Die Pilze,
III. Stoff-Umwandlung, -Speicherung, -Ausscheidung.
A. Stoffumwandlung.
1. Fettbildung.
An der Hand der bestimmten Fragestellung, aus welchen Stoffen die
Pilze Fett zu bilden vermögen, hat NÄGELI in einer ausgezeichneten Unter-
suchung !) welche indessen auf niedere Pilze (Hefe, Schimmelpilze) beschränkt
blieb, folgende wichtige Resultate gewonnen:
Material zur Fettbildung können liefern: 1) stickstoffhaltige Verbin-
dungen, sowohl Albuminate (speciell Peptone), als auch Asparagin, Leucin,
Ammoniak- und salpetersaure Salze; 2) kohlenstoffhaltige Verbindungen,
besonders Kohlehydrate (Zucker), aber auch mehrwerthige Alkohole
(Mannit, Glycerin) und Fettsäuren (Essigsäure, Weinsäure etc).
Aller Wahrscheinlichkeit nach werden Untersuchungen über hóhere fett
bildende Pilze zu demselben Ergebniss führen.
Nach meinen Beobachtungen an A47/Arobotrys oligosborakann auch thierisches
Fett Material für die Fettbildung abgeben. Der genannte Schimmelpilz dringt
nämlich ins Innere von Anguillulen ein, durchzieht dasselbe und bringt es zur
»fettigen Degeneration«, wobei grosse Fettmassen gebildet werden. Dieses Fett
zehrt der Pilz allmáhlich auf und verwendet es im Inhalt seiner Zellen, speciell
der Dauersporen, z. Th. zur Bildung grosser Fetttropfen.
Ueber die Art und Weise, wie die chemische Umsetzung jener Materialien
vor sich geht, fehlt jeder Anhalt.
Nach NAGeL steht die Fettbildung in einer gewissen Beziehung zur Respiration.
Sie findet nämlich, wie es scheint, nur bei Sauerstoffzufuhr statt, am reich-
lichsten, wenn die Pilztheile an der Oberfläche der Substrate wachsen, wo
sie in unmittelbarem Contact mit der Luft stehen.
Nicht zu verwechseln mit der normalen Fettbildung ist die abnorme. Hier
wird Fett ausschliesslich auf Kosten der Eiweisskörper des Zellinhalts gebildet,
wobei die Zellen allmählich absterben (fettige Degeneration, Involution). Sie
scheint besonders an untergetauchten Mycelien unter sehr mangelhafter Er-
nährung vorzukommen, speciell beim Mangel an Nährsalzen. Ausserdem findet
sie statt, wenn bei der Concurrenz der Schimmelpilze mit Spaltpilzen letztere
die Oberhand gewinnen und jenen die Nährmaterialien hinwegnehmen, In einem
Versuche NàcEkLi und Lów's (l. c.) betrug die Fettmasse des normalen Penicıllium-
Mycels 18,509, die des fettig degenerirten 50,54$, also nahezu das Dreifache.
2. Mannitbildung.
Da nach Mówrz?) gewisse Pilze, wie z. B. der Agaricus sulfureus im jungen
Zustand Mycose, in spüteren Stadien aber statt deren Mannit führen, so hat
es den Anschein, als ob Mannit aus Mycose hervorgehen kann. (Doch entsteht
Mannit, wie PrEFFER*) mit Recht betont, gewiss nicht immer aus Mycose, da
manche Hutpilze, wie z. B. der Champignon (Agaricus campestris) in allen Alters-
zustánden nur Mannit führen).
Nach Montz bildet Penicillium glawucum Mannit sowohl aus Kohlehydraten
(Traubenzucker, Stärke, Fruchtsäften) als auch aus Fettsäuren (Weinsäure).
1) Ueber die Fettbildung bei niederen Pilzen. Sitzungsber. der Münchener Akademie 1882.
(der chemische Theil von O. Lów bearbeitet). Abgedruckt in NAGELI, Untersuchungen über
niedere Pilze. München 1882.
2) Ann.de chimie et de phys. V.sér. Bd. 8, pag. 60.
3) Physiologie. I. pag. 285.
eme me