Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

628 Die Pilze, 
Hüte brechen entweder aus der Oberseite oder den Lamellen des Wirthes hervor und 
sind meist ganz in Gemmenbildung übergegangen, sodass man. gewöhnlich nur 
an den grössten Exemplaren ausgebildete Lamellen antrifft. Anfangs weiss und 
glatt, wird die Huthaut allmählich filzig, verfärbt, in Rissen aufbrechend, aus 
welchen die dichte Masse der Gemmen zum Vorschein kommt. Später sieht der 
Pilz aus wie ein kleiner Bovist mit zerfallenem Kopf. Die Lamellen der Unterseite 
sind in der Jugend weisslich, später grau, dick, steif. An den Gemmen bemerkt 
man warzige oder stachelige Erhabenheiten, welche ihnen etwa morgenstern- 
formiges Aussehen verleihen. Sie sind etwa 18—20 Mikrom. dick und von bräun- 
licher Farbe, in Masse ein braunes Pulver bildend. 
Gattung 2. Coprinus PERSOON. 
Die weichfleischigen, oft hóchst zarten und vergánglichen Hüte sind aus einem 
gleichmássigen Hyphengewebe gebildet. Bei manchen Repräsentanten findet eine 
Verbindung des Hutrandes mit dem Stiel durch einen »Schleier« statt. Dagegen 
fehlt eine Volva-Bildung, höchstens sind Andeutungen einer solchen vorhanden. 
Längere und kürzere Lamellen wechseln mit einander ab. An ihrer Oberfläche 
stehen einzeln die Basidien, zwischen denen Paraphysen und zwar sowohl zahl- 
reichere kleinere, kürzer als die Basidien erscheinende, in regelmässiger An- 
ordnung auftretende (Fig. 37 III u. IV bei ? und Fig. 84) als auch gróssere, 
blasenartige, auf der Flüche und Schneide der Lamellen mehr zerstreute 
(Fig. 37, III bei 7") vorkommen. Sobald die Sporen zur Reife gelangt sind, lósen 
sich die Lamellen und meist auch der Hut auf zu einer jauchigen, durch die 
dunklen Sporen geschwärzten abtropfenden Masse. Die Sporen keimen in 
Mistdecoct auf dem terminalen Keimporus aus und bilden Mycelien, an 
denen bei gewissen Species Conidienabschnürung in Form von Oidium- 
artigen ' Gliedern auftritt (etwa dem  Bilde in Fig. 79, II entsprechend); 
unter üppigen Ernáhrungsbedingungen entstehen bei gewissen Arten strang. 
artige Mycelien mit oder ohne Sclerotien. Den Bau der Letzeren haben 
E. Cur. HaNsEN !) sowie BREFELD untersucht. Der Gesammt-Entwickelungsgang ist 
durch BmrrELp?) genau dargelegt worden, speciell für: Coprinus stercorarius 
(BULLIARD). Die Mycelien dieses Pferdemist bewohnenden Pilzes entwickeln bei 
reichlicher Ernährung in Mistdecoct wie auch auf natürlichem Substrat, gewöhnlich 
kleine, schwarze, knöllchenförmige Sclerotien?) von 1— 5 Millim. Durchmesser und 
darüber, aus denen später die gestielten Hüte hervorsprossen.  Conidienbildung, 
wie sie C. lagopus und anderen Arten eigenthümlich ist, fehlt hier gänzlich. Be- 
züglich der Entstehungsweise der Sclerotien (vergl. pag. 290) hat BREFELD 
ermittelt, dass sie an den Mycelfäden als adventive Seitenzweige entstehen, die 
entweder einzeln oder zu mehreren dicht neben einander auftreten. Durch reich- 
liche Verüstelung wird aus solchen Anfängen zunichst ein kleines lockeres weiss- 
liches Flóckchen gebildet, spáter schliessen die Elemente pseudoparenchymatisch 
dicht zusammen, und es tritt an der Oberfläche eine Abscheidung von Wasser 
in Tropfen ein. Schnitte durch den reifen Körper lassen eine dunkle Rinde 
erkennen, welche aus 6—8 Zelllagen besteht, von denen die äusseren aus weit- 
1) Fungi fimicoli danici. Vedensk. Meddelelser af nat. Forering, Kjobnhavn 1876. 
?) Schimmelpilze III. 
3) Eine neuerdings von BREFELD aufgefundene Form dieser Species producirt niemals 
Sclerotien. 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
	        
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