Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

Die fossilen Pflanzenreste. 
Liriodendron darf bei seiner eigenthümlichen Blattform und dem dadurch be- 
dingten Leitbündelverlauf als eine in der Kreide und dem Tertiär vorkommende 
Pflanzenform betrachtet werden, zumal Früchte, jenen der lebenden Art ähnlich, 
nicht fehlen. LZ. laramiense LESTER WARD ist zu unvollständig erhalten, um be- 
weisfähig zu sein. 
Genau dasselbe gilt für die Anonaceen, von welchen die für Samen er- 
klärten Reste nicht einmal solche, sondern Steingehäuse einer Steinfrucht sind. 
Noch fraglicher sind die Ranunculaceenreste, welche zum grossen Theile 
schlecht erhaltene Gramineenblüthen sein können, der Leitbündelverlauf der aus 
dem Pliocän Japans stammenden C/ematis Sibiriakoffii keineswegs Clematis allein 
zukommt, die zur Gattung JDewaiguea SAP. et MaARION erhobenen hand- oder 
fingerfórmig getheilten Blitter aus der jüngeren Kreide und dem Eocidn auch zu 
den Araliaceen gehóren kónnen. 
Bei den zu den Lauraceen gezogenen Blättern ist zuerst hervorzuheben, 
dass ein für alle Gattungen giltiger Leitbündelverlauf nicht existirt, ferner dass 
der strablige Leitbiindelverlauf, drei Primirleitbiindel entweder sogleich oder die 
beiden seitlichen über der Basis der Blattfláche aus dem mittleren austretend, auch 
bei anderen Familien, z. B. den Melastomaceen vorkommt.  Blütter mit diesem 
Leitbündelverlauf sind demnach nicht unbedingt solche von Lauraceen. Blüthen 
und Früchte mit Zweigen im Zusammenhange kónnen bei guter Erhaltung 
wohl für die Familie beweisend sein, dergleichen Erhaltungszustánde sind indess 
nur selten. Wie es bei den vorausgehenden Familien der Fall ist, so wird auch 
bei den Lauraceen meist kein sicherer Nachweis ihres Vorhandenseins geführt 
werden können, weil die beweisenden Reste fehlen. Diejenigen Reste, welche 
aus dem Bernstein des Samlandes und dem Obermiocän von Oeningen stammend, 
am Entschiedensten für die Existenz der Familie im späteren Tertiär sprechen, 
sind von dem ersteren Fundorte Cinnamomum Felixii CoNwENTz und C. proto- 
typum, beide unzweifelhafte Lauraceenblüthen, ebenso eine dritte, Zrianthera eusi- 
deroxyloides CONWENTZ. Ebenso sicher sind meines Erachtens die von HEkER von 
Oeningen beschriebenen C. SeAeucAzeri HEER, C. Janceolatum HEkR und. C. Ross- 
mässleri HEER. Wenn auch die Blüthen nicht in der gleichen Weise die Sicher- 
heit der Zugehörigkeit zu den Lauraceen gewähren, so ist doch der Gesammt- 
habitus der Zweige ein solcher, dass man sie als Beleg ansehen darf. Was nun 
sonst noch von Lauraceenblättern beschrieben ist, mag theilweise zu dieser Fami- 
lie gehören, ebenso Blüthen und Früchte, wir haben nur kein Mittel, um zu be- 
weisen, dass dies unzweifelhaft der Fall ist. Nur Blätter, welche zu Sassafras 
HEER gezogen sind, kónnen wir bei der eigenthümlichen Theilung ihrer Blattfláche 
bei dieser Gattung einreihen, sodann noch einige im Süden Europa's und auf 
den Canaren vorkommende Arten, wie Zaurus nobilis L. in den Tuffen von 
Montpellier, Oreodaphne jfoetens Arr. in den Tuffen von St. Jorge und Laurus 
canariensis AIT. von Meximieux, alle jetzt noch auf den Canaren, in Siideuropa 
und als Beleg für die früher weiter reichende Verbreitung nach Norden für cana- 
rische Arten und der Erhaltung von Tertiärarten bis in die Jetztzeit. 
Für den Nachweis des Vorkommens der Nymphaeaceen liegen zunächst vor 
die grösseren und kleineren Fragmente der Rhizome, welche die von Luftgängen 
durchsetzten Blattstielnarben, an den Blattkissen die Narben der Nebenwurzeln, 
letztere kreisrund, in Reihen übereinanderstehend, erstere auf der Abbruchsstelle 
in Bezug auf ihre Weite verschieden, in verschiedener Weise geordnet zeigen. 
Ausserdem kommen Samen vor, welche durch ihren Bau tropischen Gattungen 
      
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
     
  
  
  
  
    
   
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
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