Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

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grosser Theil der zu den Protaceen gebrachten Reste den Myricaceen überwiesen 
wurde. Meiner Ansicht nach fehlen für das Vorhandensein der Santalaceen im 
Tertiár Europa's beinahe alle Beweise, denn einerseits sind die als Leptomeria LABILL. 
beschriebenen Zweige blattlose oder mit Blattstielresten besetzte Zweige, an 
welchen ich nichts mit dieser Gattung übereinstimmendes finden kann, als den 
zuweilen zizagfórmigen Wuchs. In einzelnen Diagnosen, denen sfoliorum rudimentac 
zugeschrieben werden, macht sich die richtige Auffassung geltend. Diese Reste sind 
eines der prägnantesten Beispiele, dass durch das Festhalten an einer bestimmten 
Voraussetzung die richtige Erkenntniss bei Seite geschoben wird. Auch die als 
Santalum beschriebenen Blätter sind ebenso fraglich. Was die als Æxcoecaria 
radobojana von UNGER aus Radoboj beschriebenen Früchte betrifft, so sind dies 
ohne Zweifel Blüthen- oder Fruchtreste, ob aber von Santalaceen oder einer 
anderen Familie, lässt sich kaum sagen. Früchte mit unterständigem Fruchtknoten 
und stehen bleibendem Kelche sind nicht so selten. Eine nähere Untersuchung 
ist durch die Art der Erhaltung ausgeschlossen. Auffallend ist es, dass Häring 
neben Sotzka und Sagor beinahe die einzigen Fundorte dieser Reste sind, demnach 
die Santalaceen, welche jetzt vorzugsweise die südliche Halbkugel einnehmen, ein 
sehr kleines Gebiet während der Tertiärzeit eingenommen hätten, ausserdem zwei 
Inseln, die eine im Süden Frankreich’s, die andere bei Bonn am Rhein. Tertiárarten, 
welche richtig bestimmt, pflegen sich anders zu verhalten. 
Im Bernstein des Samlandes ist eine mit Z7eszum L. und anderen mit fünf- 
zihligen Blüthen versehenen Santalaceen verwandte Blüthe, ZZesiantAium inclusum 
CONWENTZ (a. a. O. tab. 13, Fig. 1—5) erhalten, eine Zwitterblüthe mit kurzem 
dicken Stiele, fünftheiligem Perigon, mit spitzen ganzrandigen, dreieckigen Lappen, 
fünf an der Basis der Lappen stehenden Staubblátter, sehr kurzen Trägern, unter- 
stindigem Fruchtknoten und sitzender Narbe, Discus wenig hervortretend. Von 
CowwENTZ wie ich glaube bei den Santalaceen mit Recht untergebracht, da er, 
obwohl wir nur das Aeussere des Fruchtknotens kennen, kaum in irgend einer 
anderen Familie Platz finden kann. Ausserdem sind durch Caspary zwei Bliithen 
beschrieben, welche ihr Autor mit Osyris als O. Schicferdeckeri und O. ovata 
bezeichnet, jede mit drei Perigonabschnitten, die erstere mit drei Staubblättern, 
der Discus dreieckig, der Fruchtknoten fehlend, bei der letzteren das Perigon ge- 
schlossen. Nach der Beschreibung könnten wohl dreizählige Blüthen einer 
Osyris vorliegen, deren Verbreitung in der älteren Tertiärzeit weiter nördlich sich 
erstreckte, zumal eine der recenten Arten, O. alba L., bis in das südliche Tirol 
und die südliche Schweiz verbreitet ist, eine Verbreitung, welche an andere im 
Tertidr sicher nachgewiesene Gattungen erinnert. Die Blätter der Pro- 
teaceen sind in den bei Weitem meisten Fällen lederartig, derb, fest in Folge 
ihrer Struktur, indem die Cuticularschichten der Epidermiszellen stark entwickelt 
und zwischen das Blattparenchym mechanische Elemente eingelagert sind. Wären 
wir in der Lage, die als Kohlenbelag erhaltenen Blätter untersuchen zu können, 
so würden im Zusammentreffen mit anderen Merkmalen diese Structurverhältnisse 
uns nicht selten Proteaceenblätter sicher ermitteln lassen, es ist mir jedoch nie 
gelungen, mehr als die Cuticularbildungen zu erhalten. Wir sind demnach auch 
wieder auf den Leitbündelverlauf und die Blattform angewiesen. Wie wenig zu- 
Verlässig beide sind, ist zur Genüge gesagt, bei dieser Familie um so mehr, wenn 
man bezüglich der Sichtbarkeit des ersteren den Bau der meisten Proteaceen- 
blätter berücksichtigt und im Auge behält, mit welchem Erfolge wir die Trennung 
der Blätter in unseren Herbarien nach diesem Merkmale durchführen würden. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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