Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
    
    
448 Die Pilze, 
Bekannte Beispiele für invertirende Schimmelpilze sind: Penicillium glaucum 
(Brotschimmel), Aspergillus niger (schwarzer Pinselschimmel), Mucor racemosus, 
ferner einige »Zorula«-Formen nach E. CHR. HANSEN und Feziza sclerotiorum Lis, 
nach DE Barv. 
Inversionsuntüchtig erwiesen sich z. B. nach Gavow und insbesondere nach 
HANSEN die meisten Mucor-Arten (7M. Mucedo, circinelloides, spinosus, v. T., stolonifer, 
erectus BArNIER) nach HawsEeN der Milchschimmel (Ozdzum lactis), der Kahmpilz 
des Bieres (Mycoderma cerevisiae), die Monilia candida (BoN.) HANSEN.*) 
(Von den Invertinbildnern sind zwar viele, aber keineswegs alle im Stande, 
die Invertirungsprodukte alkoholisch zu vergähren, Penicillium glaucum z. B. 
bildet zwar Invertin, macht aber keine Alkoholgährung, ein Gleiches gilt für 
Sclerotinia sclerotiorum.) 
B. Starke lósende Fermente (Diastasen). 
Wie in vielen hóheren Pflanzen (z. B. in keimender Gerste) und in manchen 
Spaltpilzen kommen auch in áchten Pilzen fermentartige Stoffe vor, welche das 
Vermögen besitzen, Stärke in Zucker umzuwandeln (zu saccharificiren), ge- 
nauer ausgedrückt, die Stárke zu spalten in Dextrin und Maltose, wobei 
gleichzeitig nach MuscuLus und GRUBER?) geringe Mengen Dextrose entstehen, 
Nach Ducraux?®) sind Aspergillus niger und A. glaucus, sowie Penicillium 
glaucum, nach ATKINSON) und BUsGEN?Y) Aspergillus Oryzae Conn®) als Diastase- 
bildner anzusprechen. Ziichtet man letzeren Pilz in Reinmaterial auf Reisstürke- 
Kleister, so verwandelt er diesen nach B. binnen kurzer Zeit in eine klare Flüssig- 
keit. Indem man letztere mit löslicher Stärke in Wasser zusammenbrachte, liess 
sich freie Diastase nachweisen: schon nach einer halben Stunde trat in schwachen 
Lösungen mit wässriger Jodlösung keine Stärkereaction mehr ein. 
Es ist übrigens bemerkenswerth, dass die Diastasebildung seitens des Asper- 
gillus niger und Oryzae auch in zuckerhaltigen, stärketreien Substraten erfolgt. 
Ausser bei Ascomyceten sind, wie HusEMANN und HirLcER) angeben, 
diastatische Fermente nachgewiesen worden seitens KosMANN’s bei Basidiomy- 
ceten und zwar Agaricus esculentus, A. pascuus, A. Columbetta, Boletus aureus, 
Polyporus laevis; ferner fir Flechten, wie Usnea florida, Farmelia parietina, P. 
perlata und Peltigera canina. 
Wahrscheinlich hat die Bildung stürkelósender Fermente unter den Pilzen 
eine viel weitere Verbreitung. Doch fehlen entscheidende Untersuchungen hierüber. 
Wir können uns in Folge dessen vorläufig nur an das rein áusserliche Moment 
halten, dass Stärkekörner unter der Einwirkung sehr zahlreicher, parasitischer wie 
saprophytischer Schimmel-Pilze etc. eine totale oder partielle Auflösung er 
fahren. 
!) Wenn L. ADAMETZ, Ueber die niederen Pilze der Ackerkrume. 1886, pag. 39 angiebt, dass 
nach seinen Experimenten 4. caezdida nicht invertire, so erklárt sich diese Differenz wohl daraus, 
dass er eine mit dem HaNsEN'schen Pilz nicht identische Species benutzte. 
?) Zeitschr. f. physiol. Chemie Bd. II, pag. 181. 
3) Chimie biologique, pag. 193. 195 u. 220. 
4) Aspergillus Oryzae. Ber. d. deutsch. bot. Ges. Bd. III. 
5) Es ist dies der Pilz, mit Hülfe dessen die Japaner ihre »Sake« (ein alkoholisches Ge- 
1ránk) bereiten. 
6) Die Pflanzenstoffe, pag. 238. 
7) Memoirs of the science department. Tokia Dalgaku 1881.
	        
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