Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

  
  
   
406 Die Pilze. 
(Nicht zu verwechseln mit Roccellinin ist die Roccellsäure, die nach 
FR. SCHWARZ (l. c. pag. 260) den Charakter einer in den Gonidien von Rocella 
finctoria und fuciformis vorkommenden Fettsäure trägt). 
13. Physodin (GERDING).!) 
Kommt in Zmbricaria physodes vor. Man gewinnt es durch Extraction mit 
Aether, Auswaschen des Verdunstungsrückstandes mit kaltem wüssrigem Wein- 
geist und wiederholtem Umkrystallisiren aus kochendem Alkohol. Es stellt eine 
weisse, aus mikroskopischen Säulchen gebildete Masse dar, Schmelzpunkt bei 
125^. Durch concentrirte Schwefelsiure wird es mit violetter Farbe gelóst, aus 
der Losung werden durch Wasser bläulich violette Flocken gefällt. Mit wässrigem 
Ammoniak entsteht eine gelbe, an der Luft röthlich werdende Lösung. 
14. Ceratophyllin (O. Hesse). ?) 
Ebenfalls aus Zmbrecaria physodes gewonnen und zwar durch Extraction der 
zuvor mit kaltem Wasser gewaschenen Flechte mit Kalkwasser und Fillen mit 
Salzsäure. Nach Ausziehen des Niederschlags mit heissem 75proc. Weingeist 
und Kochen des gebliebenen Rückstandes mit heisser Sodalósung scheidet sich 
aus der alkalischen Lösung beim Erkalten reines Ceratophyllin ab. Es bildet 
farblose prismatische Krystalle, die bei 147° schmelzen, schmeckt kratzend und 
brennend, wird von kaltem Wasser wenig, von Alkohol absolutus und Aether leicht 
gelöst. Die alkoholische Lósung nimmt bei. Chlorkalkzusatz bluthrothe, mit 
Eisenchlorid purpurviolette Farbe an. 
15. Atranorsáure, C, ,H, ,O, (PATERNO).?) 
In Zecanora atra (zugleich mit Usninsáure) in der Rennthierflechte (Clado- 
mia rangiferina — hier zugleich mit Rangiformsáure) und nach CAPPOLA 5) 
auch in Stereocaulon vesuvianum. Man zieht mit Aether aus und behandelt den 
Rückstand mit kaltem Chloroform, in welchem die Säure wenig löslich ist. Sie 
bildet kleine Prismen vom Schmp. 19o—:94?. Sie lósen sich ziemlich leicht in 
heissem Chloroform und Alkalien, wenig in Aether und Alkohol, etwas mehr in 
Benzol und werden durch Kochen mit Alkalien zersetzt. 
16. Icmadophila-Säure. 
Die fleischrothen Apothecien von Zemadophila aeruginosa (Scor.) Trevis. sind 
nach E. BACHMANN?) mit einer dicken farblosen Schicht einer krystallisirten 
Flechtensáure bedeckt, welche von Kalilauge, Ammoniak und Kalkwasser mit 
intensiv goldgelber Farbe gelóst wird. Die Losung bildet einen breiten, höchst 
auffallenden Saum um die Frucht, der aber allmählich verschwindet, weil sich 
die gelbe Flüssigkeit mit der umgebenden mischt. Bringt man, ehe dies ge- 
schehen ist, einen Ueberschuss von Salzsäure oder Eisessig hinzu, so wird die 
Säure in Form farbloser Körnchen gefällt. BACHMANN konnte diese Erscheinungen 
bei keiner andern Flechte mit ähnlich gefärbten Früchten beobachten. 
1) Arch. d. Pharm. (Reihe II) Bd. 87. 
?) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 119, pag. 365. 
3) Untersuchungen über Usninsáure und andere aus Flechten ausgezogene Substanzen. 
^) Gaz. chim. 1882, pag. 19—29. 
5) Mikrochemische Reactionen auf Flechtenstoffe als Hülfsmittel zum Bestimmen der Flechten. 
Zeitschr. f. wissensch. Mikroskop. Bd. III (1886), pag. 218. 
     
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
    
   
    
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
   
  
    
  
  
 
	        
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