662 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle.
bei der Lósung wasserhaltiger und wasserfreier Salze direct ergiebt, fester ge-
bunden sein muss als selbst in Eis (cf. NAEGELI I, 130).
Dahingegen scheint es nun geboten, die Quellung als einen der Lósung
analogen Process zu betrachten. Wie in einem gequollenen Kórper Be-
wegungen des eingeschlossenen Wassers leicht móglich sind, so kónnen sich in
einer Salzlósung die Salzmolekeln den Diffusionsgesetzen folgend, fortbewegen.
In beiden Fällen wird ferner, die Homogenität der Substanzen vorausgesetzt, ein
Gleichgewichtszustand. nicht eher erreicht, bis die Vertheilung von Wasser und
fester Substanz in allen Theilen dieselbe ist. Während jedoch eine Salzlösung
stets den flüssigen Aggregatzustand besitzt, zeigen die gequollenen Substanzen
im allgemeinen die Eigenschaften fester Körper und können sogar, wie wif noch
sehen werden, auch im Quellungsmaximum eine sehr hohe Festigkeit besitzen.
Doch giebt es auf der anderen Seite auch Körper, wie die verschleimten Cellu-
losemodificationen, die mit der Quellung sich in ihren Eigenschaften immer mehr
den Flüssigkeiten nähern.
Ja es kann sogar bei ein und derselben Substanz ein ganz allmählicher Ueber-
gang zwischen Quellung und Lösung stattfinden. So nimmt ein Stück Gummi
arabicum, in feuchte Luft gebracht, Wasser auf und verliert immer mehr von seiner
Sprödigkeit, behält aber zunächst noch immer seine selbständige Gestalt und
wird also mit vollem Rechte als ein gequollener Körper angesehen. Erst bei der
Berührung mit grösseren Wassermassen verliert dasselbe seine selbständige Ge-
stalt und geht vollständig in Lösung über. Aehnlich verhält sich auch die Gela-
tine, nur ist diese im kalten Wasser nur äusserst wenig löslich, quillt aber stark
darin auf, sodass man, wenn man einen Gelatinestreifen in kaltes Wasser bringt,
die Grenze zwischen der gequollenen Masse und dem überstehenden Wasser stets
vollkommen scharf erkennen kann, besonders wenn man den Streifen durch
geeignete Farbstoffe, wie z. B. Eosin oder Methylenblau, gefärbt hat. Erwärmt
man nun langsam, so sieht man den Gelatinestreifen immer mehr an Volumen
zunehmen. Erst bei 35? verschwindet aber die scharfe Grenze zwischen der ge-
quollenen Masse und der Lósung und diese rundet sich ab, soweit sie noch nicht
in Lösung übergegangen ist, verhält sich also ganz wie eine Flüssigkeit. Man
sieht übrigens namentlich beim Schütteln alsbald die ganze Gelatinemasse in
Lösung übergehen.
Wir müssen somit Quellung und Lösung als 2 vollkommen analoge
Processe ansehen, die sogar durch Uebergánge verknüpft sind. Als das Unter-
scheidende zwischen denselben muss aber gelten, dass bei der Quellung der
feste Kórper das Wasser in sich aufnimmt und in diesem Falle durch die Ver-
einigung des festen Kórpers und des Wassers ein Kórper entsteht, der ebenfalls
im Allgemeinen den festen Aggregatzustand besitzt, während bei der Lösung die
kleinsten Theilchen des festen Körpers sich in der Flüssigkeit vertheilen und so-
mit eine Masse mit flüssigem Aggregatzustande resultirt. Wie aber das Wasser
von den meisten Salzen nur eine beschränkte Menge zu lôsen vermag, so sind
auch die quellungsfähigen Körper im Allgemeinen nur einer begrenzten Wasser-
aufnahme fähig., Ist diese Wasseraufnahme dagegen eine unbegrenzte, wie bei
dem Gummi arabicum, so findet eben ein Uebergang von der Quellung zur
. Lósung statt.)
I) Es sei bemerkt, dass verschiedene Autoren, wie namentlich NAEGELI,
grenzter Quellungsfühigkeit >» organisirte nennen, ein Ausdruck,
Autoren zur Bezeichnung einer specifisch dem lebenden Organismus zt
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der jedoch von anderen
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