Die Pilze.
E. Lebensthätigkeit und Leben schädigende Agentien.
A. Extreme Temperaturen.
t. Niedere Temperaturen.
Zur Bestimmung der unteren Tödtungstemperatur bedient man sich entweder
gewöhnlicher Winterkälte oder der sogenannten Kältemischungen, deren ge-
bräuchlichste hier folgen.!)
von his
8 Thle. gepulv. Glaubersalz mit 5 Thln. roher Salzsäure + 10° | — 17° (,
übergossen
5.Thle. Glaubersalz, 4 Thle. verdünnte Schwefelsäure + 10° | — 17° Q.
5 Thle. Salmiak, 5 Thle. Salpeter, 15 Thle. Wasser + 10° | — 12° C
1 Thl. Salmiak, 1 Thl. Salpeter, 1 Thl. Wasser + 10° | — 25° C
1 Thl. salpeters. Ammoniak, 1 Thl. Wasser + 10° |— 12° C.
2 Thle. Schnee, 1 Thl. Kochsalz o? | — 15,5? C.
1 Thl. Schnee, 1 Thl. verdünnte Schwefelsäure — 7°|—50° C
1 Thl. Schnee, 1 Thl. verd. Salpetersäure — 7°] — 40° C.
1 Thl. Schnee, 2 Thle. Chlorcalcium 0° | — 30° ©
2 Thl. Schnee, 3 Thle. Chlorcalcium 0° | — 40° €.
Zur Erzeugung sehr niederer Temperaturen verwendet man feste Kohlen-
sáure und Aether, entweder ohne oder mit Benutzung des luftleeren Raumes,
wobei man Temperaturen von etwa — 83? bis — 130? C. erzielt.?) Auch durch
Verdampfung von schwefeliger Sáure und Stickoxydul erhält man Temperaturen
von ungefáhr —roo? C.
Bis jetzt liegen nur sehr wenige, fast ausschliesslich mit Hefe (Saccharomyces)
angestellte Versuche vor.
Die seitens ScHUMACHER?) gewonnenen Resultate besagen, dass frische Press-
hefe durch eine ı5 Minuten lang wirkende Kälte von — 113,75? C. (wie unten
gewonnen) nicht vollstándig abgetódtet wird, insofern die jüngeren, mit kleinen
Vacuolen versehenen oder noch vacuolenfreien Zellen durchgehends lebens- und
sprossungsfáhig bleiben. Selbst das Gáhrvermógen wird nicht aufgehoben, sondern
nur bis zu einem gewissen Grade vermindert. Auch P. Bznr's*) Ermittelungen
gehen dahin, dass selbst bei — 11:3? C. feuchte Hefe nicht zu Grunde geht.
PICTET und YoUNG experimentirten mit » Saccharomyces cerevisiae.« | Sie setzten
ihn während 108 Stunden einer Kälte von im Minimum — 70° C. aus, die dann
noch auf — 130° C. gebracht und 20 Stunden lang gehalten wurde. Das Re-
1) Die Uebersicht ist entlehnt aus: E. SCHMIDT, Pharm. Chemie I,
?) Die Versuchsanordnung ist gewóhnlich die, dass man in ein Becherglas, welches event.
an der Aussenwand noch mit Watte bekleidet wird, die feste Kohlensäure einträgt, worauf man
die zugeschmolzenen oder auch bloss verstopften Reagirgläser, welche das zu prüfende Material
(Schimmelsporen, Hefezellen etc.) enthalten, nebst dem Thermometer in die Kohlensäure einsetzt
und (zur gleichmässigeren Vertheilung der Kälte) etwas Aether zufügt. Schliesslich wird das
Ganze event, unter die Luftpumpe gebracht. Beim Mangel eines entsprechenden Thermometers
kann man sich damit helfen, dass man etwas Chloroform in einem Reagirróhrchen in die Kohlen-
säure einfügt. Da Chloroform bei — 83° C. gefriert, so kann man leicht constatiren, dass
wenigstens diese Temperatur erreicht wurde.
3) Beitráge z. Morphol. u, Biol. der Hefe. Sitzungsb. der Wiener Akad. 1874, Bd. 70.
Daselbst auch Literaturangabe über frühere Versuche.
*) Compt. rend. t. 80, pag. 1579.
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