Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
638 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle. 
von Gentianaviolett leicht ist, auch an relativ dicken Schnitten die Tüpfelschliesshaut sichtbar zu 
machen; dieser Farbstoff wird nämlich aus wässriger Lösung ganz besonders stark von der 
Tüpfelschliesshaut aufgenommen und es erscheint diese schon ganz dunkel gefärbt, wenn die 
übrige Membran noch fast vollkommen farblos ist; nach der Tüpfelschliesshaut wird die Mittel- 
lamelle am intensivsten tingirt. Die Beobachtung geschieht am besten in Nelkenól oder Canna- 
dabalsam. In letzterem lassen sich die tingirten Prüparate auch conserviren. 
Die Flichenansicht des Tüpfelhofes ist meist mehr oder weniger genau 
kreisrund, háufig aber auch in der Querrichtung der Zelle in die Länge gestreckt; 
nicht selten erstrecken sich auch die Tüpfelhófe über die ganze zwischen zwei 
Tracheiden liegende Wand und stehen in so geringen Abstünden übereinander, 
dass man die betreffenden Wünde auch wohl als leiterfórmig verdickt bezeichnen 
kann. 
Verschiedenartig gestaltet ist nun endlich auch der Ausmürdungskanal des 
Tüpfelhofes. So ist zunächst zu bemerken, dass derselbe nur bei dickwandigen 
Zellen, also namentlich im Herbstholz (Fig. 3o, II) einen wirklichen Kanal dar- 
stellt, während im Frühjahrsholz die Ausmündung des Tüpfelhofes meist durch 
den zugespitzten Rand der Hofwandung bedeckt wird, die háufig noch mehr 
oder weniger stark gegen das Innere des Tüpfelhofes zu gekrümmt erscheint 
(Fig. 3o, I). 
Sodann zeigt auch die Fláchenansicht des Ausmündungskanales gewisse Ver- 
schiedenheiten und ist bald der Gestalt des 'Tüpfelhofes entsprechend kreis- 
fórmig oder oval, bald aber auch spaltenfórmig. In letzterem Falle entspricht die 
Spalte im Allgemeinen einer linksschiefen Schraubenlinie; dies ist z. B. auch bei 
den Tracheiden von Zaxus der Fall die desswegen besonders interessant sind, 
weil bei ihnen die an denselben Zellen auftretenden spiraligen Verdickungen 
rechtsláufig sind. Zuweilen ist auch beobachtet, dass sich mehrere Holztüpfel 
derartig zusammenlegen, dass sie einen spaltenfórmigen Ausmündungskanal ge- 
meinsam haben. 
Die Entstehung der gehóften Poren wurde bisher namentlich von 
SANIO (III), STRASBURGER (I) und Russow (IX) an den Tracheiden von Pinus sil- 
vestris eingehend untersucht. Dieselben gehen nach diesen Untersuchungen, die 
in einigen Einzelheiten noch von einander differiren, aus 
7 JS den schon an den Radialwänden der Cambiumzellen vor- 
handenen grossen ovalen Primordialtüpfeln hervor, und zwar 
p Ar. wird bei diesen durch Resorption der Intercellularsubstanz 
f oder Wasserentziehung die Schliesshaut immer mehr ver- 
Z A M diinnt, wihrend in der Mitte derselben der verdickte Torus 
( entsteht (cf. Fig. 31, I); erst nach der Ausbildung des letz- 
teren erhebt sich dann als ringfórmiger Wulst die Hof- 
wandung, deren Wachsthum aus der nach Sawio copirten 
Fig. 31 unmittelbar ersichtlich ist. 
Was endlich die Funktion des Hoftüpfels anlangt, so 
nen Holztüpfel der Tra- kann wohl als sicher gestellt gelten, dass derselbe bei der 
cheïden von Pinus silves- : : ; ; . 
tris, Nach SANIO (650), Wasserbewegung im trachealen System eine wichtige Rolle 
spielt. Ebenso wenig wie es aber bisher gelungen, über die 
Mechanik des aufsteigenden Saftstromes in der Pflanze eine vollkommen einwurfs- 
freie Theorie aufzustellen, ebensowenig ist es zur Zeit möglich, über die Mecha- 
nik des Hoftüpfels eine experimentell begründete Ansicht auszusprechen (cf. 
Russow XI, 95, und GODLEWSKI II, 615). 
(B. 567.) Fig. 31. 
Querschnitte durch die 
in Entwicklung begriffe- 
       
   
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
    
    
   
   
  
    
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