Full text: Handbuch der Botanik (Vierter Band)

212 Die fossilen Pflanzenreste. 
nisse hinsichtlich der Myricaceen. Dass sie im TTertiár vorhanden waren, wird 
glaublich durch den Ausspruch eines so hervorragenden Pflanzenkenners wie 
BENTHAM, welcher zahlreiche angebliche Proteaceen als dieser Familie angehórig 
erklärte. Indess bei der Aehnlichkeit ihrer Blätter mit jenen anderer Familien, 
bei dem Fehlen an brauchbaren Früchten und Blüthen lässt sich nur etwa 
sagen, dass die unter den heutigen Arten isolirt stehende Myrica asplenifolia 
RicH. und ihr Vorkommen in Nordamerika eine oder mehrere Arten im Tertiár 
als Vorläufer gehabt haben kann, die sehr verbreitete M. acutiloba BRONGN. mit 
ihren Verwandten, deren Werth als Arten dahingestellt sei. Bei den Salica- 
ceen kónnen wir mit Bestimmtheit sagen, dass die Gattungen Salix I. und 
Populus L. im Tertidr vorhanden waren, ausserdem geben Blüthen und Früchte 
wenigstens für einen Theil ihrer Reste Anhaltspunkte, welchen Gruppen sie ange- 
hörten. Eine Abtheilung, die Glacialweiden, fehlt günzlich, wir kennen sie fossil 
und zwar noch lebende Formen, wie SaZix reticulata, S. retusa, herbacea, polaris, 
nur aus den postglacialen Bildungen, sie sind in diesen insbesondere durch die 
Untersuchungen NATHORST’s überall wo diese vorkommen, nachgewiesen, nicht 
selten weit entfernt von den Stellen ihres heutigen Vorkommens, manche von 
ihnen, wie S. myrtilloides, noch jetzt auf Torfmooren. Ebenso kennen wir aus 
dem Quartür eine Reihe noch existirender Arten, wie S. cinerea, S. aurita, ein 
Beleg für die einstige Ausdehnung der Gletscher, die Erklärung für das heutige 
Vorkommen solcher Arten und solcher aus anderen Familien (vergl. Be/ula) an 
einzelnen Lokalititen z. B. den Mooren und Haiden Süd- und Nordeutschlands. 
Ob Salix und Populus schon in der späteren Kreidezeit einen Bestandtheil 
der Vegetation bildeten, làsst sich, da Blüthen und Früchte fehlen, nur Blätter ge- 
funden sind, weder unbedingt bejahen noch auch verneinen. Angegeben sind sie 
aus der jüngeren Kreide Nordamerika's und Europa's. Das Gleiche gilt für das 
Eocán, doch dürfte Populus primigenia SAP. aus dem Eocän von Sezanne eine 
Pappel sein. Vom Oligocän bis in das Pliocän ist das Vorhandensein der 
Pappeln wie der Weiden ausser Zweifel; aus der Gruppe der Silberpappeln 
Populus Leuce UNGER, P. leucophylla UNGER im Oligocän und Miocän, P. alba 
L. var. pliocoenica Sap. Pliocin von Meximieux, im Quartär von Cannstadt eine 
ausgestorbene Art P. Frasii HEER, die recenten Arten /. alba L. im Quartàr von 
Aygelades in der Provence, À. canescens L. im Quartär von Ceyssac. Aus der 
Gruppe der Zitterpappeln, J^ ZeZadum UwGER vom Oligocün bis in das Ober- 
miocün, Æ Richardsoni HEER vom Mackenzie River bis Spitzbergen und Sacha- 
lin, der nordamerikanischen 2. /remuloides nahe stehend, im Pliocän des Cantal 
P. tremula L.; eine der verbreitetsten Arten aus der Gruppe der Schwarzpappeln 
ist 2. Jatior A. Br. mit der nordamerikanischen 2. canadensis 1.. verwandt, aus 
der Gruppe der Lederpappeln, mit 2. euphratica OLIV. verwandt, P mutabilis 
Hrrr. Es ist bei der Variabilität der Blätter dieser Art nicht unwahrscheinlich, 
dass die Verbreitung der recenten Art vom Norden Afrika’s bis in die Steppen 
Mittelasiens bedingt ist durch ihr ausgedehntes Vorkommen in der Tertiárzeit. 
Die von Oeningen und Schossnitz stammenden Blüthen und Früchte von 
Salix und Populus, ferner die unverkennbar zu Salix gehörigen Blätter, S. Lava- 
teri HEER, S. varians GOpp., S. Raeecana HEER sprechen für die Existenz dieser 
Gattung während der Tertiärzeit, zugleich für das Vorkommen von Formen in 
der Polarregion, welche jetzt dort nicht mehr sich finden, sondern bis über den 
83° nördl. Br. durch Glacialweiden ersetzt sind. 
Aus der Reihe der Urticineen haben wir für die Ulmaceen und Celtideen 
         
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
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