Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

Die fossilen Pflanzenreste. 
Thallophyten. 
Pilze. 
Algen und Pilze sind zwei Gruppen, aus welchen, insofern die fossilen 
Formen in Betracht kommen, zahlreiche Abschreckungsmittel für den Botaniker ge- 
schöpft werden können. Dass es an Pilzen in den früheren Erdbildungsperioden 
nicht gefehlt hat, ist ausser Zweifel, da die Bedingungen für ihre Existenz reich- 
lich vorhanden waren und wie HzER nachgewiesen, die Reste der Pilzkäfer und 
Pilzmücken, den aus den allgemeinen Verhältnissen gezogenen Schlüssen eine 
Stütze sind. Die Frage ist nur, wie gross der Werth aller auf Blättern, Rinden 
und Stengeln vorkommenden und beschriebenen Pilze ist, inwieweit dieselben 
wirklich solche sind und in welcher Beziehung sie zu jenen der Jetztwelt stehen. 
Denn dass das rein äusserliche Aussehen hier für die Bezeichnung entscheidend 
wäre, eine nähere Untersuchung, wie sie meist angestellt wurde, gar keine Auf- 
schlüsse gewährt, ist ausser Frage. Zudem sind Dinge für Blattpilze erklärt 
worden, welche mit ihnen nichts zu thun haben. Insbesondere aus dem Tertiär, 
aber auch aus älteren Formationen sind Dutzende solcher Pilze beschrieben, 
ohne dass der Versuch einer genauen Untersuchung gemacht worden wäre. 
Ein solcher würde sicher in manchen Fällen von Erfolg begleitet sein. Von keiner 
besonderen Bedeutung sind die Mycelien (NVycfomyces UNGER), welche in verkieselten 
und Braunkohlenhólzern vorkommen und auch in älteren Formationen nicht 
fehlen, wie WiLLIAMSON gezeigt hat (Zvromospories amtiquarius WORTH. SMITH), 
dann RENAULT und BERTRAND in Samen von Cordaiten: Grilletia Sphaerospermit. 
Dass vAN TiEcHEM's Angabe des Vorkommens von Bacterien in verkieselten 
Hôlzern a priori nicht in Abrede gestellt werden kann, liegt auf der Hand. Nur 
wenige Formen aus dieser Gruppe verdienen eine Erwähnung, z. B. die auf 
Rinden vorkommenden Pyrenomyceten, deren mikroskopische Untersuchung móg- 
lich ist, so Zrematosphaeria lignitum FIEER, Phacidium umbonatum BECK, aus dem 
Tertiär der Schweiz und Sachsens, sodann Polyporus foliatus LUDWIG, aus der 
Wettiner Braunkohle, wozu dann noch die in Bernstein eingeschlossenen, von 
GôPPERT und CasPArY beschriebenen Pilze kommen, den Fadenpilzen angehôrig, 
freilich von geringer Bedeutung. Von den auf Algen parasitisch vorkommenden 
Pyrenomyceten, den Flechten, deren Existenz ebensowenig wie die anderer Pilze 
zu bezweifeln ist, sind aus dem Tertidr einige wenige Reste beschrieben, z. Th. 
allerdings sehr problematischer Natur. 
Algen. 
Dass in den früheren Entwicklungsperioden der Erde Algen existirt haben, 
ist nicht zu bezweifeln, aus dem Grunde nicht, weil sich kein Grund finden lässt, 
wesshalb sie gefehlt haben sollten. Eine ganz andere Frage ist, ob wir im 
Stande sind, ihre frühere Existenz, ihr erstes Auftreten mit Bestimmtheit nachzu- 
weisen und ihre Beziehungen zu den lebenden nachzuweisen. Die Zahl der be- 
schriebenen Formen ist allerdings nicht so unbedeutend und gehóren sie desshalb 
so ziemlich allen Hauptgruppen der Familie an. Ich muss leider zugestehen, 
dass ich in früherer Zeit selbst weniger vorsichtig mit Cozferuztes, Sphaerococcites 
und Aehnlichem verfahren bin, als dies jetzt der Fall ist. Denn nicht selten 
kommt es vor, dass stark macerirte Pflanzentheile, Absonderungen in den Ge- 
steinsstücken, wie die rhátische Actiniopteris, deren Kohle sich später als Mangan 
erwies, chemische Umsetzungen der Bestandtheile der Gesteine, Infiltrationen, 
    
   
    
   
   
  
  
   
   
  
  
   
   
  
  
  
   
  
  
   
   
  
  
  
   
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
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