Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

    
  
  
  
  
  
  
  
  
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696 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle. 
den Blumenblittern von Rosa 80% der Gesammtturgorkraft liefern. Anorga- 
nische Salze spielen dagegen bei der Turgorkraft meist nur eine sehr unterge- 
ordnete Rolle; nur ausnahmsweise, wie z. bei den Salz- und Schuttpflanzen, ist 
auf Natriumchlorid oder Salpeter ein betrüchtlicher Theil der Turgorkraft zurück- 
zuführen. 
2. Die absolute Grósse der Turgorkraft. 
Die ersten genaueren Bestimmungen über die absolute Grósse der Turgor- 
kraft rühren von PrkErrER (IX, und XI, 3) her, der an verschiedenen reizbaren 
Organen mit Hilfe eines Hebeldynamometers diesbezügliche Messungen vornahm. 
Der genannte Autor fand den hóchsten Werth für die Expansionskraft in den Be- 
wegungsgelenken von Phaseolus vulgaris, bei denen nach seinen Berechnungen 
in den auf der convexen Seite gelegenen Zellen ein Ueberdruck von 5 Atmo- 
sphüren und wohl mindestens eine Turgorkraft von 7 Atmospháren vorhanden 
sein muss. 
An jungen wachsenden Blüthenstengeln verschiedener Pflanzen wurden so- 
dann von H. DE Vrıss (III, 118) einige diesbezügliche Bestimmungen in der Art 
ausgeführt, dass dasjenige Gewicht bestimmt wurde, welches erforderlich war, um 
die zuvor plasmolysirten Sprosse auf diejenige Lünge auszudehnen, die sie im 
turgescenten Zustande besassen. DE VRIES fand, dass hierzu eine Spannkraft 
von 3—64. Atmospháren nothwendig war. Nach derselben Methode an Blattstielen 
von Phocniculum officinale ausgetührte Untersuchungen von AMBRONN (II, 59) er- 
gaben sogar eine Turgorkraft von 9—:2 Atmospháren. 
In abweichender Weise wurde sodann von WzsTERMAIER (II, 378) die Grösse 
der Turgorkraft an den mit relativ schwach concentrirtem Zellsaft versehenen 
Zellen des Hypoderms von Peperomia-Blättern bestimmt. Der genannte Autor 
verfuhr zu diesem Zwecke in der Weise, dass er für Scheiben von bestimmtem 
Querschnitt die zum Beginn des Collapsus der Zellen nothwendige Belastung 
festzustellen suchte. Offenbar muss in diesem Momente die durch die Belastung 
hervorgebrachte Spannung der zuvor durch den Turgor bewirkten Spannung 
gleich geworden sein.  WzsTERMAIER fand auf diese Weise, dass auch in 
diesen Zellen die immerhin nicht unbetrüchtliche Turgorkraft von 3—4 Atmo- 
spháren vorhanden ist. 
Schliesslich kann nun aber auch aus der Concentration des Zellsaftes, resp. 
dem Salpeterwerthe desselben, auf die absolute Grósse der in den betreffenden 
Zellen herrschenden Turgorkraft geschlossen werden; nur ist es natürlich zu 
diesem Zwecke nothwendig, die absolute Grósse der wasseranziehenden Kraft 
irgend einer bestimmten Lósung zu kennen. Durch Vergleichung der direkt be- 
stimmten Druckkräfte mit den Salpeterwerthen des in den betreffenden Zellen 
enthaltenen Zellsaftes fand nun DE Vrıss (II, 527), dass eine Lösung von 
o,1 Aeq. Salpeter, die ungeführ gleiche Concentration besitzt, wie eine 1 2 Lósung, 
annihernd einen Druck von 3 Atmosphüren hervorzubringen im Stande ist. 
Aehnliche Resultate berechnete DE VRIES iibrigens auch aus den von PFEFFER 
mit den Niederschlagsmembranen von Ferrocyankupfer angestellten Versuchen. 
Mögen nun aber immerhin die Versuchsfehler bei diesen Bestimmungen 
noch mindestens £— 1 Atmosphäre betragen, so steht doch soviel schon jetzt fest, 
dass mit Hilfe der isotonischen Coéfficienten wenigstens eine annáhernde Be- 
stimmung der absoluten Grósse der Turgorkraft relativ leicht ausgeführt werden 
kann. So wurde denn auch bereits von WiELER (I, 77) eine solche Bestimmung 
     
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
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