366 Die Pilze.
Mutterzelle liegen, wie dies z. B. bei der Oospore der Peronosporeen (Fig. 44, VIII)
oder den Schlauchsporen der Ascomyceten der Fall ist. Während die Ver-
dickungen vom Innenplasma her in centripetaler Folge entstehen miissen,
kónnen die von Seiten des Aussenplasmas (Periplasmas) gebildeten selbstverstünd-
lich nur in centrifugaler Folge auftreten.
Die centripetalen wie die centrifugalen Verdickungen erfolgen entweder
durchaus gleichmássig, d. h. so, dass die primáre Zellwand allseitig bedeckt
wird, oder ungleichmássig, indem sie die primäre Membran an kleineren oder
grösseren Stellen frei lassen.
Bei localisirter Verdickung von innen her bleiben meistens nur eng
umschriebene, rundliche Stellen der primären Wandung frei und solche Stellen
pflegt man als Tüpfel, Poren oder Porenkanäle zu bezeichnen (Fig. 44,
X, XI p).
Entgegen der Annahme DE Banv's!) ist die Tüpfelbildung bei Pilzen eine
sehr háufige Erscheinung. Besonders entwickelt trifft man sie bei vielen Sporen-
formen (Conidien wie Endosporen) an, wo sie z. Thl. zugleich die Stellen be-
zeichnen, an welchen die Keimschläuche austreten (daher Keimporen). Sordaria Bre-
Jeldiibesitztin der Wandung der Schlauchsporenlange, spaltenférmige Tiipfel (Fig. 60,1).
Solcher Keimporen zeigt z. B. die Sommerspore des Getreiderostes (Puccinia grami-
nis) 4 (hier sind sie im Aequator derSpore gelegen), die zweizellige Winterspore dieses
Pilzes 2, wovon der eine im Scheitel der oberen Zelle, der andere in der unteren
Zele dicht unterhalb der Scheidewand liegt. Aeusserst zahlreiche feine Poren
besitzen, wie DE BARY lehrte, die Sporenwände der Flechte Pertusaria. Nur
einen einzigen scheitelständigen zeigen die von Uromyces, von Coprinus nach
BREFELD. Bei ZZelavia basicola sind nach meinen Beobachtungen die Querwände
der in Reihen angeordneten braunen Dauerconidien mit je einem Tüpfel ver-
sehen, der aber nicht als Keimporus fungirt (Fig. 61, VZ). An den Zellen der
Fhragmidium-Teleutosporen fand ich ausser den in den Seitenwandungen gelegenen
grossen Keimporen noch ziemlich kleine in den Querwänden vor, die namentlich
bei Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure deutlich hervortraten. Exquisit
grosse Tüptel wies DE BARY an den Oogonien von Saprolegnieen [z. B. Sapro-
legnia Thuretii (Fig. 63)| nach”). Auch das Oogon von Cysopus candidus ent-
hält nach eigenen Beobachtungen in seiner Wandung einen grossen Tüpfel,
durch welchen der Befruchtungsschlauch des Antheridiums eindringt (Fig. 44,
X, XIp). Nach STRASSBURGERS) ist Tüpfelbildung in den Querwänden bei Basi-
diomyceten eine sehr verbreitete Erscheinung.
Offenbar dienen die Querwandporen, namentlich die verdickter und ge-
bräunter Zellen, zur Erleichterung des Säfteaustausches. Im terminalen Theile der
Schläuche mancher Pyrenomyceten (z. B. Sporormia, Pleospora) befindet sich ein
grosser Porus, der sich bei der Ejaculation ôffnet und die Austrittsstelle für die
Sporen bildet.
Die Verdickungen, welche auf der Aussenwand derjenigen Zellen entstehen,
die sich im Innern von Mutterzellen (Oosporangien, Schläuchen) befinden, nehmen,
wie wir sahen, ihren Ursprung aus bei der Sporenbildung nicht verbrauchtem
Plasma (Periplasma DE Bary's), das allmählich in Membransubstanz umgewandelt
wird. Dieses Periplasma besteht in Folge von Vacuolenbildung aus Plasmaplatten
1) Morphol. pag. 8.
2) Früher hielt man diese Tüpfel mit PRINGSHEIM fiir Locher.
3) Botanisches Pract. II. Aufl.