grosse Verbreitung von »nicht assimilirenden« Chloroplasten nachzuweisen ge- 
sucht, nachdem schon 1872 HANSTEIN ein Gleiches für die Chlorophyllkörper 
von Chara fragilis behauptet hatte. Der erstgenannte Autor rechnet hierher fast 
sämmtliche ausserhalb des eigentlichen Assimilationsgewebes vorkommenden 
Chloroplasten, so die aus dem Mark, den Holzzellen, der Stürkescheide, der inneren 
Rinde, den jungen Stengeltheilen, vielen Blüthentheilen etc. 
Dieselben zeichnen sich sámmtlich durch helle Färbung und durch die bedeuten- 
dere Grósse und geringere Anzahl der in ihnen enthaltenen Stürkekórner gegenüber 
den normalen Chloroplasten aus. Es sollen diese Stürkekórner nun nach 
DEHNECKE in allen Fállen aus von aussen zugeführten Kohlehydraten stammen 
und es soll eben die Umwandlung lóslicher Kohlehydrate in transitorische oder 
Reservestárke die Funktion dieser Kórper sein. Es kann nun allerdings nicht 
bezweifelt werden, dass in der That die Chloroplasten auch im Stande sind, 
die genannte Umbildung zu vermitteln, es geht dies namentlich aus Versuchen 
von Josep BoEHM (I) hervor, der selbst auf Kosten von künstlich von aussen 
zugeführtem Zucker in abgeschnittenen entstürkten Stengelstücken und Blättern 
Stárkebildung eintreten sah, die, wie die mikroskopische Untersuchung zeigte, 
stets innerhalb der Chloroplasten erfolgt war. Auf der andern Seite ist aber 
ein exacter Beweis dafür, dass die sogenannten »nicht assimilirenden« Chloro- 
plasten wirklich der Assimilation unfähig wären, nicht erbracht worden, und es 
scheint somit geboten, allen Chloroplasten sowohl die Fähigkeit der Kohlen- 
säurezersetzung als auch die Fähigkeit der Stärkebildung aus bereits assimilirten 
Stoffen zuzuschreiben; während der erstere Process in den echten Assimilations- 
geweben mehr in den Vordergrund tritt, wird derselbe mit der Abnahme der Be- 
leuchtung und der Menge der zu Gebote stehenden Kohlensäure mehr zurücktreten. 
Da wir nun schliesslich die in den Chloroplasten enthaltene Stärke auch 
während der normalen Entwicklung aus denselben wieder verschwinden sehen, 
ohne dass sie aus diesen herausträte, so müssen die Chloroplasten ferner auch 
die Verwandlung der Stärke in lösliche Verbindungen bewirken können, eine 
Umwandlung, die nach den Untersuchungen von BARANETZKY (I) höchst wahr- 
scheinlich auch in den Blättern durch Diastase oder ein der Diastase ähnliches 
Ferment bewirkt wird, 
Bevor wir nun die Chloroplasten verlassen, müssen wir noch eines Organs 
Erwähnung thun, das in zahlreichen Fällen innerhalb derselben auftritt und mit 
der Stärkebildung in irgend welcher Beziehung zu stehen scheint. So war es 
schon vor längerer Zeit verschiedenen Autoren aufgefallen, dass bei zahlreichen 
Algen, wie z. B. Spirogyra und Mesocarpus die Vertheilung der Stärkekörner 
innerhalb der Chloroplasten eine sehr ungleiche ist, dass dieselben meist um be- 
stimmte Punkte in grosser Menge angehäuft sind, während sie in der übrigen 
Masse des Chromatophors entweder ganz fehlen oder doch in bedeutend geringerer 
Menge vorhanden sind. Man bezeichnete diese Bildungscentren der Stärke dann 
auch als Stärkeheerde oder Amylumkerne, während man neuerdings vor- 
wiegend die von SCHMITZ vorgeschlagene Bezeichnung Pyrenoide?) für dieselben 
anwendet. Die Pyrenoide bestehen nämlich keineswegs lediglich aus einem 
massiven Klumpen von Stärkekörnern, vielmehr nehmen diese nur einen hohl- 
') Es stammt diese Bezeichnung von xuphy, Kern, »weil sie gleichsam die Kerne der 
Chromatophoren darzustellen scheinen«, 
   
        
   
   
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
   
      
  
  
kv 
sc 
kd 
be 
sal 
sie 
(9 
da 
A] 
ph 
wi 
CE 
VC 
Su 
fa 
SC 
né 
Fi 
ge 
SC 
Wi 
li 
al
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.