616 Die Pilze.
entstehen (Fig. 80, VIII). Ihre Zahl beträgt bei manchen Arten 15, 2o und mehr,
was meist ebenso vielen Jahren entspricht. Bei den Reprásentanten der Gattung
Daedalea und Lenzifes sind die Hymenien mehr in Form von gebogenen, H fórmig
verbundenen Lamellen (Fig. 80, IX), bei Merælius in Gestalt von fleischigen, unter
einander wabenartig verbundenen Falten (Fig. 80, IV) entwickelt.
Während die Wände der einzelnen Rôhren bei Polyporus-artigen und Boletus-
artigen unter einander verwachsen erscheinen, sind sie bei ZZszzZsa getrennt.
Bei Boletus stehen die Róhren nur in losem Verbande mit dem Hute und lassen
sich infolge dessen leicht von diesem abtrennen, was bei den iibrigen Gattungen
nicht der Fall ist.
Der anatomische Bau der Fruchtlager ist namentlich von R. HARTIG an baum-
bewohnenden Formen in nähere Untersuchung gezogen‘). Im Wesentlichen ist
der Bau der Hymenien derselbe, wie bei den Agaricineen. Von der Trama
entspringen die Basidien-tragenden, die Hymenialschicht bildenden Zweige, von
denen meistens einzelne Aeste zu Paraphysen ausgebildet erscheinen. Auf den
Basidien entstehen 4 Sterigmen.
Die zweite von BmrrELD (l. c.) gefundene Fructification, in gewöhnlichen
Conidienbildungen, trágt entweder Oidiumartigen Charakter (Fig. 81, III IV)?), oder
sie tritt in einer höchst eigenthümlichen, an die Conidienträger von Aspergillus
erinnernden Form auf (Heterobasidiom, Fig. 81, Ia II).
Die dritte Fructifcation besteht aus Hyphen, welche sich durch relativ
grosse, meist durch inhaltslos werdende sterile Glieder unterbrochene, relativ
grosse Gemmen-artige Zellen theilen. Sie kommen bei Féychogaster (Oligoporus)
(Fig. 81, V) und ZZszuZina (Fig. 81, VI) vor und bilden kleinere oder grössere Lager,
an denen erst spáter die Róhren entstehen, oder Nester in den basidientragenden
Fruchtlagern.
Vielen. Polyporeen kommt reichliche Harzproduction zu (vergl den
physiologischen "Theil, Harze, pag. 4o9) sowie Erzeugung eigenthümlicher Farb-
stoffe (vergl. Farbstoffe, pag. 413) und oxalsauren Kalkes.
Eine grosse Anzahl von Vertretern bewohnt todte Baumstümpfe, alte Balken,
Bretter, Pfáhle, oder von faulenden pflanzlichen Theilen durchsetzten Waldboden,
während andererseits zahlreiche Repräsentanten, wie namentlich HARTIG l. c. ge-
zeigt hat, in Waldbäumen und Obstbäumen schmarotzen, meist jahrelang in diesen
Substraten perenniren und sie schliesslich abtödten. Die eigentümlichen Zersetzungs-
erscheinungen gewisser saprophytischer und parasitischer Polyporeen im Holze sind
von R. HaRrIG (l c.) nüher studirt worden (vergl. pag. 507). In SACCARDO's
Sylloge sind bereits 1971 Species, auf 23 Gattungen vertheilt, aufgeführt.
Gattung 1. Merulius HALLER. Aderschwamm.
Hier sind die häutigen bis fleischigen Fruchtlager dem Substrat aufliegend
und mit einem weichen, wachsartigen, aus anastomosirenden Falten gebildeten
Hymenium überzogen (Fig. 8o, IV). Conidien oder Gemmenbildungen fehlen, so-
weit die Untersuchungen reichen. Als Substrat wáhlen die Merulien todte Pflanzen-
theile (Aeste, Blütter, Baumstümpfe, Bauhólzer) Als gemeinster Repräsentant gilt
1) Wichtige Krankheiten der Waldbáume. Berlin 1874. — Die Zersetzungserscheinungen
des Holzes. Berlin 1878. — Lehrbuch der Baumkrankheiten, 2. Aufl. Berlin 1889.
2) Daedalea unicolor, Lenzites variegatus, Polyporus terrestris, zonatus, versicolor, quercinus
(SCHRAD.), serialis, Ochroporus odoratus, Gleophyllum abietinum,