680 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle.
ätherischen Oele in Wasser unlöslich sind, durch die Zellmembran hindurch-
treten, wenn diese zuvor mit einem Lösungsmittel für die betreffenden Substanzen
durchtränkt ist. So ist es ja bekannt, dass einerseits ätherische Oele, wie
Nelkenöl oder Origanumöl, auch in vollständig geschlossene Zellen eindringen,
wenn diese zuvor in Alkohol entwässert waren und dass andererseits auch durch
die mit Nelkenöl durchtränkte Membran Canadabalsam hindurchzutreten vermag.
Es verhalten sich nun übrigens in dieser Beziehung keineswegs alle Membranen
gleichartig, vielmehr sind namentlich die verkorkten Wandungen durch grosse
Impermeabilität ausgezeichnet. Man kann sich hiervon z. B. leicht überzeugen,
wenn man unverletzte Blätter von Z/odea canadensis nach der Fixirung durch
Alkohol in eine beliebige Farbstofflösung einträgt; man wird dann stets finden,
dass die Farbstofflösung ganz allmählich von der Schnittfläche aus vordringt. Es
lässt sich in gleicher Weise auch leicht nachweisen, dass selbst die Stammspitze
von einer relativ sehr schwer permeabelen Membran nach aussen abge-
schlossen ist.
Zu bemerken ist nun ferner noch, dass verschiedene Stoffe, wie namentlich
die meisten Säuren, die Alkalien, Chlorzink und Kaliumquecksilberjodid, eine zum
Theil sehr bedeutende Vergrösserung der Quellungscapacität bewirken können.
Die durch diese Verbindungen bewirkte starke Quellung kann sogar schliesslich
bis zur vollständigen Lösung gesteigert werden, der aber stets eine Zerstörung
der feineren Structur der betreffenden Membran vorausgeht.
Von Interesse ist in dieser Hinsicht auch, dass, wie durch vox HónwzL (VI)
zuerst nachgewiesen wurde, bei dieser starken Quellung häufig in gewissen
Richtungen eine Contraction stattfindet; so ist bei den meisten in die Länge
gestreckten Zellen bei der Quellung in concentrirter Schwefelsäure eine ziemlich
beträchtliche Contraction in der Längsrichtung zu constatiren. Es ist diese Beob-
achtung um so interessanter, als die eintretende Contraction, wie bereits ange-
deutet wurde, ganz den Spannungen entspricht, welche man nach der optischen
Reaction in denselben voraussetzen müsste, denn es reagiren dieselben in der
That in ganz derselben Weise, wie ein in der Längsrichtung ausgedehnter Gela-
tinestreifen.
Endlich will ich von den Quellungserscheinungen an dieser Stelle nur noch
hervorheben, dass bei den meisten Zellen die Wassereinlagerung ganz vorwiegend
in der Radialrichtung geschieht, wührend sich in der Longitudinalrichtung der-
selben meist gar keine oder eine nur sehr geringe Quellung constatiren làsst.
Sehr abweichend verhalten sich jedoch in dieser Beziehung die in den ver-
schiedenen hygroskopischen Pflanzentheilen enthaltenen Zellenmembranen, die ich
mit Rücksicht auf ihre grosse Mannigfaltigkeit im folgenden Kapitel gesondert
besprechen werde.
Kapitel 3.
Die hygroskopischen Pflanzentheile.
Da wie wir im vorigen Kapitel sahen alle Zellmembranen quellungsfáhig sind
und folglich auch je nach dem Wassergehalt ein verschiedenes Volumen besitzen,
müsste sich auch —- vom rein theoretischen Standpunkte — jedes beliebige
Membranstück zu einem Hygrometer oder Hygroskope verwenden lassen. Den-
noch scheint es mir geboten, abweichend von dem Sprachgebrauch der Chemiker,
die bekanntlich das Wort hygroskopisch ungefáhr in dem gleichen Sinne wie
+
=
ar
gi
ge