Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
$98: Die Pilze. 
Pilacre Petersii, BERK. u. CURTIS, entwickelt seine kleinen, gestielten, grauweiss 
erscheinenden Dasidienbündel auf Buchenrinde (Fig. 74, D. Der in das Substrat 
hineinragende Stiel besteht aus parallel verlaufenden Hyphen, der kópfchen- 
fórmige Theil kommt durch reiche Verzweigung dieser Hyphen zustande (Fig. 74, IT). 
Die Seitenáste nehmen wie die Haupthyphen fast gradlinigen Verlauf. Das Ganze 
gleicht daher zunüchst einem »Besen, den man aus reich beisteten Reisern ge- 
bunden hat.« Es zeigt sich deutlich, wie die Enden der Hyphen und Zweige 
dünner werden und sich durch ungleichseitiges Längenwachsthum lockenartig 
einrollen (Fig. 74, III.4), wobei sie vielfach in einander greifen. So kommt »eine 
Art von Hülle« zustande. Im weiter rückwärts gelegenen Theile sprossen die 
Fäden und Aeste zu den oben erwähnten Basidien (Fig. 74, IILZ) aus, ein Vor- 
gang, der unter der hüllenartigen Region beginnt und von hier aus nach innen 
zu vorschreitet, wodurch die kopffórmige Verdickung ausgesprochener wird. 
Schliesslich lósen sich die Basidien auf und endlich auch die Fadentheile, von 
denen sie entspringen, und der aus den strahligen Hyphenenden gebildete hüllen- 
artige Theil umschliesst nunmehr eine blosse Sporenmasse (Fig. 74, IV). Es be- 
darf nur noch eines geringen Anstosses, um jenen zum Zerfall zu bringen und 
die braun-schwarze Masse frei zu machen. 
So wie die Anlage der Basidien in basipetaler Folge auftritt, so auch die 
Basidiosporenanlage an den Basidien. 
Die Basidiosporen keimen in Náhrlósungen leicht und produciren Conidien- 
träger, welche einfach oder verzweigt sind. Dieselben bilden zunächst ein ter- 
minales Sterigma, welches eine ellipsoidische Conidie abschnürt, unter diesem 
ein zweites, welches das erstere zur Seite drängt und so fort. Auf diese Weise 
entsteht ein sympodialer Conidienstand, der in seiner Ausbildung das Bild einer 
Traube gewährt (Fig. 74, VI). Conidien wie auch Träger nehmen gelbe bis 
braune Färbung an. Jene sind ebenfalls leicht zur Keimung zu bringen. 
Familie 2. Auriculariaceen TULASNE. 
Die Basidienfructification stellt im Gegensatz zu den Pilacreen und theilweis 
auch den Tremellineen hutartige oder polsterförmige Körper dar. Die Basidien, 
in langgestreckter, selten gekrümmter Form auftretend, bilden eine oberflächliche 
Schicht, die bei den hutartigen Formen auf der Unterseite (Auricularia), sonst 
auf der Oberseite liegt (Platygloea, Tachaphantia) und, wie auch das darunter 
liegende Gewebe, meist stark vergallertet. Wie bei den Pilacreen sind die Basi- 
dien durch Querwände getheilt, treiben aber aus jeder Zelle ein sehr langes 
Sterigma P). . 
Gattung 1.  Auricularia BULLIARD. 
Basidienfructification relativ grosse, unregelmässig-gelappte, bald schüssel- 
bald ohrförmige, hutförmige, bilaterale Körper bildend. Die Basidiosporen keimen 
in Wasser und Nährlösungen leicht und treiben, nachdem sie sich durch ı bis 
3 Scheidewände gegliedert, direkt oder an Mycelschläuchen stark gekrümmte, kleine 
Conidien, die auf kurzen, feinen Sterigmen in Büschel- oder Kôpfchenform ent- 
stehen, durch diese Verhältnisse an Dacryomyceten erinnernd. Auch die Coni- 
dien keimen in Nährlôsung zu Conidien tragenden Mycelien aus. 
A. mesenterica FR. Bildet relativ grosse, bis über 1 Decim. breite, am Rande gelappte oder 
gefaltete Hüte, deren gallertige Unterseite flach muschelfórmige Vertiefungen zeigt, wührend die 
Oberseite braune Behaarung und Zonenbildung aufweist, An den langen Sterigmen der vier- 
1) BREFELD, 1. c. pag. 69 ff. 
   
  
  
  
   
    
  
   
   
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
	        
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