: (B. 057) Fig. 21.
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594 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle.
Beim Glühen der Krystalle, das am besten auf einem auf Platinblech ge-
legten Deckglischen geschehen kann, wird der oxalsaure Kalk zunüchst in
kohlensauren Kalk und dann in Calciumoxyd verwandelt. Die Krystalle behalten
übrigens beim Glühen ihre ursprüngliche Gestalt vollkommen bei, werden aber
undurchsichtig und erscheinen in Folge dessen bei durchfallendem Lichte
schwarz, während sie bei der am besten mit Hilfe des ABBE’schen Beleuchtungs-
apparates hervorgebrachten Dunkelfeldbeleuchtung ihre vollkommen weisse Farbe
erkennen lassen. Lósen sich nun die Krystalle nach dem Glühen in Essigsäure
ohne Entwicklung von Gasblasen, so zeigt dies an, dass eine Verwandlung der-
selben in Calciumoxyd stattgefunden hat. Diese Verwandlung dürfte jedenfalls in
den meisten Fällen eintreten, womit allerdings nicht gesagt werden soll, dass
nicht bei vorsichtigem Glühen auch kohlensaurer Kalk erhalten werden- kónnte.
Die Gestalt, in der der oxalsaure Kalk in der Pflanze angetroffen wird, ist
eine sehr mannigfache; und zwar tritt derselbe bald in Form von wohlausge-
bildeten Krystallen auf, die eine genaue krystallographische Bestimmung zulassen,
bald in Gestalt von Drusen, feinen Nadeln oder winzigen Splittern, an denen sich
irgendwelche krystallographisch wichtigen Fláchen oder Winkel nicht mehr nach-
weisen lassen; endlich sind auch Sphaerokrystalle und ähnliche Gebilde, die
ebenfalls aus oxalsaurem Kalk bestehen sollen, beschrieben worden.
Was nun zunächst die regelmässig ausgebildeten Krystalle anlangt, so ge-
hören dieselben ebenso wie die künstlich dargestellten Krystalle von Calcium-
oxalat entweder dem tetragonalen oder dem monosymmetrischen Krystall-
system an, und zwar haben die Analysen der künstlich dargestellten Krystalle
ergeben, dass die tetragonalen Formen 3, die monosymmetrischen aber 1 Molekül
Krystallwasser enthalten.
Ueber die äusseren Bedingungen, unter denen die Krystalle des einen oder anderen Systems
auftreten, liegen namentlich einige Experimente von VESQUE (I) vor, die jedoch zu einem ab-
schliessenden Resultate noch nicht geführt haben. Ebenso ist es auch noch nicht ermittelt,
welche Ursachen in der Pflanzenzelle das Auftreten des einen oder anderen Systems veranlassen.
Uebrigens fand ich im Parenchym älterer Blattstiele von Peperomia argyrea tetragonale und mono-
symmetrische Krystalle innerhalb ein und derselben Zelle.
Die Krystalle des tetragonalen Systems,
die z. B. in alten Blättern von Zradescantia discolor
im Hypoderm und Assimilationsgewebe in grosser
Menge und regelmässiger Ausbildung angetroften
werden (cf. Fig. 21), treten zunächst sehr häufig in
Gestalt von flachen Pyramiden auf; dieselben sind,
wenn die Hauptachse vertikal steht, einem Briefum-
schlag nicht unáhnlich; stehen jedoch 2 Flüchen
genau vertikal, so erhält man das in Fig. IL darge-
stellte Bild, das man gleichfalls sehr häufig im
Mikroskop beobachtet. Ausser der Pyramidenfläche
Tetragonale Krystalle von Calcium- findet man ferner auch häufig die Prismenflächen
oxalat aus dem Schwammparen- : . tip TH A s 2 E.
ehym von Zw mir ir (530). ausgebildet, meist in Combination mit den Pyramiden-
flächen (Fig. III u. IV), seltener mit der Basis com-
binirt.
Die Untersuchung der tetragonalen Krystalle im polarisirten Lichte zeigt,
dass die optische Elasticitit in der Richtung der Hauptachse die grösste ist und
dass die tetragonalen Krystalle somit optisch negativ sind. Was die Stärke der
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