Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

  
  
  
  
   
530 Die Pilze. 
durch das dem Milchschimmel (Oidium lactis) verwandte O. albicans und dussert 
sich in der Bildung weisslicher (grauweisser) Häufchen oder Pusteln, die auch 
uoch Epithelzellen, Spaltpilze und wie es scheint, Entwickelungszustände anderer 
Schimmelpilze enthalten. Wahrscheinlich entwickelt sich der Pilz (in Sprossform) 
an der Brustwarze der Mutter (in der ausgetretenen Milch) und wird beim Säugen 
des Kindes in den Mund eingeführt, in manchen Fällen vielleicht auch mit 
anderer Nahrung aufgenommen. VALENTIN!) beobachtete einen Fall von Soor 
des Mittelohrs bei einem 9jährigen Mädchen. 
7. Krankheitender menschlichen Zähne durch echte Pilze sind, wie es scheint, 
recht selten. In einem Zahnprüparat, das mir Prof. W. MiLLER zeigte, waren 
Sprosszustünde eines Schimmelpilzes tief in den im Uebrigen intacten Schmelztheil 
eingedrungen. 
Zum Schluss sei noch hervorgehoben, dass die Zahl der pilzlichen Parasiten 
der Thiere der Zahl der pilzlichen Schmarotzer der Pflanzen bedeutend nach- 
steht, denn die erstere dürfte hóchstens 200, die letztere an 10000 betragen, 
Diese auffallende Differenz scheint sich vorzugsweise durch zwei Momente zu er- 
klären, nämlich einerseits dadurch, dass die überwiegende Mehrzahl der Pilze 
saure Sáfte, wie sie in den Pflanzen dargeboten werden, den alcalischen 
Säften des Thierkôrpers vorzieht, andererseits dadurch, dass der Körper der höheren 
Thiere Temperaturen aufweist, die von dem Optimum der Vegetationstemperatur 
der meisten Pilze nicht erreicht werden. Hierzu mag als drittes Moment vielleicht 
noch die ausgiebigere Durchlüftung des pflanzlichen Körpers vermittelst des 
Systems der Intercellularräume hinzutreten. Etwas ähnliches finden wir in dem 
Tracheensystem der Insekten, und daher mag es kommen, dass die Insektenbe- 
wohnenden Pilze sich so schnell entwickeln, in Kürze den ganzen Kórper mumi- 
ficirend. 
F. Der Kampf der thierischen Zellen und Gewebe mit den eingedrungenen 
Pilzzellen. 
Wir haben im Vorstehenden das Verhältniss zwischen den krankheitserregenden 
Pilzen und den Thieren nur in seiner grôberen, mehr äusserlichen Form aufge- 
fasst, um zunächst nur einen Ueberblick tiber die zahlreichen Krankheitserscheinungen, 
ihre äusseren Symptome, ihren verschiedenen Verlauf, ihre Verbreitung in der 
Natur, ihr Vorkommen in den verschiedenen Thier-Gruppen, und damit eine Vor- 
stellung von der Bedeutung der Krankheitserreger im Haushalt der Natur zu ge- 
winnen. 
Die Geschichte zeigt, dass die Forschung zunächst ebenfalls nur darauf be- 
dacht war, jene mehr äusseren Momente festzustellen. 
Erst die Neuzeit hat, namentlich auf Anregung VIRCHOW's, ein neues Moment 
in die Parasitenforschung hineingetragen, nämlich das Studium des Kampfes der 
thierischen Zellen und Gewebe mit den Zellen der Parasiten. 
Es ist a priori klar, dass eine ausgiebige Lösung der Frage, wie sich die 
thierischen Zellen gegenüber den Pilzzellen verhalten und umgekehrt, nur erfolgen 
kann an solchen Thieren, welche klein und durchsichtig genug sind, um auch 
bei stärkeren Vergrösserungen in ihren einzelnen Elementen, womöglich in der 
ganzen Ausdehnung beobachtet werden zu können und dabei so organisirt sind, 
dass sie während der Dauer der Beobachtung nicht durchs Medium, Temperatur 
*) Archiv f. Ohrenheilkunde Bd. 26. (1888) pag. 81. 
     
     
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
    
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
	        
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