Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

     
     
  
   
  
  
  
  
   
  
   
    
   
   
   
   
   
   
  
  
   
   
  
   
   
  
  
   
  
   
   
   
  
  
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Abschnitt IV. Physiologie. 453 
Was die Hutpilze anbetrifft, so zeigte E. BaAcHMANN!) für den Sammtfuss 
[Paxillus] atrotomentosus BaTscH, sowie für den geschmückten Gürtel- 
fuss, dass hier an Hyphentheilen der Hutfrüchte Farbstoffe secernirt werden, 
welche gewissen Theilen ein charakteristisches Colorit verleihen und nach der 
Ausscheidung auskrystallisiren. Vergleiche über diese beiden Kórper das Kapitel 
Farbstoffe. 
In dem Hutgewebe des durch zinnoberrothe Farbe ausgezeichneten Polyporus 
cinnabarinus kómmt nach meinen Untersuchungen ein bereits oben besprochener 
rother Farbstoff in undeutlich krystallinischer Form zur Abscheidung, der nament- 
lich im Hymenium sehr reichlich gebildet wird und die Hyphen auf geringere oder 
grössere Strecken incrustirt. Vergl. auch das über die Inolomsäure Gesagte. 
( Agaricus 
Bei der Gewinnung von Material solcher Pigmente, welche in künstliche 
Substrate hinein abgeschieden werden (z. B. in Nähragar, Nährgelatine, Stärke- 
kleister etc.), hat man wohl zu beachten, dass der chemische und physikalische 
Character solcher Farbstoffe durch die Gegenwart von verunreinigenden Pilzen 
oder Spaltpilzen mehr oder weniger tiefgreifende Veränderungen erleiden kann. 
Es ist daher strenge Reincultur ein unbedingtes Erforderniss. 
4. Ausscheidung von Eiweiss und.Pepton. 
Ausscheidung von Eiweiss sowie von Pepton haben NAGELI?) und 
O. Lôw für lebende Hefepilze (Saccharomyces cerevisiae-Gruppe) constatirt 
mit folgenden Resultaten : 
Fiweiss-Ausscheidung erfolgt bei der Vergährung von Zuckerlósungen 
und setzt neutrale, schwach alkalische oder schwach saure Reaction 
dieser Lósungen voraus. 
In alkalischen Lósungen findet Eiweissausscheidung auch dann statt, wenn 
keine Gührung vorhanden. 
In stark saurer Lösung scheidet die Hefe, auch bei Vergáhrung des 
Zuckers, kein Eiweiss aus. 
Pepton-Ausscheidung seitens lebender Hefe findet statt: 1) in neutralen 
schwach und stärker sauren Flüssigkeiten, wenn Gáhrwirkungen fehlen; 
2) in stärker saurer Flüssigkeit auch bei lebhafter Gährung. 
Es ist zur Beurtheilung gewisser Punkte wichtig, zu wissen, dass unter gewissen 
abnormen Verhältnissen eine ziemlich reiche Ausscheidung stickstoffhaltiger 
Körper aus den Zellen von Hefe- und Schimmelpilzen erfolgen kann, wie aus 
den Untersuchungen von GavoN und DuBonG?) hervorgeht: Wird Bierhefe in 
Wasser vertheilt und filtrirt, so enthält das Filtrat nur wenige Procent stickstoft- 
haltiger, in Wärme nicht coagulirbarer Stofte der Hefe, welche bei Zusatz 
von viel Alkohol ausfallen (Invertin oder Sucrase). Wenn man dagegen an Stelle 
des Wassers concentrirte Salzlósungen verwendet, so werden, je nach den 
Salzen, nicht-coagulirbare oder coagulirbare Eiweissstoffe in grósseren Procent- 
sätzen ausgeschieden (Uebersicht I.), zumal nach längerer oder wiederholter Be- 
handlung mit jenen Salzen. 
1) Spectroscopische Untersuchungen von Pilzfarbstoffen. Beilage z. Prog. d. Gym. Plauen 
1886. pag. 6. 
?) Theorie der Gührung 1879. p. 93— 109. 
3) Sur la sécretion anormale des matières azotées des levures et des moisissures. Compt. 
rend. 102, pag. 978—980. 
  
  
  
  
  
 
	        
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