640 Die Pilze,
Bovista nigrescens PERS. — Dunkler Bovist, Kartoffelbovist. Er bewohnt Grasplätze,
trockne und feuchte Wiesen sowie Aecker und ist sowohl in der Ebene wie im Vor-
gebirge eine häufige Erscheinung.
800 Meter Höhe an.
Im Riesengebirge traf ich ihn massenhaft bis gegen
Seine Fructificationszeit fällt vorzugsweise in die Erntezeit (August,
September) dauert aber bisweilen bis in den October hinein. Die Fruchtkörper entstehen
am Ende je eines kräftigen, verzweigten Mycelstranges dicht unter der Erdoberfläche und
sind zunächst von weisser Färbung und glatter Oberfläche. An die ca. 1 Millim. dicke üussere
fleischige Peridie (Fig. 87, II A) schliesst sich die ums Mehrfache dünnere, auf dem Querschnitt
als blosse Linie erscheinende innere Peridie (Fig. 87, II 7) an. Sobald die Frucht aus dem
Boden hervorgebrochen, trocknet die äussere Peridie an der Luft allmählich stark ein, oft unter
schwacher Areolenbildung und Bräunung, um schliesslich gewóhnlich abgeschülfert zu werden.
Die innere Peridie dagegen, deren faserige Elemente (Fig. 87, III7) sich gegen die Reifezeit
etwas verdicken und intensiv gummiguttgelb fürben, persistirt als papierartig dünne, zàühe
Haut von chokoladenbrauner, kaffeebrauner oder graubrauner Fürbung mit oder ohne Glanz,
bisweilen mit einem Stich ins Violette. In Grosse und Form sind die Fruchtkôrper einer
Kartoffel sehr ähnlich und zeigen an der Unterseite meist mehrere, auf die Ansatzstelle des
Mycelstranges zulaufende flache Eindrücke (Fig. 87, I). Der im Vergleich zu anderen Bovisten
beträchtliche Durchmesser schwankt zwischen 14 und 9 Centim. und beträgt gewöhnlich
3—6 Centim. Von den kurzen, bauchig-keuligen Basidien werden auf den 4 langen Sterigmen
4 kugelige bis eifórmige dickwandig und gelbbraun werdende Sporen von 5 Mikr. Durch-
messer abgeschnürt (Fig. 87, IV), denen bei der Reife der obere persistirende Theil der Sterigmen
als kurzes Stielchen anhängen bleibt (Fig. 87, V). Zur Reifezeit reisst die Peridie an einer ver-
dünnten Stelle, welche meist dem Scheitel entspricht, unregelmässig oder in einem Querriss auf,
bisweilen geschieht dies an 2 bis 3 Stellen. Sporen- und Capillitiummasse von der Farbe der
Peridie, aber meist noch dunkler, die Capillitiummasse nach dem Ausfallen der Sporen gelbbraun
bis graubräunlich. Die einzelnen Capillitiumfasern besitzen einen kräftigen, stark verdickten
Stamm und glänzend gelbbraune Färbung, im Uebrigen den in Fig. 85 dargestellten Charakter.
Von physiologischen Eigenschaften sind zu erwühnen: Production von oxalsaurem Kalk, der
in Form von Krystallen und Drusen in der Gleba reichlich zur Ausscheidung kommt, viel-
fach den Capillitiumsystemen aufgelagert (die Angabe DE BARY's, dass bei Zovis/a kein oxal-
saurer Kalk gebildet werde [Morphol, pag. 11] ist daher nicht zutreffend); ferner Bildung von
Farbstoffen, die noch näherer Untersuchung bedürfen. Die in den jüngsten Stadien noch weisse
Gleba wird spüter intensiv-schwefel bis goldgelb, spiter graubraun bis violettbraun oder schmutzig
rothbraun.
Eine noch gemeinere auf Triften im Sommer und Herbst zu findende Art, die nur 1 bis
2 Centim. im Durchmesser haltende Fruchtkórper entwickelt und wegen der Fürbung der innern
Peridie als bleigrauer Bovist 5. plunbea bezeichnet wird, ist in den noch weissen Jugendstadien
essbar.
Genus 2. Lycoperdon TOURNEFORT. Bovist, Staubschwamm.
Im Gegensatz zu Bowvista und Geaster sind die Fruchtkôrper mit mehr oder
minder deutlichem, oft sehr entwickeltem Stiel versehen und dementsprechend
von rundlicher, kreisel-, birn- oder keulenartiger Gestalt (Fig. 87, VI). An der
Peridie lassen sich wie bei Bovista 2 Schichten unterscheiden (Fig. 87, VILab):
1. eine áussere dickere Lage von fleischiger Consistenz, welche Wirzchen,
Stacheln, Platten bildet, einen áhnlichen Bau wie bei Bovista zeigt und im
Alter zusammentrocknet und sich leicht abschülfert; 2. einer papierartig dünnen,
zühen Schicht, welche entsprechendes Gefüge wie die von Joevwis/a zeigt, im
Alter am Scheitel dünner wird und hier schliesslich aufreisst. Die Früchte
besitzen eine kleinkammerige Gleba, welche in einen fertilen terminalen
ginnt. X u. XI kleines Exemplar eines bereits aufgesprungenen Fruchtkörpers von Geaster in der
Ansicht von der Seite und von oben. XII 390fach. Basidien 2 (jede mit 8 ungestielten Sporen)
von dem Tragfaden a entspringend (VIII IX u. XII nach DE Bary, alles Uebrige nach der
Natur).