Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

  
  
  
  
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524 Die Pilze. 
misch auftreten, wahrscheinlich nach dem Genuss von demselben pilzhaltigen 
Futter. 
Von actinomycotischen Affectionen haben ferner zu leiden die Schweine. 
Sie kónnen von zwei verschiedenen Pilzen befallen werden, von denen der eine 
mit Actinomyces Bovis identisch zu sein scheint und in Geschwülsten der Zunge, 
des Rachens, der Lungen, des Euters, der Riickenwirbel nachgewiesen ward, 
während der andere von DUNCKER aufgefundene, eine besondere (Actinomyces suis 
DUNCKER genannte) Species darstellt, welche nur in den Muskeln lebt. Haupt- 
fundstätten sind die Zwergfellspfeiler, Bauch- und Zwischenrippenmuskel. Auf 
Grund zahlreicher Befunde vermuthet HERTWIG, !) dass die Thiere die Pilzkeime 
im Sommer oder Anfang Herbst aufnehmen; im Oktober findet man im Fleische 
ganz junge Rasen des Pilzes, im December völlig entwickelte, im Januar sind 
schon einzelne verkalkt; je näher dem Sommer zu, desto mehr steigert sich die 
Zahl der verkalkten Rasen. 
Nach Jomne”) kommen actinomycotische Erkrankungen (durch Actinomyces 
Bovis) auch bei Pferden vor und zwar als Ursache chronischer Samenstrang- 
verdickungen castrirter Thiere. Ohne Zweifel erfolgt hier die Infection von der 
offenen Samenstrangwunde aus. In anderen Fällen von Samenstrangverdickung 
fanden RivoLTA und JOHNE einen anderen Pilz, der schon früher von BOLLINGER 
bei chronischen Entzündungen und fibromatósen Tumoren, z. B. der Lunge, 
constatirt wurde und ähnlich dem Actinomyces als sandkorngrosses Gebilde auf- 
tritt. BOLLINGER,®) der ihn im Pferd háufig beobachtete, nannte ihn Zozryomyces. 
Seine morphologische Natur ist noch zu erforschen. 
2. Durch Pinselschimmel(AsgezgZ//us-Arten) hervorgerufene Mycosen. 
In spontaner Form treten sie bei Sáugethieren im Ganzen viel weniger häufig 
auf als bei Vögeln Bezüglich der pathologischen Wirkung stimmen die Asper- 
gillen darin überein, dass sie Knótchenbildung in den inneren Organen hervor- 
rufen. In den Knótchen sind die Pilze, mógen sie sich nun von einer einzigen 
Spore oder von einem Sporenháufchen aus entwickeln, in Form von rundlichen 
Mycelien mit radiárer Anordnung der Elemente vorhanden. Zur Bildung von 
Conidien kommt es in den Geweben selbst nicht, nur wenn die Mycelien in 
eine lufterfüllte Hóhlung hineinwachsen, fructificiren sie. 
Künstliche Aspergillus-Mycosen sind, namentlich bei Kaninchen, Katzen, 
Hunden leicht zu erzielen, entweder durch Injection der Sporen ins Blut, wie 
es LEBER) und LicHrHEIM?) thaten, oder indem man, wie List, die zerstáubten 
Sporenmassen durch die Pilze inhaliren lässt. 
Die Intensität der Erkrankung richtet sich nach der Sporenmenge (ist dieser 
direkt proportional). Zur Erzeugung von tódtlicher Allgemein-Mycose durch In- 
jection bei kleineren Thieren wie Kaninchen, Katzen etc. gehórt immerhin eine 
1) Ueber den Actinomyces musculorum der Schweine. — Archiv f, wissensch. und pract. Thier- 
heilkunde. Bd. 12 (1886), Heft 5 und 6. 
?) Beitráge zur Aetiologie der Infectionsgeschwülste. Bericht über das Veterinärwesen im 
Kônigr. Sachsen f. d. Jahr 1884, pag. 46. 
3) Ueber Botryomycose beim Pferd. Deutsche Zeitschr. f. Thiermed. Bd. 13 (1887). 
Heft 2—3. 
^) Ueber Wachsthumsbedingungen der Schimmelpilze im menschlichen und thierischen 
Körper. Berl klin. Wochenschr. 1882. Nr. 11. 
$) Ueber pathogene Schimmelpilze. Aspergillusmycosen. Berl. klin. Wochenschr. 1882. 
No. 9 und 1o. 
     
   
  
   
    
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
   
   
    
 
	        
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