Full text: Handbuch der Botanik (Dritter Band, zweite Hälfte)

  
  
  
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560 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle. 
weitere Untersuchungen entschieden werden, ob dieselben nicht einfach als Kunst. 
produkte aufzufassen sind. 
Durch einfache Einschnürung findet nun hóchst wahrscheinlich auch stets 
die Theilung der scheibenfórmigen Chloroplasten der hóheren Gewiüchse statt. 
Abweichend verhalten sich nur, wie von MikoscH entdeckt wurde, die Chloro- 
plasten von Hartwegia comosa. Bei diesen bildet sich wáhrend der Längsstreckung 
in der Mitte derselben eine vollkommen farblose homogene Querzone aus, durch 
deren Spaltung dann die Theilung der Chloroplasten bewirkt wird. Irgend 
welche faserige Struktur lüsst sich übrigens nach den übereinstimmenden neueren 
Untersuchungen von MEever (I, 60) und SCHIMPER (III, 192) innerhalb der farb- 
losen Querzone nicht beobachten. 
Kann es nun auch nach den soeben mitgetheilten Beobachtungen nicht 
zweifelhaft erscheinen, dass die Vermehrung der Chromatophoren in 
vielen Fällen jedenfalls durch Theilung bewirkt wird, so dürfen wir 
aus denselben aber natürlich noch nicht folgern, dass eine Neubildung der 
Chromatophoren überhaupt nicht stattfindet. Um das letztere nach- 
zuweisen, war es offenbar nothwendig, die Chromatophoren während der ganzen 
Lebensperiode der Pflanzen zu verfolgen, und namentlich war zu zeigen, 
dass auch in den Meristemzellen und in den Fortpflanzungsorganen die Chroma- 
tophoren stets vorhanden sind und sich ebenfalls ausschliesslich durch Theilung 
vermehren. Dieser Nachweis wurde nun zuerst von ScHmrrz (VIII, 105) für eine 
grosse Anzahl von Algen, die den verschiedensten Familien entstammten, mit 
voller Sicherheit geführt. Der genannte Autor konnte bei diesen nicht nur in 
den Meristemzellen, sondern auch in den verschiedenen Fortpflanzungsorganen 
das Vorhandensein von vollkommen scharf gegen das Cytoplasma abgegrenzten 
Chromatophoren nachweisen. Er konnte ferner beobachten, dass bei der Keimung 
der Fortpflanzungszellen durch Wachsthum und Theilung der in ihnen enthaltenen 
Chromatophoren die Chromatophoren des jungen Keimlings entstehen. 
Die grössten Schwierigkeiten machten in dieser Beziehung die Meristemzellen und die 
Centralzelle des Carpogons der Characeen. Doch ist es SCHMITZ (VIII, 109 und 126) schliess- 
lich gelungen auch in der Scheitelzelle von Chara foetida wohl abgegrenzte, sehr kleine, 
scheibenförmige Chromatophoren, die in dem betreffenden Falle äusserst schwach gefärbt waren, 
in lockerer wandständiger Schicht im Protoplasma mit Sicherheit zu unterscheiden. Ebenso 
gelang es ihm auch in der Centralzelle jugendlicher Carpogone verschiedener Characeen kleine, 
vollständig farblose scheibenförmige Chromatophoren nachzuweisen, die allerdings in der reifen 
mit Plasma und Stärkekörnern vollkommen erfüllten Centralzelle nicht mehr sichtbar waren. 
Abweichend verhalten sich nur in vielen Fällen die männlichen Sexual- 
zellen, die nach Schmitz (VIII, 122) háufig die Chromatophoren ganz verlieren 
sollen (so bei den Characeen, Florideen). Bei allen diesen Algen bleiben aber 
in den weiblichen Sexualzellen die Chromatophoren stets erhalten und es ist also 
auch in diesen Fällen eine Uebertragung der Chromatophoren von der Mutter- 
pflanze auf die nüchstfolgende Generation ermóglicht. 
Mit weit grósseren Schwierigkeiten, als bei den Algen, ist die lückenlose 
Verfolgung der Chromatophoren bei den Cormophyten verbunden. Doch 
sind auch bei diesen namentlich durch SCHIMPER eine grosse Anzahl von Beob- 
achtungen gemacht worden, die es als hóchst wahrscheinlich erscheinen lassen, dass 
diese sich ebenso verhalten, wie die Algen. 
Was zunüchst die vegetativen Meristemzellen der Phanerogamen an- 
langt, so konnte SCHIMPER sogar in einigen Fällen lebhaft grün gefärbte Chroma- 
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