Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

  
  
  
  
  
    
330 Die Pilze. 
Cucurbitaria elongata, C. Platani, Leptosphaeria Doliolum, Fumago salicina, Pycnis 
sclerotivora näher studirt worden mit im Wesentlichen übereinstimmenden Fr. 
gebnissen, die sich wie folgt darstellen: Die Entwickelung wird eingeleitet dadurch, 
dass benachbarte Zellen eines Mycelfadens oder auch zweier bis mehrerer zu- 
sammengelagerter Fäden sich in kurze Glieder theilen, zuerst durch Querwàánde, 
dann durch senkrecht auf diesen stehende Wànde (Fig. 39, VI, VII), und endlich 
auch nach anderer Richtung. So entsteht ein junger Gewebekôrper (Fig. 39, II), 
der, indem seine Zellen sich vergrôssern und weiter theilen, wächst und sich 
mehr und mehr abrundet (Fig. 39, III, VIT), bis er seine definitive Gestalt erhält 
(Fig. 39, IV). In der Regel betheiligen sich übrigens an dem Aufbau auch be- 
nachbarte kurze Hyphen, indem sie sich an den Gewebekórper dicht anlegen 
und mit diesem verwachsen (Fig. 39, IImö; III, VIIIz). Schliesslich entsteht 
durch Auseinanderweichen der centralen Elemente ein Hohlraum, von dessen 
Wandung die Conidien entweder direkt oder (der Regel nach) auf besonderen 
Trägern (Basidien) abgeschnürt werden (Fig. 39, IX). 
C. Typus der Knáuelfrucht. Bei der Diplodia auf Cornus sanguinea, von 
BAUKE!) untersucht. Die Anlage besteht aus ein oder mehreren Sprossen, welche 
sich meist spiralig umschlingen und sich vielfach verzweigen; die Hyphen und 
Zweige wachsen so durcheinander, dass ein zuerst lockeres Knäuel zustande kommt, 
welches dadurch, dass immer neue Zweige zwischen die noch vorhandenen Lücken 
eingeschoben werden, allmählich dichter und dichter wird (etwa ähnlich den zur 
Sclerotienbildung führenden Knáueln von Sepzosporium Difurcum, pag. 19 und Fig. 13). 
Schliesslich entsteht ein auf dem Querschnitt pseudoparenchymatisches Gewebe. 
In demselben treten nun durch Auseinanderweichen der Elemente Hohlráume zu 
ein bis mehreren auf, in die von den angrenzenden Zellen Basidien getrieben 
werden. — Dieser Typus vermittelt zwischen A. und B. insofern, als sich die 
Frucht bei A. aus Hyphen aufbaut, andererseits schliesslich, wie bei B., gewebe- 
artigen Charakter annimmt. 
Nach den Untersuchungen Ep. FisHER's?) an den Pycniden von Graphiola- 
Arten ist die Môglichkeit nicht ausgeschlossen, dass diese Früchte, die in ihrem 
fertigen Bau von dem gewôhnlicher Pycnidenformen eigentümliche Abweichungen 
zeigen, auch einem anderen Entwickelungsmodus folgen. Die Conidienfrüchte 
sind anfangs (vielleicht mit Ausnahmen) geschlossen (Fig. 38 IX, u. 39 IV); später 
öffnen sie sich, zumeist am Scheitel (Fig. 38, VI—VIIL, Fig. 39, V, Fig. 40), eine, 
selten zwei (Fig. 38, VIII) oder mehrere Mündungen erhaltend. Das Oeffnen geschiehtin 
verschiedener Weise. Bei Fumago trennen sich die Faden an der Spitze der Pycnide 
und biegen sich auseinander (Fig. 38, VI). Die Aecidienfriichte der Uredineen reissen 
am Scheitel entweder sternförmig (Fig. 21, I), oder in weitgreifenden Längsrissen auf. 
Letzter ist der Fall bei Gymnosporangium. Bei Diplodia nach BAUKE (l. c.), sowie bei 
Pycnis sclerotivora nach BREFELD (l c.) findet sich um den Scheitelpunkt ein 
Kranz von radiär angeordneten zarten Zellen oder Hyphen, die mit ihren Spitzen 
im Scheitel zusammenstossen (Fig. 42, IVa). Bei der Reife lösen sich diese Ele- 
mente vom Scheitel aus von einander. Mittlerweile müssen natürlich auch die unter 
dieser Stelle liegenden übrigen Theile der Wandung auseinander gewichen sein, 
um mit jenen eine Mündung zu bilden. Die Entstehungsweise der Mündung 
bei Conidienfrüchten mit mehrschichtiger Wandung ist übrigens noch nicht zum 
Gegenstand näheren vergleichenden Studiums gemacht worden. 
Dic p.33 
2) Beitrag zur Kenntnis der Gattung Grap/Aioi. Bot. Zeit. 1883. 
  
  
  
       
  
  
  
  
  
  
  
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