Die Pilze.
F. Fettspaltende Fermente.
Manche Pilze sind im Stande, thierische resp. pflanzliche Fette aufzuzehren.
Hierher gehören z. B. Æmpusa radicans, die nach BREFELD 1) den Fettkôrper der
Kohlweisslings-Raupe verzehrt; ferner Arthrobotrys oligospora FrEs., ein auf Mist
etc. vorkommender Schimmelpilz, der in den Kórper von Anguillulen (z. B.4
Zritici) eindringt, das Innere in fettige Degeneration versetzt und schliesslich diese
reichen Fettmassen ebenfalls zur Nahrung benutzt;?) ferner Riizophydium Sphaero-
theca Z., eine in den Micro-Sporen von Zsoëles-Arten schmarotzende Chytridiacee,
welche die zu grossen Tropfen zusammengeronnenen Fettmassen ebenfalls auf.
zuzehren im Stande ist.) Ferner verschiedene Schimmelpilze, die das Oel
Öölhaltiger Samen verzehren etc.
Man kann sich kaum der Annahme entziehen, dass in solchen und ähnlichen
Fällen ein fermentartiger Körper seitens der Pilze abgeschieden wird, welcher die
Umwandlung der Fette in zur Diosmose geeignete Verbindungen bewirkt. In-
dessen liegen zur Zeit noch keine stricten Beweise für die Richtigkeit einer solchen
Annahme vor, ja es scheint überhaupt noch kein Versuch zur Isolirung fettum-
bildender Fermente gemacht zu sein.
G. Chitinlösende Fermente.
Seitens der Insekten und Würmer befallenden Parasiten werden Stoffe secer-
nirt, welche es den Hyphen ermöglichen, durch die oft ziemlich dicken Chitin-
panzer hindurchzudringen und sogar innerhalb derselben reich verzweigte Systeme
zu entwickeln. Als bekannteste Beispiele sind zu nennen der Pilz der Stuben-
fliegenkrankheit, Zmpusa Muscae, dessen Sporen bei der Keimung die Chitinhaut
des Hinterleibes durchbohren,*) und die Keulensphirien (Cordyceps-Arten), welche
sich nach DE Banv5) mit ihren Mycelfüden auch in der Chitinhaut der von ihnen
befallenen Insektenlarven weit ausbreiten. Mit Leichtigkeit wird auch die Chitin-
hülle von Würmern (z. B. Anguillulen, Ráderthiereiern) seitens gewisser hóherer
Schimmelpilze (Arthrobotrys oligospora, Harposporium Anguillulae®) und Algen-
pilze (Myzocytium, Rhizophyton) an den Eindring- und Austrittsstellen der Fäden
in Lösung gebracht.
Den chitinlösenden Encymen dürften sich wohl anschliessen die hornlösen-
den der Onygena-Arten, kleiner gestielt er Trüffeln, welche Rabenfedern, Hörner
und Hufe von Wiederkäuern, Pferden, Schweinen etc. bewohnen und mit ihren
Mycelfáden in die Hornmassen eindringen und sie zerstóren. Das von KÖLLIKER ")
beobachtete Eindringen gewisser Pilze in das Horngerüst der Spongien wird wohl
durch ähnliche Fermente ermöglicht.
1) Untersuchungen über die Entwickelung von Empusa., Halle 1871.
?) W. Zorr, Zur Kenntniss der Infectionskrankheiten niederer Thiere und Pflanzen. Nova
acta Bd. 52. No. 7. pag. 18.
3) Zorr, Ueber einige niedere Algenpilze und eine Methode, ihre Keime aus dem Wasser
zu isoliren. Halle, NIEMEYER 1887.
^) O. BRRFELD, Untersuchungen über die Entwickelung von Empusa. Halle 1871.
5) Morphol. pag. 381.
6) Zur Kenntniss der Infectionskrankheiten niederer Thiere und Pflanzen. Nova acta
Bd. 52, No. 7.
7) Ueber das ausgebreitete Vorkommen von pflanzlichen Parasiten in den Hartgebilden
niederer Thiere. Zeitschr. f. wissensch. Zool. Bd. 1o (1859), pag. 217.