304 Die Pilze.
in basipetaler Folge eine zweite, eventuell eine dritte, vierte etc. (Fig. ro, IIT).
Hier haben wir also ebenfalls eine basipetale Conidienbildung wie beim ersten
Typus; aber der Träger streckt sich nicht vor jeder Abschniirung, sondern bleibt
vollkommen unthätig, so dass durch die vorschreitende Abgliederung immer ein
Stück nach dem andern von ihm abgeschnitten und er dementsprechend immer
kürzer wird (Fig. 19, IIT) eventuell bis zum Verschwinden.
Beispiele: Milchschimmel (Ozdzwm lactis), Schimmel der Schwüámmchen-
krankheit (Oidium albicans), gewisse Oidium-artige Conidienfructificationen bei
Hutpilzen (BREFELD, Schimmelpilze VIII) und Becherpilzen (Ascoboleen). Im
Allgemeinen ist dieser Typus im Vergleich zu I und II minder häufig.
Die den drei besprochenen Typen entsprechenden Verschiedenheiten im
Verhalten des Trägers prägen sich am schärfsten in graphischer Darstellung
aus (Fig. 19, IV.)
Bei gewissen Pilzen kommt keine Kettenbildung zu Stande, sei es, dass
die Conidie jedesmal sofort nach der Bildung vom Träger abfällt, sei es, dass
überhaupt nur eine einzige Conidie erzeugt wird. Unbestreitbar findet Letzteres
statt bei Pestalozzia truncatela (Fig. 24, II. IIT, sowie bei den als Wintersporen
(Teleutosporen) bezeichneten Conidien der Rostpilze (Uromyces, Puccinia etc.,)
besonders auch bei dem Fliegenschimmel /wusa Muscae) und anderen Ento-
mophthoreen. In beiden Fällen handelt es sich um terminal gebildete Coni-
dien. Aber auch gewisse Arten, welche ihre Conidien lateral abschnüren,
produciren an jeder Abschnürungsstelle immer nur eine einzige Conidie, so z. B.
Arthrinium-Vertreter (Fig. 26, VI. VII).!)
Form und Bau der Conidien. Genau terminal entstehende Conidien
mit genau senkrecht stehender Achse sind im Allgemeinen actinomorph ge-
baut, d. h. es lassen sich durch die Achse mindestens zwei Ebenen legen, deren
jede die Conidie in spiegelbildliche Hälften theilt (z. B. Fig. 24, I. V).
Zygomorphe (symmetrische, bilaterale) Ausbildung treffen wir im Allge-
meinen bei Conidien mit lateraler Stellung. Ob etwa alle lateralen Zygomorphie
zeigen, ist wohl nur sehr schwierig festzustellen, da die meisten Formen zu ge-
ringe Grósse besitzen. Zygomorph sind ferner alle terminalen Conidien mit ge-
krümmter Achse (Fig. 24, IV. VI— VIID. Ausgeprigte Zygomorphie zeigen z. B.
die stets lateral entstehenden Conidien von AzZAzznzum caricicola (Fig. 26, VI. VIT).
Ausser in der Form spricht sich die Bilateralitát der Conidien häufig aus in
einseitiger Verdickung und Färbung der Membran (Arthrinium caricicola,
Fig. 26, VII2), oder in der Insertion von eigenthümlichen seitlichen Anhängseln
wie sie z. B. bei Discosia auftreten, hier in Form feinster Fäden (Fig. 24, VI).
Es giebt manche Pilze, die an gleich- oder verschiedenartigen Trägern ziemlich kleine und
ziemlich grosse Conidien erzeugen. Man hat dann die einen mit Tulasne als Microconidien
die andern als Macroconidien, in der Grösse dazwischen liegende auch wohl als Megalo-
conidien bezeichnet.
Alle Conidien sind anfangs einzellig; viele, selbst relativ sehr grosse,
bleiben es auch später. In zahlreichen Fällen indessen werden sie durch Bildung
von Scheidewänden zwei- oder mehrzellig bis vielzellig (z. B. Septosporium bi-
1) Literatur über Conidienbildung: CorDA, Icones fungorum. — BONORDEN, Allgemeine
Mycologie. FRESENIUS, Beiträge zur Mycologie, Frankfurt 1850—63. TULASNE, Selecta fungorum
Carpologia. DE Bary, Morphologie, pag. 48— 50. — ZALEWSKY, Sporenabschnürung und
Sporenabfallen bei den Pilzen. Flora 1883. Lôw, E., Zur Entwickelungsgeschichte von Peni-
cillium. PRINGSH. Jahrb. VII. 1870. — BREFELD, Schimmelpilze I—VIIL