Full text: Handbuch der Botanik (Vierter Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
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532 Die Pilze. 
Andererseits aber werden die Blutzellen in der Nachbarschaft der Sprosszellen 
allmählich aufgelôst, sodass die Daphnie schliesslich, zu der Zeit wo die Sprosse 
zu Ascen geworden sind, keine oder nur noch wenige Blutkörperchen aufweist. 
Wahrscheinlich sondern die Sprosszellen eine für die Blutkörperchen schädliche 
Flüssigkeit ab. 
Aus diesen Beobachtungen folgt, dass bei der Krankheit der Daphnien ein 
Kampf stattfindet zwischen den Blutzellen einer- und den Pilzzellen andererseits, 
Die ersteren verhalten sich wie Amoeben. Sie nehmen die Hefesprosse und 
Sporen in ihrem Plasmakörper auf, werden daher als Fresszellen (Phagocyten) 
bezeichnet, und vernichten sie (wahrscheinlich durch Abscheidung eines abtödten- 
den Stoffes) unter auffälligen Deformationserscheinungen. Andererseits vermögen 
die Sprosszellen beim Ueberwiegen die Blutzellen abzutödten und zur Auflösung 
zu bringen (wahrscheinlich ebenfalls durch Abscheidung eines besonderen Stoffes). 
Offenbar sind die Blutkörperchen viel besser für den Kampf mit den Nadel- 
sporen, als mit den stark proliferirenden Sprosszellen angepasst. In allen diesen 
Fällen handelt es sich, wie angegeben, um Hefe- und Spaltpilze, also um ein- 
fachste, einzellige Pilze. Es frägt sich nun, wie verhält es sich mit dem Kampf 
niederer und höherer Thiere gegen höher organisirte Pilzformen, die Schimmel- 
pilze. Eigenthümlich ist nach meinen Untersuchungen das Verhalten zwischen 
einem auf todten Substanzen, z. B. Pferdemist, hàufigen Schimmelpilz, der A7/Azo- 
botrys oligospora FRESENIUS, und manchen freilebenden Anguillulen. Jener Pilz 
hat die Eigenthümlichkeit, auf seinen Mycelien Schlingen oder Oesen zu bilden, 
die gerade so gross sind, dass die dasselbe Substrat bewohnenden Anguillulen 
hineinpassen. Letztere stossen bei ihren lebhaften Bewegungen sehr häufig in 
diese Schlingen hinein und werden stets unfehlbar darin festgehalten, in Folge 
der federnden Eigenschaft dieser turgescenten Pilzorgane. Säet man zwischen 
das Mycel der Arthrobotrys z. B. Weizenälchen und beobachtet direkt in der 
teuchten Kammer, so fangen sich unmittelbar unter dem Auge des Beobachters 
in Zeit von wenigen Stunden die Thierchen zu Dutzenden, ohne dass es auch 
nur einem einzigen Individuum, trotz heftigsten Kampfes, gelinge, sich aus der 
Oese zu befreien. 
Unmittelbar nachdem das Thier gefangen ist, treibt eine Zelle der Oese 
einen Seitenzweig durch die Chitinhaut in den Körper hinein; von ihm aus 
gehen alsbald Aeste ab, welche sich verlingern und die Anguillula in paralleler 
Lage durchziehen. In dem Maasse als der Pilz sich ausbreitet, nehmen die Be- 
wegungen des Thieres an Energie ab, um schliesslich ganz aufzuhören. Endlich 
tritt der Tod ein. Das Innere der Anguillula hat unterdessen eigenthiimliche 
Veränderungen erlitten. 
In Thieren, welche bei Beginn der Beobachtung gänzlich fettfreie Elemente 
besitzen, sieht man in dem Maasse, als die Pilzfäden sich verlängern und ver- 
mehren, Fetttröpfchen auftreten, die später zu grösseren Tropfen und unregel- | 
mässigen, stark lichtbrechenden Massen verschmelzen, wie man durch mehr- 
tägige Beobachtung eines und desselben Thieres leicht feststellen kann. Wir 
haben hier also einen Fall, wo ein Schimmelpilz exquisite fettige Degene- 
ration thierischen Gewebes verursacht, und wo sich diese Wirkung in 
allen ihren Phasen direkt beobachten lässt. Schliesslich wird das Fett 
aufgezehrt, und es bleibt von dem Thiere nur die Chitinhaut und beim Männ- 
chen der chitinisirte Penis übrig. 
Leider eignet sich der, überdies gerade im Beginne der Infection sich noch 
  
  
  
	        
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