328 Die Pilze.
verzweigte Conidienfrüchte vor, indem aus der einen Frucht eine zweite, aus
dieser eine dritte etc. hervorsprosst. Die successiven Sprosse sind dabei meist
sympodial angeordnet.
Die Conidienfrüchte entstehen entweder unmittelbar auf den Fäden des Mycels
(Fig. 39, V), oder auf besonderen stromatischen Bildungen von im Wesentlichen ganz
demselben Character, welchen wir bei Besprechung der Conidienlager kennen
lernten. Gewöhnlich sind die Pycniden diesen Stromata eingesenkt (Fig. 34, IX s),
doch so, dass sie mit ihrer Mündung an die Oberfläche reichen.
KEN Die Conidien der Conidienfriichte nannte TULASNE Stylosporen, eine wie DE BARY treffend
Li | urtheilt unglücklich gewählte Bezeichnung, die, wenn man num einmal einen besonderen Namen
haben will, besser durch Pycroconidien}) zu ersetzen ist. Bei manchen Pilzen giebt es dreierlei
nu Pycniden: solche mit grossen, meist mehrzelligen, solche mit mittelgrossen ein- oder zwei- |
LI IERI a a | zelligen und solche mit sehr kleinen einzelligen Conidien. Es hat sich bei der Beschreibung
| das Bedürfnis herausgestellt, diese drei Formen durch besondere Namen zu unterscheiden, daher
die Bezeichnung Macro-, Megalo-, und Microconidien?). Letztere sah man früher als
männliche, wie Spermatozoiden fungirende Zellen an und nannte sie daher Spermatien, die be-
treffenden Conidienfrichte Spermogonien (Fig. 21 II, S/.). Es hat sich indessen eine solche sexuelle
Funktion bisher nicht nachweisen lassen, und daher sind diese Namen im Grunde unberechtigt,
Sie mögen indessen als längst eingebürgerte Zermini technici fiir Pycniden mit Mikroconidien bei- I
M behalten werden, bis verminderter Sprachgebrauch sie allmühlich von selbst abstósst. Thatsache ist,
ui dass viele dieser kleinsporigen Pycniden Conidien produciren, welche mit den seither üblichen Cultur-
methoden nicht oder nur schwer zur Keimung zu bringen sind, ein Moment, das man als ein
gewichtiges Argument für die sexuelle Bedeutung dieser winzigen Organe ins Feld zu führen
pflegte. Andererseits hat sich herausgestellt, dass manche Microconidien, die gerade »typische«
Spermatien darstellen sollten, bei nüherer Untersuchung sich als mehr oder minder leicht keimend
erwiesen. Nachweise dieser Art sind geliefert worden von mir?), indem ich zeigte, dass das, was
TULASNE bei Fumago salicina als Spermatien ansah, gewöhnliche Conidien sind, die leicht zu
| i i | Hi sehr schönen fructificirenden Mycelien auswachsen, und neuerdings von MÖLLER, der aus |
Eu HEU EN Spermatien von Flechten fructificierende Mycelien erzog. | |
2. Entwickelungsgeschichte. Rücksichtlich des Entwickelungsganges |
lassen sich 3 Typen unterscheiden.
A. Typusder Hyphenfrucht. Eristam ausgesprochensten bei den Pycniden
v der Fumago salicina und hier in allen Stadien verfolgt?). Im einfachsten Falle geht
du die Entwickelung von einer Mycelzelle aus, die sich zunáchst durch eine Querwand
in zwei Zellen (Fig. 38, I), und dann durch Wände, welche senkrecht auf der vorigen
stehen, in 4 Quadranten theilt (Fig. 38,11). Unter Umständen gehen auch zwei bis drei
nebeneinander liegende Zellen, seies desselben Fadens, oder zweier zusammengelager-
| ter Fäden, solche Theilungen ein (Fig. 38, III). Dieser durch Theilung von 1 —3 Zellen
| | entstandene Zellcomplex bildet die Anlage (Primordium) der Pycnide. Die weitere
ll E Entwickelung erfolgt nun in der Weise, dass jede Zelle zu einem vom Mycel sich
hw | erhebenden, gegliederten Faden auswüchst. Die Fäden schmiegen sich gleich
Ada ad bei ihrer Entstehung dicht aneinander und wachsen durch Spitzenwachstum weiter,
| nud einen mehr oder minder gestreckt-kegelfórmigen oder flaschenfórmigen Kórper
| bildend (Fig. 38, IV. V). Später baucht sich dann der Körper in dem Theile, welcher
En der conidienbildenden Region entspricht, mehr oder minder aus, als Folge davon,
H Hh dass die Zellen sich hier lebhaft theilen und weiten. Die genannte Region wird
!) DE Banv (Morphol. p. 244) schreibt Pycnogonidien.
2) De Bary L c. p. 244.
3) Conidienfriichte von Fumago. Halle 1878 und Nova acta Bd. 40. Nr. 7.