Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

       
  
   
  
  
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Abschnitt IT. Fructificationsorgane. 363 
noch auf anderen Factoren beruht, bleibt noch festzustellen. Ebenso ist noch 
zu untersuchen, worauf die so bedeutende Ansammlung wässriger Flüssigkeit im 
Schlauche zurückzuführen ist. 
Für Zelebelus stercoreus 'TopE hat H. ZucKAL!) eine beachtenswerthe Er 
klärung gefunden: »Der Schlauch enthält nämlich in seinem Innern eine grosse 
Menge einer quellbaren Materie. Diese quellbaren Massen sind hauptsächlich 
in seiner Basisregion aufgestapelt und zwar in Form von halbflüssigen Bällchen 
oder Blasen; ihrer chemischen Constitution nach dürften sie zu der Gruppe der 
Pfanzenschleime gehóren. Gelangt nun der reife Ascus in Wasser, so nehmen 
die gummiartigen Massen das Wasser mit grosser Energie auf, wobei sie rasch 
aufquellen und sich haufenwolkenartig nach oben gegen die Sporen vertheilen.« 
Der hydrostatische Druck der Ascusflüssigkeit bewirkt schliesslich ein Ge- 
sprengtwerden des Schlauches. Doch reisst derselbe, soweit sichere Unter- 
suchungen in Betracht kommen, niemals an der Spitze, sondern entweder in 
einem ringfórmigen Riss unterhalb derselben, sodass ein fingerhutfórmiges 
Stück abgesprengt wird (Fig. 58, IlIs), wie es nach meinen Untersuchungen bei 
allen Sordarien der Fall, oder er óffnet sich mit einem Deckel wie bei den 
Ascobolus-Arten vielen Pezizen etc. Diese Einrichtungen sind desshalb wichtig, 
weil sie verhindern, dass das Verankerungsmittel vor der Entleerung aus dem 
Ascusscheitel herausgerissen wird. Bei den Sordarien sind sogar vielfach noch 
besondere Einrichtungen vorhanden, welche als mechanische Verstárkungen 
das Sprengen des Scheitels verhindern: nämlich eigenthümliche Ringfalten 
(Fig. 60, IIa), welche auch aus einem anderen Stoffe bestehen als die übrige Membran. 
2. Succedane Ejaculation. Allem Anschein nach minder häufig als die 
simultane, ward sie bisher nur bei einigen Pyrenomyceten, speciell bei 
Sphaeria Scirpi nach PRiNGSHEIMI?) und bei 527. Lemaneae nach WorONIN*) beob- 
achtet. Der Effekt ist der, dass die Sporen nicht alle gleichzeitig, sondern eine 
nach der anderen aus dem Ascus herausgeschafft werden. Nach PRINGSHEIM 
spielen hierbei folgende Vorgänge eine Rolle: Die Membran des Ascus von 
Sph. Scirpi differenzirt sich in 2 Lamellen, von denen bei der Reife die äussere 
zerreisst, wührend die innere sich aufs 2—3fache der ursprünglichen Lánge 
streckt. Die 8 Sporen sollen zunáchst in dem unteren Theile des gestreckten 
Ascus liegen, dann in den Scheitel hineinwandern. Darauf erblickt man die 
oberste Spore in eine an der Spitze des Schlauches sich bildende Oeffnung hin- 
eingedrückt und bald darauf mit grosser Gewalt hindurchgeschleudert. Sobald 
dies geschehen, verkürzt sich der Schlauch um ein Geringes — etwa um die 
halbe Länge einer Spore, sodass nun die zweite Spore die Spitze des Schlauches 
berührt und in dessen Oeffnung hineingepresst wird. Indem nun diese die 
Oeffnung verstopft, verlängert sich der Schlauch wiederum auf seine ursprüng- 
liche Länge, und die in der Oeffnung steckende zweite Spore wird sodann mit 
gleicher Gewalt wie die erste, ausgeschleudert'« Bei Fortsetzung des Processes 
werden endlich alle 8 Sporen frei. 
Bei der succedanen Entleerung gelangen die Sporen aber auch gleichzeitig 
aus dem Perithecium heraus, weil die Schlauchstreckung so bedeutend ist, dass 
1) Mycologische Untersuchungen. Denkschrift d. Wiener Akad. Naturw. mathem. Klasse. 
Bd. 51, (1885) pag. 23. 
?) Jahrb. I, pag. 189. 
3) pg BARv und WOoRONIN Beitr. III, pag. 5. 
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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