Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

256 Die fossilen Pflanzenreste. 
SCHIMPER in seinem Traité de paléontologie végétale spricht BENTHAM gegenüber 
die Ansicht aus, dass ein grosser Theil dieser Blátter den Proteaceen angehôre, 
ohne sie jedoch zu begründen und führt dann den grôssten Theil der von den 
Autoren dieser Familie zugeschriebenen Arten auf, bei der Charakteristik der ein- 
zelnen Gattungen jene der recenten als Grundlage benutzend. Dafür liegt uns das 
Material im fossilen Zustande gar nicht vor, der bei weitem grósste Theil der 
Reste sind Blätter, dann einzelne Früchte und Samen. Können die letzteren 
uns aber den Beweis für die Abstammung von Proteaceen liefern? Ich glaube 
nicht, dass diese unbedingt beweisend sind und nenne aus den zahlreichen Bei- 
spielen geflügelter Samen nur die Coniferen und Bignoniaceen, welche ähnliche 
Samen besitzen. Ferner kommt dabei in Betracht, ob nicht geflügelte Früchte 
für Samen gehalten sind, was im fossilen Zustande nicht zu den unwahrschein- 
lichen Dingen gehört und bei den Malpighiaceen möglich. Von SCHIMPER ist 
die Gattung Dryandra, welche von anderen und auch von mir bei Myrica 
als eine der M. asplenifolia RicH. analoge Art erwähnt ist, bei den Pro- 
teaceen belassen. Wie immer sind auch bei den Proteaceen die Blüthen- und 
Fruchtreste die wichtigsten, sie seien daher auch zuerst erwähnt. Die Gattungen 
Embothrites Sav., Rhopalospermites Sap. sind solche, welche nur aus Samen be- 
stehen, während bei den Gattungen Persoonia Gw., Lomatia R. Br. und Hakea 
SCHRADER Früchte und Samen. theils mit Blättern in Verbindung gebracht, theils 
allein als Arten unterschieden sind. In keinem Falle ist der Zusammenhang mit 
den Blättern erhalten, die Vereinigung der Blätter und Samen ist auf das ge- 
meinsame Vorkommen beider gegründet, was, da die Samen der Proteaceen meist 
geflügelt sind, nichts beweist. Die Früchte sind entweder Steinfrüchte oder Kapseln 
von holziger oder lederartiger Textur, zuweilen von nicht unbedeutender Grósse. 
Ihre Erhaltung wäre also nicht unmöglich, ja sogar gegenüber anderen begünstigt. 
Dennoch sind deren nur sehr wenige beschrieben, was bei der gar nicht unbe- 
deutenden Anzahl von Blättern auffallen muss, ebenso dass Blüthen gänzlich 
fehlen, deren Erhaltung durch den Bau ebenfalls begünstigt wird. Wir finden 
in der Entwickelung begriffene Fruchtknoten von Persoonia Daphnes ETTINGSH,, 
P. Myrtillus ETTINGSH. von Häring und Sotzka, von 7. radobojana UNGER, mit 
Blättern combinirt, sodann von Lomatia Pseudo-Ilex UNGER von Sotzka und Z. ocea- 
nica ErriNGsH. von Sagor, ebenfalls isolirt; als Zmöbothrites eine Anzahl Samen, 
endlich Samen mit einzelnen Z/aZea-Arten vereinigt, von diesen auch einige isolirte 
Samen als eigene Arten beschrieben. Dass diese zu den Proteaceen gehören, da- 
für liegt nicht entfernt ein Beweis vor, es ist einfach Willkür, sie mit diesen oder 
jenen Blättern zu verbinden, wie es ganz willkürlich ist, die Blätter als Proteaceen- 
blätter zu bezeichnen. Wir haben für diese so wenig wie bei einer anderen Familie 
einen die Familie oder eine Gattung charakterisirenden Leitbündelverlauf und kann 
ich wenigstens weder bei den Früchten noch bei den Blättern einen Beleg für die 
Existenz der Proteaceen im Tertiär finden, da auch die letzteren keinen Beleg 
dafür liefern. Die zahlreichen aus der Kreide wie dem Tertiär als Proteoides HEER 
beschriebenen Blütter sind ohne Bedeutung, ich kann von ihnen nur sagen, 
dass es durchaus willkürlich ist, wenn man Blätter, welche nichts als den Mittel- 
nerv und den Umriss, nicht selten beides unvollständig zeigen, mit irgend einer 
Familie vereinigt. Auch für die Familien der Thymeleaceen und Elaeagnaceen 
kann ich zu keinem anderen Resultate gelangen. Weder die Blätter noch die 
zu diesen beiden Familien gezogenen Früchte liefern meiner Ansicht nach einen 
Beleg für deren Existenz im Tertidr, fiir die letzteren hat SCHIMPER schon be 
    
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
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