Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

70 Die Pilzthiere oder Schleimpilze, 
vor Beginn der Fructification kleine stecknadelkopfgrosse, unregelmässige Polster, 
(Fig. 33, a) an denen man deutlich eine hyaloplasmatische Grundsubstanz und die 
Körnchensubstanz unterscheidet,” erstere ist unbeweglich, letztere zu Strängen, 
die ein unregelmässiges Maschennetz bilden, angeordnet und in fortwährender 
Bewegung begriffen. Allmählich macht sich an diesem Körnchenplasma das 
Bestreben geltend, sich in der oberen Region des Polsters an verschiedenen 
Punkten anzuhäufen. So entstehen kleine Höckerchen (Fig. 33, b), die nach 
mehreren Stunden zu den bekannten säulchenförmigen Fruchtträgern heranwachsen 
(Fig. 33, c). Das Hyaloplasma der Säulchen ist zunächst von den Körnchen- 
plasma-Strängen nach allen Richtungen durchsetzt, sehr bald aber wandern die- 
selben in den peripherischen Theil des Säulchens hinein und bilden eine eng- 
maschige Schicht, die nach aussen hin nur von einer dünnen Hyaloplasma- 
schicht bedeckt wird (Fig. 34, a). Schliesslich zerfällt jene Plasmaschicht simultan 
in eine Unsumme von kleinen Plasmaportionen, die dicht neben einander gelagert 
die Gestalt polygonaler Platten und je einen Kern zeigen (Fig. 34, b). Aus jedem 
dieser Segmente geht eine Spore hervor in folgender Weise. Das Plasma-Segment 
wölbt sich nach aussen vor, die dünne Hülle des Hyaloplasmas vor sich her- 
stülpend, und wächst zu einem erst cylindrischen, dann keuligen Körper heran. 
In dem Maasse, als der Stiel sich verlängert und verschmälert, vergrössert sich 
das kopfförmige Ende und nimmt alles Plasma des ersteren auf (Fig. 34, b). 
Sehr bald grenzt sich das kugelige Ende durch eine Haut gegen den entleerten 
Stiel ab, erhält selbst eine Membran und wird zur kugeligen, dann ellipsoi- 
dischen, später abfallenden Spore. ' Die Hyaloplasma-Haut des Polsters und der 
Säulchen ist schon lange vorher erstarrt und bildet ein Hohlgerüst, auf welchem 
die Sporenstiele (Sterigmen) stehen. 
Abschnitt II. 
Physiologie. 
I. Bestandtheile des Mycetozoenkörpers. 
Die Mycetozoen sind in Folge ihres Chlorophyllmangels, wie wir sahen, 
nicht im Stande, sich selbst den Bedarf an organischer Substanz zu verschaffen, 
mithin auf vorgebildete organische Materie angewiesen. 
Die Frage, welche stickstoff- und welche kohlenstoffhaltigen Körper 
es denn sind, von denen die Mycetozoen sich nihren kénnen, kann 
zur Zeit noch gar keine Beantwortung erfahren, da Ernührungsversuche mit be- 
stimmt zusammengesetzten Nährlôsungen noch nicht vorliegen *). 
Aber selbst auch bezüglich der Frage, welche Bestandtheile der Myceto- 
zoenkörper enthält, liegen nur erst wenige Untersuchungen vor, die sich fast aus- 
schliesslich auf die Plasmodien und Sporen von Fuligo varians (Aethalium septicum) 
beziehen und insbesondere von REINKE und Roprwarp*) herrühren. Als Grund- 
stoffe solcher Plasmodien fanden REINKE und RODEWALD Kohlenstoff, Wasser- 
7) Mit Ausnahme eines Falles: BREFELD (l. c.) hat Dictyostelium mucoroides in Hippursäure- 
Lósung und in einer Lósung des Kalisalzes der Harnsäure mit Erfolg cultivirt. 
7) REINKE und RoDEWALD, Studien über das Protoplasma (Unters. aus dem bot. Labor. zu 
Góttingen. 1881, Heft II). — BRACONNOT, Recherches analytiques sur la nature des Champignons. 
Ann. de chimie, Bd. 80. DE Bary, Mycetozoen. 
       
  
  
    
   
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
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