Full text: Handbuch der Botanik (Dritter Band, zweite Hälfte)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
566 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle. 
lichen Körper, der in der Literatur allgemein als Augenfleck bezeichnet wird. 
Derselbe findet sich ausserdem constant bei den grünen Euglenen. 
Eine genauere Untersuchung des Augenfleckes wurde bislang nur von Kress 
(II, 30) bei den Euglenen unternommen. Bei diesen liegt der Augenfleck stets 
an der Wandung der Hauptvacuole und bildet eine mehr oder weniger gekriimmte 
Scheibe, die häufig unebene Umrisse besitzt, sich aber gegen das Cytoplasma stets 
scharf abhebt. 
Der feinere Bau des Augenfleckes stimmt nach Krrss mit dem der Chroma- 
tophoren überein: er besteht aus einer plasmatischen Grundmasse, der der rothe 
Farbstoff in Tropfenform eingelagert ist. Dieser Farbstoff, der von Conn als 
Haematochrom bezeichnet wurde, besitzt eine Anzahl auffallender Farben- 
reactionen: er fürbt sich schwarzblau mit Jod und mit Eisenchlorid, indigblau mit 
concentrirter Schwefelsäure, himmelblau mit Salpetersäure. Die gleichen Reac- 
tionen zeigen jedoch auch wie neuerdings von Rosrarinsky (I) hervorgehoben 
wurde, die in den Sporen verschiedener Algen (Sphaeroplea u. a.) und Pilze (vieler 
Uredineen) vorkommenden oelartigen Tropfen, sodann auch verschiedene Chromo- 
plasten (z. B. die in den Antheridien der Characeen). Es ist jedoch noch nicht 
sicher festgestellt, ob die in diesen Gebilden enthaltenen Farbstoffe alle identisch 
sind. Ebensowenig lässt sich zur Zeit die Frage entscheiden, ob das Haemato- 
chrom mit dem Chlorophyll in genetischer Beziehung steht, wie dies meistens 
angenommen wird. 
Die Vermehrung der Augenflecke wurde bisher ebenfalls nur bei den 
Euglenaceen untersucht, wo dieselben stets auch in den Dauerzellen erhalten 
bleiben. Die Vermehrung soll hier nach Krzzs stets durch Zweitheilung geschehen. 
Der Augenfleck verhült sich also auch in dieser Bezehung den Chromatophoren 
ganz analog, und es dürfte die Vermuthung nahe liegen, dass derselbe einfach 
als ein metamorphosirter Chloroplast, als Chromoplast, zu betrachten sei. Gegen 
eine solche Annahme spricht jedoch der Umstand, dass sowohl bei den Schwárm- 
sporen als auch bei den Euglenen ausser dem Augenfleck stets noch normale 
Chloroplasten in jeder Zelle enthalten sind, zu denen der Augenfleck in keiner 
genetischen Beziehung zu stehen scheint. Eine sichere Entscheidung dieser Frage 
wird sich allerdings erst durch eine genaue Untersuchung über die Entstehung 
des Augenfleckes bei den Algenschwármsporen gewinnen lassen. Jedenfalls spricht 
aber die scharfe Sonderung des Augenfleckes von den Chloroplasten dafür, dass 
derselbe eine andere Function wie diese besitzt, und es schien mir desshalb auch 
geboten, denselben von den Chromatophoren ganz zu trennen. 
Mit Rücksicht auf die Function verdient es Beachtung, dass sich ein Augen- 
fleck nur in frei beweglichen Zellen findet. Von Interesse ist auch die von KLEBS 
(II, 31) constatirte Thatsache, dass der Augenfleck bei manchen Euglenen eine 
grosse Empfindlichkeit gegen mechanischen Druck und gegen die Einwirkung 
gewisser Alkaloide, wie Strychnin, besitzt. Ob jedoch der Augenfleck als ein bei 
der Lichtempfindung wesentlich mitwirkendes Organ aufzufassen sei, wie dies 
auch neuerdings wieder von KLEBS angenommen wird, lässt sich nach den vor- 
liegenden Untersuchungen nicht entscheiden. 
3. Die irisirenden Plasmaplatten verschiedener Meeresalgen. 
Eigenthümlich irisirende Platten finden sich nach den Untersuchungen von 
BERTHOLD (V, 485) in den oberflächlichen Zellen einiger Meeresalgen, die in 
T'olge dessen im lebenden Zustande in den verschiedenartigsten Farben schimmern. 
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