Die Pilze.
11. Aus dem Speitäubling (Agaricus integer) isolirte THÖRNER!) eine wahr-
scheinlich den Fettsäuren, speciell der Essigsäurereihe angehôrende organische
Sáure, der er die Formel C,,H,,O, gab. Sie krystallisirt aus Alkohol in schnee.
weissen, büschelfórmig gruppirten Náüdelchen, die bei 691—70? schmelzen. In
Aether, Benzol, Toluol, Schwefelkohlenstoff, Chloroform, kochendem Alkohol
und Eisessig ist sie sehr leicht, in Ligroin, in kaltem Alkohol und Fisessig
schwerer, in Wasser unlóslich. Sie krystallisirt aus den genannten Lósungs.
mitteln in Nádelchen, aus Benzol in Blittchen, aus Chloroform in Warzen.
12. Fine Fettsäure von der Formel C,,H,,O, erhielt SCHMIEDER?) aus
dem Polyporus officinalis.
Aus demselben Pilze isolirte ScHMIEDER?) eine Fettsáure von der Formel
C,5H3,O0,, von der er es unentschieden lásst, ob dieselbe mit der Ricinól.
sdure nur isomer oder identisch ist.
13. Sclerotinsdure DRAGENDORFF. »Zu erhalten, indem man gepulvertes Mutterkorn
mit Aether, darauf mit Weingeist von 85 Vol.-J erschópft und dann mit wenig kaltem Wasser
auszieht. Aus der wässrigen Flüssigkeit wird durch Alkohol sclerotinsaures Calcium gefillt,
welches nach dem Auswaschen mit Alkohol in Weingeist von 40% zu lösen ist, um Schleim
abzuscheiden, worauf man das Filtrat wieder mit absolutem Alkohol versetzt und den Nieder-
schlag aufs neue unter Zusatz von etwas Salzsäure in verdünntem Weingeist auflöst. Bei noch-
maliger Fällung mit Alkohol erhält man nunmehr Sclerotinsäure, die nur noch von geringen
Mengen anorganischer Stoffe begleitet ist, welche durch wiederholte Behandlung in gleichem
Sinne möglichst entfernt werden. So erhaltene Sclerotinsäure ist eine wenig gefärbte, amorphe,
stickstoffhaltige Masse, welche leicht Wasser anzieht, doch nicht zerfliesst; in Wasser ist sie
reichlich lóslich, in Weingeist um so weniger, je alkoholreicher er ist. Die wässerige Lösung
reagirt schwach sauer und wird durch Gerbsüure und Phosphormolybdàánsüure gefállt. Frisches
Mutterkorn liefert bis 659 Sclerotinsáure, welcher die wesentlichen physiologischen Eigen-
schaften des Letzteren einigermassen zukommen.« ^)
14. Sphacelinsáure KoBERT.?) Im Mutterkorn vorkommende stickstofffreie
harzige Sáure, die unlóslich ist im Wasser und verdünnten Sáuren, löslich in
Alcohol, schwer lóslich in fetten Oelen, Chloroform, Aether. Zur Gewinnung
extrahirt man móglichst frische Mutterkórner mit 39 Salzsáure, zieht den Rück
stand mit Wasser aus, wäscht ihn nach dem Auspressen und Trocknen im
Extractionsapparat mit Aether aus, bis das Extract nach dem Verdunsten des
Aethers fest zu werden beginnt, zieht dann mit Alkohol aus, filtrirt den Aus-
zug, und fällt zur Entfernung des rothen Farbstoffs (Sclererythrin) mit heisser
gesättigter Barytlösung. Dann wird die Lösung durch Schwefelsäure von Baryt
befreit und der Schwefelsäure-Ueberschuss durch geschlemmtes Bleioxyd ent-
fernt. Das Filtrat wird bei 40—50° eingedunstet, der Rückstand mit. con-
centrirter Lösung von Natriumcarbonat zerrieben, mit Alkoholäther gewaschen.
Das restirende Pulver ist im Natriumcarbonat unter Erwärmen zu lösen und
aus der Lösung die Sphacelinsäure durch Salzsäure flockig abzuscheiden. Die
Säure bewirkt Blutextravasate in den Geweben und Gangrän peripherer Körper-
theile, welche häufig bei Vergiftung mit Mutterkorn beobachtet wurden.
1) Ueber ‚eine neue, in Agaricus integer vorkommende organische Säure. Ber. d. deutsch.
chem. Ges. XII, pag. 1635.
?) Arch. d. Pharm. Bd. 224, pag. 652.
3) 1. c. pag. 653.
4) Entnommen aus FLUCKIGER, Pharmak. d. Pflanzenr. Aufl. II, pag. 264.
5) Ueber die Bestandtheile und Wirkungen des Mutterkorns, Arch. f. experim. Pathol.
Bd. 18, pag. 316—380. Ber. d. deutsch. chem. Ges. Ref, pag. 483.
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