Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
464 Die Pilze. 
fahrungen bestätigen kann, zu den schwächeren mein Saccharomyces Hansenii, 
zwischen beiden steht etwa in der Mitte Penicillium glaucum. 
Die Abscheidung dürfte bei gewissen Pilzen ausschliesslich oder doch vor. 
zugsweise auf gewisse Organe localisirt sein, wie man wohl daraus schliessen darf, 
dass Haarbildungen (Chaetomium), Sporangien (Mucor) etc. fórmlich mit Kalkoxalat 
incrustirt sein kônnen, während benachbarte Theile dergleichen entweder gar 
nicht oder doch in nur wenig ausgeprägter Form zeigen. 
III. Spaltungen des Náhrmaterials. 
Wie LEWKOWITSCH!) nachwies, vermag ZFenicillium glaucum (Brotschimmel) 
die Mandelsäure, die sich bekanntlich optisch inactiv verhält, zu spalten in 
ihre beiden activen Isomeren: die rechtsdrehende und die linksdrehende Mandel- 
säure und letzere zum Aufbau der Zellen zu verwenden, während erstere übrig 
bleibt. 
Die nämliche Spaltung wird nach L. auch von einem Hefepilz (Saccharomyces 
ellipsoideus, Weinhefe) bewirkt, welcher aber im Gegensatz zu Penicillium die rechts- 
drehende Mandelsáure aufzehrt und die linksdrehende übrig lásst. 
Nach Pasteur?) nehmen Hefepilze sowohl wie Schimmelpilze, wenn sie in 
einer Lösung von Weinsäure cultivirt werden, die rechtsdrehende Modification 
derselben auf, während die linksdrehende in der Fliissigkeit zuriickbleibt. 
Von van TiecuEMm3) wurde gezeigt, dass gewisse Schlauchpilze aus der 
Familie der Perisporiaceen (Aspergillus niger, Penicillium glaucum) die Fähigkeit 
haben zur Spaltung des Tannins in Gallussáure und Glycose. Es ist zu ver- 
muthen, dass auch Pilze aus anderen Gruppen diese Wirkung äussern können. 
IV. Wármeentwickelung. 
Da, wie wir gesehen haben, die Pilze Sauerstoff-Athmung besitzen, dieser 
Process aber den Werth eines Oxydationsvorganges besitzt, so muss nothwendiger 
Weise hierbei Wärme frei werden. 
Auch die intramoleculare Athmung ist mit einer Erwärmung verbunden, die 
natürlich geringer ausfällt, als bei der Sauerstoff-Athmung. 
Eine relativ bedeutende Erwärmung aber findet bei den Gährungsprocessen, 
speciell der Alkoholgährung statt. Sie entstammt der Spannkraft, welche bei der 
Spaltung des Zuckers in Alkohol und Kohlensäure disponibel wird. 
DUBRUNFAUT *) hat die bei der Gährung erzeugte Wärme bei einem Versuche 
mit 21,400 Liter einer Flüssigkeit, welche in einem Bottich von Eichenholz sich 
befand, 2559 Kgrm. Rohrzucker enthielt und im Verlauf von 4 Tagen vergohr, 
berechnet. Die ursprüngliche Temperatur von 23,7° C. stieg während dieser 
Zeit auf 33,75°; die wirkliche Temperaturerhöhung aber betrug, da die Abküh- 
lung in dem umgebenden Raum, dessen Temperatur zwischen 12 und 16° 
schwankte, auf 4? geschützt ward, 14,05°. Es wurden 1181 Kgrm. Alkohol von 
15° und 1156 Kilogr. Kohlensáure gebildet. Durch annähernde Berechnung fand 
FrTz,°) dass die bei Vergährung einer 18% Zuckerlôsung durch Saccharomyces 
1) Spaltung der inactiven Mandelsäure in ihre beiden optisch activen Isomeren. Berichte 
d. deutsch. chem. Gesellsch. 1883. Bd. XVI. Heft 11, pag. 1568— 1577. 
?) Compt. rend. 1858, Bd. 46, pag. 617; u. 1860, Bd. 51, pag. 298. 
3) Ann. sc. nat, sér. 5. t. 8, pag. 240 (1867). 
4) in ERDMANN Journ. f. pract. Chem. Bd. 69 (1856), pag. 444. Compt. rend. 1856. 
No. 20, pag. 945. 
5) Berichte d. deutsch. chem. Gesellsch. 1873, Bd. 6, pag. 57. 
  
    
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