Full text: Handbuch der Botanik (Vierter Band)

4 Die fossilen Pflanzenreste. 
mehr oder weniger begründete Vermuthung, selten aber eine Thatsache aus- 
sprechen können. 
Für die Unterscheidung kleinerer Gruppen, wie Familien, Gattungen be- 
nutzen wir für die lebenden Pflanzenformen ebenfalls die an den geschlechtlichen 
Vorgängen betheiligten Organe. Wie wenig steht uns in dieser Hinsicht für die 
fossilen Pflanzen zur Disposition und in den Fällen, wo geeignete Erhaltungszu- 
stände uns vorliegen, hängt die Deutung nicht selten von subjectiven An- 
schauungen ab. Verhältnissmässig bieten Archegoniaten und.Gymnospermen viel 
zur Beobachtung geeignetes Material, wie vieles ist aber auch in diesen beiden 
Gruppen noch hinsichtlich der Familien und Gattungen der Aufklärung bedürftig. 
Dass Monocotylen und Dicotylen existirt haben, dass einzelne Gattungen aus 
diesen beiden grossen Reichen vorhanden waren, dass solche sich bis in die 
Jetztzeit erhalten haben, können wir mit Bestimmtheit aussprechen, wie gering 
auch gegenüber der Gesammtzahl der Reste ihre Anzahl sein mag. Für jene 
Arten, welche für Verbreitung, wie für die historische Entwicklung der jetzt die 
Erdoberfläche bedeckenden Vegetationsformen mit zu den wichtigsten gehören, 
fehlen uns die entscheidenden Reste beinahe gänzlich, und was davon etwa 
erhalten ist, kann zum Theile den verschiedensten Deutungen unterliegen. Ich 
erinnere beispielshalber an die Gruppe der Thallophyten, der Farne. 
So ist man denn genöthigt, zu Organen für die Charakteristik seine Zuflucht 
zu nehmen, welche die Systematik entweder gar nicht oder nur bei der Be- 
schreibung der Art berücksichtigt, die Form und den Leitbündelverlauf der 
Blätter, welch’ letzterer für die fossilen Farne von BRONGNIART, für die lebenden 
Farne von PnEsr zur Unterscheidung der Gattungen verwendet, von METTENIUS richtig 
als untergeordnetes Merkmal benutzt wurde. Das gleiche Strukturverhältniss hat 
bei den Gymnospermen, den Monocotylen und Dicotylen durch ETTINGSHAUSEN 
zwar eine eingehende Darstellung erfahren, in der Systematik ist es kaum von 
einem anderen als von DRUDE für seine Gruppe der Dictyoneurae (vergl. d. Hand- 
buch III, 2. pag. 335) als diagnostisches Merkmal verwendet worden und selbst der 
Versuch, den Leitbündelverlauf der Blätter für die Gruppirung der Arten inner- 
halb einer Gattung zu verwenden, ist meines Wissens nicht gemacht worden. 
Auch die Frage, ob die Form der Blätter und ihre Flächenausdehnung in einer 
bestimmten Beziehung zum Leitbündelverlauf steht, ist eingehend nicht untersucht, 
so nahe es liegt, dass bei der physiologischen Bedeutung, welche der Leitbündel- 
verlauf für das Blatt hat, zwischen beiden eine bestimmte Beziehung existirt. 
Dennoch gründet sich die Gliederung der fossilen Reste in einzelne Gattungen, 
die Uebertragung der Gattungsnamen lebender Pflanzen auf fossile Reste auf die 
angebliche Identität des Leitbündelverlaufes der Gattungen bei beiden, neben 
diesem auf die Form des Blattes. Allerdings sind wir bisweilen im Stande, unter 
besonders günstigen‘ Umständen erhaltene Blüthen für die Untersuchung ver- 
wenden zu können, zuweilen gilt dies auch für die Früchte, immer ist es jedoch 
nur eine geringe Zahl, welche in diesem Sinne benutzt werden kann, über- 
wiegend sind jene Reste, für welche uns nur Blattform und Leitbündelverlauf zur 
Disposition stehen. 
Unter solchen Verhältnissen ist dann wohl die Frage berechtigt, in wieweit 
Leitbündelverlauf und Blattform wirklich einen diagnostischen Werth haben und 
einen durchgreifenden Charakter für eine gróssere oder kleinere Gruppe abgeben 
können. Greifen wir auf Geradewohl eine Familie aus der Reihe der Dicotylen 
heraus, z. B. die Juglandaceen, so wird der Leitbündelverlauf von SCHIMPER bei 
        
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
   
  
  
     
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