Full text: Handbuch der Botanik (Vierter Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
604 Die Pilze. 
springen (Fig. 77, IV). Die nächst höhere Stufe kennzeichnet sich dadurch, 
dass zwischen Basidienschicht (auch Hymenialschicht genannt) und Mycel 
ein Hyphengewebe eingeschoben wird, welches je nach den verschiedenen 
Familien die mannigfaltigsten Formen aufweist, entweder eine Haut (Fig. 78, I 27, 
80, IV) oder eine Keule (Fig. 79, I III IV), einen Strauch (Fig. 78, IV; 79, V VI), 
Becher (Fig. 78, V VD, Napf, einen stiellosen oder gestielten Hut (Fig. 77, I III) 
reprásentirt. Solchen »T'rágerformen« sieht man die Basidienschicht unmittel. 
bar aufgesetzt. Auf einer noch hóheren Stufe finden wir zwischen das Gewebe 
des Trágers einerseits, der gleichfalls die Form einer Haut oder eines (ge- 
stielten, bezw. ungestielten) Hutes haben kann und zwischen die Basidien- 
schicht andererseits noch ein weiteres Gewebe eingeschoben, welches man 
als Hymeniumtráger oder Hymenophorum bezeichnet hat, und das dadurch 
charakterisirt ist, dass es in Form von Warzen, Stacheln (Fig. 79, IX), Leisten, 
Lamellen (Fig. 84, XII, Adern (Fig. 8o, IV) oder Róhren (Fig. 8o, IIa, VI VIIT) 
ausgebildet wird, die sich der Regel nach vom Licht hinweg oder dem Erdboden 
zuwenden, daher fast ausnahmslos der Unterseite des Trägers aufsitzen (Manche 
fassen auch Hymenophorum und Basidienschicht unter dem Namen »Hyme- 
nium« zusammen). 
Die Basidien treiben in der Regel 4 (selten 2 oder mehr als 4) feine Sterigmen 
(Fig. 77, IV). Sobald deren Bildung anhebt, theilt sich nach STRASSBURGER !) der 
Kern der Basidie wiederholt, bis 8 sehr kleine Kerne vorhanden sind. Haben 
dann die Sterigmen die Sporenanlagen gebildet, so wandert das Plasma der 
Basidie in diese ein, und ziemlich spát folgen auch die Zellkerne, von denen 
jede Spore zwei erhält. Zwischen die Basidien schieben sich meistens steril 
bleibende, eigenthümlich geformte, einzellige Bildungen ein, die man als Para- 
physen bezeichnet (vergl. Fig. 34 und pag. 322). Stark bauchige Formen nennt 
man auch Cystiden. Ausser der Basidienfructification kommen noch gewóhn- 
liche Conidienbildungen (Fig. 81, I—IV) sowie Gemmenbildungen (Fig. 81, V) 
vor, welche sámmtlich bei den einzelnen Familien besprochen werden sollen. 
Die Zahl der in SAccAnDo's Sylloge aufgeführten Hymenomyceten beträgt zwischen 
8 und 9ooo. 
Familie 1. Hypochnaceen. Hypochnusartige Hymenomyceten. 
Im Hinblick auf die Basidienfructification stellen sie ohne Zweifel die 
primitivst gebauten Hymenomyceten dar und zwar dokumentirt sich ihre Einfach- 
heit darin, dass die Basidien ein unmittelbar dem mehr oder minder locker 
oder dicht verflochtenen Mycel aufsitzendes, einfaches Lager bilden (Fig. 77, IV), 
das entweder nur lockere, fast wie Schimmel aussehende Anflüge oder eine 
dichtere Schicht von hdutiger bis lederartiger Consistenz bildet. Ein subhyme- 
niales Gewebe vermisst man demnach, auch fehlt die Bildung von Paraphysen. 
Ausser der Basidienfrüctification kónnen noch Nebenfructificationen in Form 
von Conidienbildungen auftreten. Letztere entstehen entweder durch hefe- 
artige Sprossung unmittelbar an den Sporen (Fig. 77, IV VIT) oder an den Aesten 
kleiner Mycelien bei kümmerlicher Ernührung, oder sie werden in Gestalt sonder- 
bar geformter Conidienträger erzeugt. Die Vertreter der Hypochnaceen leben 
meist saprophytisch (auf der Erde, aut Rinden, Hôlzern), seltener siedeln sie sich 
als Parasiten auf Pflanzen an. 
1) Grosses botanisches Praktikum, II. Aufl, pag. 433. 
      
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
    
   
  
	        
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