Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

  
  
  
  
  
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458 Die Pilze. 
gleichen Bedingungen auch Mucor stolonifer und Aspergillus niger. Hieraus folgt 
also, dass die intramolekulare Athmung durchaus nicht von der Sauerstoffentziehung 
allein, sondern vielmehr auch von bestimmten Nährmaterialien abhängig ist. 
Dies zeigte sich in DrakoNow's Versuchen auch darin, dass die Intensität 
der intramolecularen Athmung (und ebenso der normalen) wesentlich erhóht 
wurde, wenn Penicillium statt mit Zucker allein, mit Zucker und Pepton ernährt 
wurde. 
Penicillium glaucum mit Zucker allein ernährt, Temperatur 15 ec. 
: in 1 Stunde 8,4 Milligrm. CO, 
I. in Luft 8.8 
35 n 33 ) » )» 
IL in Wasserstoff ,, ,, » 22 n » 
Penicillium glaucum mit Zucker und Pepton erndhrt, Temperatur 15? C. 
I. in Luft in 1 Stunde 24,8 Milligrm. CO, 
IL in Wasserstoff ,, ,, 3j 6,4 » N 
ferner aber auch in dem Umstande, dass nach D. bei den oben genannten 
Schimmelpilzen die intermoleculare Athmung nur durch Ernährung mit Glycose 
unterhalten werden kann. 
Das reiche plastische Material, was in Glycose erzogene Schimmelpilze ent- 
halten, wird zwar bei normaler Athmung, nicht aber bei intramolecularer ver- 
arbeitet. Uebrigens ist bei Schimmelpilzen nach D. auch die Reaction der 
Zuckernährlösung für die Intensität der intramolekularen Athmung von Bedeutung, 
insofern sie mit zunehmender Ansäuerung einer solchen Nährlösung sinkt, während 
die normale Athmung hiervon fast unabhängig ist: 
Penicilhum mit Zucker und Pepton ernührt, Temperatur 25? C. 
Die Nàáhrlósung enthielt 0,24. Weinsüure. 
I in Luft in 1 Stunde 45,4 Milligrm. CO,. 
IL. in Wasserstoff ,, ,, " 13,0 » > 
Derselbe Pilz mit Zucker und Pepton ernährt, Temperatur 25? C. 
Die Nährlösung enthielt 12% Weinsäure. 
I. in Luft in 1 Stunde 38,6 Milligrm. CO, 
II. in Wasserstoff ,, » i 4,0 » 5 
Ueber die Beziehungen zwischen intramolecularer und normaler Athmung 
weiss man noch nichts Sicheres. Betreffs des Verhältnisses von intramolecularer 
Athmung und Gährung s. folgenden Abschnitt. 
II. Gährung. 
Unter Géhrung hat man zunichst nur solche Zersetzungsprozesse von Pilzen 
(und Spaltpilzen) verstanden, bei welchen das organische Nährmaterial in tief 
greifender Weise gespalten wird, so dass eigenthümliche Zersetzungsprodukte 
insbesondere auch Gase, in einer schon dem Laien auffälligen Menge zur Bildung 
gelangen. Speciell verstand man unter jenem Begriff die so augenfällige Zerlegung 
des Zuckers in Kohlensäure und Alkohol durch »Hefepilze«. 
Man hat es hier also mit Spaltungsvorgängen oder »Spaltungsgährungen« 
zu thun. 
Später erweiterte man den Begriff der Gährung dahin, dass man auch die 
Oxydation des Alkohols zu Essigsäure und die vom Zucker zu Oxalsäure durch 
Spaltpilze und Pilze als sogenannte »Oxydationsgährungen« !) hierher rechnete. 
Letztere Vorgänge können nur bei Luftzutritt stattfinden, während die alkoholische 
Gährung auch bei Luftabschluss erfolgt. 
!) SCHÜTZENBERGER, Die Gährungserscheinungen, Leipzig 1874. 
  
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