Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
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Die Pilze. 
Von SCHMIEDEBERG und Koprk!), sowie von HARNACK?) näher studirt ist es 
von S. und H.3) auch synthetisch dargestellt und als ein Oxydationsprodukt des 
Cholins erkannt worden. 
»Das Muscarin ist ein sehr intensives, namentlich auf Katzen stark wirkendes, bei In- 
jection in das Blut durch Herzlähmung, sonst durch die gleichzeitigen Veränderungen von Cir- 
culation und Respiration tödtendes Gift, dessen Action auf Kreislauf und Athmung, auf Darm- 
bewegung, Vermehrung verschiedener Secretionen und auf die Iris mit der des Pilocarpins grosse 
Aehnlichkeit darbietet, während es, wie dieses, dem Atropin gegenüber einen gewissen Antago- 
nismus zeigt.« (HUSEMANN und HILGER). 
In reinem Zustande stellt es einen farblosen, geruch- und geschmacklosen 
über Schwefelsüure krystallinisch werdenden Syrup dar. Die Krystalle zerfliessen 
aber an der Luft leicht wieder. In Aether ist es unlóslich, in Chloroform wenig 
lóslich. Mit Quecksilberchlorid erhält man grosse glänzende Krystalle; Goldchlorid 
giebt einen feinkörnigen, Phosphormolybdänsäure einen flockigen, Kaliumqueck- 
silberjodid einen gelben krystallinisch werdenden Niederschlag, der leicht löslich 
ist in Jodkalium, ziemlich leicht in Weingeist. Mit Kaliumwismuthjodid erhält 
man eine rothe krystallinisch werdende Fällung, die in Jodjodkalium nur wenig 
16slich ist. Bromwasser erzeugt eine gelbe unbeständige Fällung, Gerbsäure giebt 
nur bei starker Concentration Niederschlige. Durch conc. Schwefel- und Salpeter- 
säure wird das Muscarin ohne Färbung gelöst. 
Ob die von BOUDIER aus Amanita bulbosa isolirte syrupformige Base Bulbosin 
(BoupIEr, die Pilze, iibersetzt von HUSEMANN, pag. 65) mit dem Muscarin etwa 
identisch ist, bedarf noch der Prüfung. 
2. Eine dem Muscarin sehr nahe stehende, vielleicht mit diesem iden- 
tische giftige Base hat R. Bónu*) im Hexenpilz (Bo/etus luridus) und im Panther- 
schwamm (Amanita pantherina) gefanden, welche die Giftigkeit dieser Schwämme 
bedingt. Während B. luridus nur sehr geringe, nach den Jahrgängen oder In- 
dividuen wechselnde Mengen enthält, und daher nur als verdächtig bezeichnet 
werden kann, ist Amanita pantherina reicher und daher entschieden giftig. 
3. Methylamin wurde in minimalen Mengen im Lärchenschwamm (Polyporus 
officinalis) von SCHMIEDER®) nachgewiesen. 
4. Trimethylamin. Am bekanntesten ist sein Vorkommen in den Sporen 
vom Waizenbrand (Zilletia Caries); die Sporenmasse zeigt den bekannten inten: 
siven Geruch nach Hiringslake. 
Ebenfalls Trimethylamin-haltig sind nach meiner Erfahrung die Sporen und 
Capillitien des bleigrauen Bovists (Bovista plumbea), die durch Ausziehen der 
Friichte mit alkalisch gemachtem Wasser erhaltene dunkelolivenbraune Lösung 
riecht deutlich nach "Trimethylamin. 
5) Agarythrin. Nach PmurPsoN9) in Agaricus ruber vorkommend. Zur 
Gewinnung wurde der frische Pilz mit 89 Salzsáure enthaltendem Wasser 48 Stunden 
T) Vierteljahrschr. f. Pharm. Bd. 19, pag. 276. 
2) Arch. f. experim. Pathol. Bd. 4, pag. 168. — 
3) ScHMIEDEBERG u. HARNACK, Chem. Centralbl. 1876, pag. 554. 
4) Beiträge zur Kenntniss der Hutpilze in chemischer und toxicologischer Beziehung I 
Boletus luridus II. Amanita pantherina (ARCH. f. experim. Pathol. u. Pharmac. v. NAUNYN und 
ScHMIEDEBERG Bd. 19. 1885). Vergl. Jusr's Jahresber. Jahrg. 13 (1885). I. Abth. pag. 280. 
5) ARCH. d. Pharm. Bd. 224, pag. 644. 
9) Ueber den Farbstoff (Ruberin) und das Alcaloid (. Agarythrin) in Agaricus ruber. 
News 56, pag. 199—200. Ref. in Ber. d. deutsch. chem. Ges. 1883, pag. 244- 
Chem. 
 
	        
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