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474 Die Pilze.
bei sogar recht gut gedeihen können, lehrt u. A. das üppige Wachsthum von
Leptomitus lacteus in fliessenden verunreinigten Gewässern, sowie von Basidio-
myceten-Mycelien in Holzrinnen rasch fliessender Gebirgsquellen. Die günstige
Wirkung mechanischer Bewegungen auf das Wachsthum der genannten Pilze,
speciell der Hefe, beruht augenscheinlich auf der steten gleichmássigen Vertheilung
des Náhrmaterials, vielleicht auch theilweise auf der gleichmässigeren Vertheilung
der Pilzzellen, sowie endlich auf der immer neuen Zufuhr von Sauerstoft.
Wahrscheinlich wirken mechanische Bewegungen auch auf alle in Flüssigkeiten
gedeihenden Sprosszustände höherer Pilze günstig; doch fehlen noch Unter-
suchungen hierüber. Dagegen dürften dergleichen Bewegungen auf viele Pilze,
welche nur typische Mycelien zu entwickeln vermögen, wie z. B. der Brot-
schimmel (Penicillium glaucum), ausschliesslich schädlichen Einfluss ausüben, da
solche Mycelien erfahrungsgemäss leicht Knickungen erfahren.
4. Luftdruck.
Der Luftdruck übt nur insofern einen Einfluss auf Wachstum der Pilzzellen,
Plasmastrómung etc. aus, als es sich dabei um Partidrpressung des Sauerstoffs
(und Stickstoffs) handelt. Untersuchungen von WiELER!) mit Beziehung auf
Coprinus lagopus, Mucor Mucedo und Phycomyces nitens ergaben, dass das Wachs-
thum noch bei einer sehr geringen Menge von Sauerstoff vor sich geht, und
zwar lag die Grenze für Phycomyces zwischen 3 und 5 Millim., für Coprinus
zwischen 3 und 20 Millim. und fiir Mucor bei 3 Millim. Barometerstand. Beziiglich
des erstgenannten Pilzes beobachtete James CLARK,?) dass zur Anregung resp.
Unterhaltung der Plasmaströmung, wenn dieselbe durch Reduction des Luft-
drucks oder gänzliche Verdrängung des Sauerstoffs suspendirt war, ebenfalls ein
Minimalluttdruck von 7 Millim. (— einer Partiárpressung von 1,4 Millim.) genügte.
Auch Schwärmsporen von Saprolegnia nehmen nach CLARK ihre Bewegung, wenn
dieselbe durch Sauerstoffmangel sistirt wurde, bei Zufuhr einer geringen Sauer-
stoffmenge wieder auf.
Ueber den Einfluss hóherer Sauerstoffpressungen liegen Versuche JENTY's?)
vor, welche ergaben, dass die Fruchtträger von PRycomyces nitens unter einem Sauer-
stoffdruck von 1 Atm. ebensogut wuchsen, als in Luft, während unter einem Druck
von 5 Atm. eine starke Hemmung des Wachsthums stattfand.
D. Bewegungserscheinungen.
1. Heliotropische Richtungsbewegungen.
Werden Pilzorgane, die frei aus dem Substrat herausragen, solange sie noch
wachsen, einseitig beleuchtet, so wendet sich vielfach ihre Achse der Lichtquelle
zu (positiver Heliotropismus). Das gilt nicht nur von einzelligen, sondern auch
von mehrzelligen Organen. Es scheint, als ob alle Fruchtträger (im weitesten
Sinne), die zu ihrer Ausbildung des Lichtes bedürfen, auch heliotropische Be-
wegungen ausführen können.
Als bekanntestes Beispiel tür den positiven Heliotropismus einzelliger
Fruchtträger ist der gemeine Kopfschimmel (Mucor Mucedo) anzuführen. Stellt
man eine Cultur desselben in weiterer Entfernung vom Fenster auf, so wenden
1) Die Beeinflussung. des Wachsens durch verminderte Partiärpressung des Sauerstoffs.
Unters, aus d. bot. Inst. Tübingen, Bd.I, pag. 205, 224.
3) Berichte d, deutsch. botan. Gesellsch. 1888, pag. 278.
8) Ueber den Einfluss hoher Sauerstoffpressungen auf das Wachsthum der Pflanzen.
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