528 Die Pilze.
breitung auf die Pleura, das peripleurale und prävertebrale Gewebe, sowie die
Brustwand, sodann auf der Darmoberfläche, in der Darmwand mit Ausbreitung auf
das Zeritoneum und die Bauchwand, endlich auch im Herzen, in der Milz, in
der Frauenbrust, im Gehirn, in den Hoden.
Die Erkrankungen des Respirationsapparats entstehen durch Keime, welche
durch Aspiration entweder direkt aus der Luft oder aus der Mundhôhle in jene
Organe gelangen, während die Actinomycose von Darm und diesen umgebender
Theile offenbar von Keimen ausgeht, die aus dem Darmrohr stammen, also mit
der Nahrung in den Verdauungskanal eingeführt wurden.
In der Neuzeit sind seitens der Aerzte Erfahrungen gemacht worden, welche
es unzweifelhaft erscheinen lassen, dass der Strahlenpilz ausserhalb des Körpers
lebt und seine Keime Gräsern und andern Pflanzen, Hölzern, Stroh etc. anhaften
kónnen. So hat z. B. E. MürLER!) einen Fall von Actinomycose der Hand con-
statirt, in welchem die Infection durch einen Holzsplitter, den sich die 28 Jährige
Patientin beim Reinigen des Fussbodens eingestossen hatte, erfolgt war. In andern
Fällen scheinen die Keime durch Verwundungen mittelst der scharfen Grannen
unserer Culturgräser in den Körper gebracht worden zu sein. Thatsache ist,
dass gerade bei Landleuten Actinomycose öfters beobachtet wurde. SOLTMANN?)
macht die Angabe, dass ein Knabe nach dem Verschlucken einer Aehre der
Máusegerste Actinomycose in der Náhe der Wirbelsüule bekam. BERTHA (Wiener
med. Wochenschrift 1888) berichtet über Fälle von Actinomyces bei Schnittern
an den Händen.
Mitunter scheinen die mit dem Munde aufgenommenen Actinomyceskeime
sich zunächst in hohlen Zähnen oder auch in den Taschen der Tonsillen zu ent-
wickeln, um erst von hier aus invasiv zu werden, wie zuerst J. ISRAEL?) auf Grund
bestimmter Beobachtungen vermuthete. (Beschreibung des Pilzes und Literatur
im speciellen Theile.)
3. Pinselschimmel- Krankheiten (Aspergillusmycose, Mycosis | asper-
gillina) hervorgerufen durch verschiedene Aspergillus- Arten.
Am längsten bekannt und am häufigsten gefunden sind Aspergillusmycosen
des Ohres (Otomycosis aspergillina), durch Aspergillus fumigatus FRrEs., A. niger
(VAN TiEGH.), 4. flavus BREF., A. glaucus DE By. und À. repens pk Bv. verursacht,
insbesondere durch die ersten beiden Arten. Sie siedeln sich namentlich nicht
selten im áusseren Gehórgange, bisweilen auch im Mittelohr an, scheinen aber
nur dann ihre Vegetationsbedingungen zu finden, wenn in Folge sonstiger Er-
krankungen des Ohres eine Serumschicht secernirt ist, die ihnen als Náhrboden
dient. Nach SIEBENMANN4) dringen nämlich die Pilze nicht durch die Haut
elemente hindurch eín, verhalten sich also auch nicht als Parasiten im strengen
Sinne, eine Auffassung, die von anderer Seite bestritten worden ist. Namentlich
wenn die Pilzwucherungen auf dem bereits entzündeten Trommelfell auftreten,
1) Ueber Infection mit Actinomycose durch einen Holzsplitter. Beitr. zur klinischen Chirurgie
herausgegeben von BRUNs. Bd. IIL. 1888, pag. 355. Ref. Bacteriol. Centralbl. Bd. 5, pag. 353
?) Breslauer ärztl. Zeitschrift 1885. Ref. in BAUMGARTENS Jahresber. 1885.
3) Klinische Beiträge zur Actinomycose. Berlin 1885. — Derselbe, ein Beitrag zur Patho-
genese der Lungenmycose. Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1886.
4) SIEBENMANN, Die Fadenpilze Aspergillus flavus, niger und fumigatus, Eurotium repens (u.
Aspergillus elaucus) und ihre Beziehungen zur Ozomycosis aspergillina. Wiesbaden 1883. Hier
auch ausführlich die frühere Literatur.