678 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle.
in die Länge gestreckt sind, mögen dieselben nun oval oder spaltenförmig sein,
stets ebenfalls die grössere der tangentialen Achsen mit dieser
sammen (cf. Drrrer VI, 310, und A. ZIMMERMANN IIT).
Ausserdem kónnen nun übrigens auch während des Wachsthums der Zellen
an ein und derselben Membran die beiden in die Tangentialebene fallenden
Achsen eine Umlagerung erfahren. Solche Fälle wurden namentlich neuerdings
von N. J. C. MÜLLER (I) beobachtet; ich erwähne von denselben nur die Mem-
branen von Nitella, bei denen die grössere der beiden tangentialen Achsen zu-
nächst der Längsrichtung der Zellen parallel laufen, später aber senkrecht auf
derselben stehen soll.
Sodann will ich nun gleich an dieser Stelle bemerken, dass auch eine Be-
ziehung zwischen den optischen Elasticitätsachsen und der Quellungs-
richtung der verschiedenen Membranen besteht und dass namentlich in
den hygroskopischen Pflanzentheilen häufig ein ganz abweichender Verlauf der
optischen Achsen beobachtet wird. So zeigt z. B. der untere Theil der ein-
zeligen Samenhaare von Epilobium und Asclepias, der stark hygroskopisch ist
und durch seine Krümmungen das Auseinanderspreizen der Samenhaare bewirkt,
auf der einen Seite entgegengesetztes optisches Verhalten wie auf der anderen,
und zwar ist hier die Orientirung der optischen Elasticitátsachsen eine solche,
dass die kleinste Achse mit der Richtung der stürksten Quellung zusammenfällt.
Ein gleiches optisches Verhalten konnte ausserdem auch bereits bei einer Anzahl
anderer hygroskopischer Pflanzentheile beobachtet werden (cf. ZiuMERMANN IT).
Schliesslich wollen wir nun noch auf die Frage eingehen, durch welche
Ursache die optische Anisotropie der Zellmembran bewirkt wird, eine Frage,
die. bislang noch nicht endgiltig entschieden werden konnte. Während man
jedoch bis vor kurzem, der von NAGELI (VIII) aufgestellten Theorie ent-
sprechend, fast allgemein annahm, dass die Micellen sicl
verhalten und selbst doppelbrechend sein sollten, hat neuerdings diejenige Theorie,
welche den Grund der Anisotropie in die Anordnung der Micellen verlegt, be-
deutend an Wahrscheinlichkeit gewonnen, NÄGELI stützte sich nämlich bei
seiner Theorie namentlich auf die Beobachtung, dass die Zellmembranen durch
Zug und Druck keine Aenderung ihrer optischen Eigenschaften erfahren sollten;
demgegentiber haben nun aber die neueren Untersuchungen ergeben, dass diese
optische Indifferenz Segen mechanische Eingriffe jedenfalls bei einer ganz be-
tráchtlichen Anzahl thierischer und pflanzlicher Membr
anen nicht vorhanden ist,
dass dieselben vielmehr durch Spannungen ganz gleichartige Aenderungen ihrer
optischen Eigenschaften erleiden,
wie die anorganischen Substanzen (cf V.
V.. EBNER I und ZIMMERMANN IV). In manchen Füllen liess sich SOgar
Dehnung eine vollkommene Umkehrung der optischen Achsen bewirken.
Wenn wir nun aber auch annehmen, dass die Anisotropie der Zellmembran
durch die gesetzmässige Anordnung der an sich isotropen Micellen hervorgebracht
wird, so lässt sich die Ursache dieser gesetzmässigen Anordnung zur Zeit noch
nicht mit Sicherheit angeben. Nur soviel kann schon jetzt als feststehend gelten,
dass die Schichtenspannung und überhaupt solche Spannungen, die eine Gegen-
Spannung voraussetzen, hier nicht. in Betracht kommen körnen. Denn einerseits
reagiren meist ganze Membrancomplexe gleichartig, andererseits ist auch eine sehr
weit gehende Zerkleinerung der Membranen möglich, ohne dass die optischen
Figenschaften derselben eine Aenderung erführen.
Am wahrscheinlichsten scheint es mir d
Richtung zu-
ı wie kleine Krystalle
durch
agegen nach den vorliegenden Unter-
al