Full text: Handbuch der Botanik (Vierter Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
   
   
  
   
  
    
     
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
650 Die Pilze. 
Reifezeit löst sich die Gleba zu einer schleimigen, abtropfenden Masse ab. Ste- 
rigmenbildung fehlt: die Sporen werden von der Basidie direct abgeschnürt. 
Das Gros der Phalloideen ist an heisses Klima gebunden und daher in Süd- 
amerika, Australien, Südafrika heimisch. Auch Nordamerika hat viele Vertreter 
aufzuweisen, während bei uns nur wenige Arten vorkommen. Man kennt im 
Ganzen 79 Species, die sich auf 11 Gattungen vertheilen. 
Lhallus impudicus L., Stinkschwamm. Diese in Laubwäldern, Nadelwäldern, 
Hecken, Gärten häufige, in Fig.89 dargestellte Species gehórt zwar zu den 
schónsten und stattlichsten Erscheinungen unserer Pilzflora, ist aber durch den 
Umstand, dass sie zur Reifezeit flüchtige Substanzen von #Husserst widerlichem, 
aasartigen Geruche producirt und sich dadurch schon auf weite Strecken hin un- 
angenehm bemerkbar macht, beim Laien wenig beliebt. 
Die Keimung der Sporen ward noch nicht beobachtet. Das im Boden hin- 
kriechende, aus faulenden Pflanzentheilen seine Nahrung entnehmende Mycel 
entwickelt sich in Form von kräftigen, vielverzweigten, weit hin kriechenden und 
wahrscheinlich perennirenden Strängen (Fig. 89 I, IIz2), die eine Lànge von meh- 
reren Fuss und eine Dicke bis zu 2—3 Millim. erreichen. Ueber ihren Bau ward 
bereits auf pag. 294 berichtet. Sobald dieses System genügend erstarkt ist, was 
in früheren oder spüteren Theilen des Sommers, bisweilen auch erst im Herbst 
der Fall ist, schreitet der Pilz zur Production von Frucktkórpern, die zunächst 
als kleine, etwa 1 Millim. im Durchmesser haltende Knótchen an den Mycel- 
strángen entstehen, dann zu erst erbsen-, spáter haselnuss-, endlich hühner- bis 
günseei-grossen Gebilden werden (Fig. 99, I, II) und in diesem Zustande im Volks- 
munde »Hexenei« oder »Teufelsei« heissen. 
Während die jüngsten Zustände noch ganz homogen erscheinen, lassen die 
zuletzt bezeichneten eine ziemlich weitgehende Differenzirung ihres Gewebes er- 
kennen, wie man namentlich an dem medianen Längsschnitt (Fig. 89, III) ersieht. 
Es lassen sich deutlich 4 Gewebspartieen unterscheiden. 
1) Die Fruchthülle (Peridie), an welcher drei verschiedene Gewebslagen 
hervortreten, von denen die äussere (Fig. 89, IIIa) eine dicke, weisse, ziemlich feste 
Haut bildet, die mittlere (Fig. 89,III7) eine mächtige, aus vergallerteten Fäden be- 
stehende, weiche, schleimige Masse darstellt, die innere (Fig. 89, IIIc) eine eben- 
falls feste, dünne Haut reprüsentirt. 
2) eincentraler, spindelfórmiger Theil(Fig.89,III sz, IV s), welcher den 
Stiel (auch Receptaculum genannt) darstellt. Er besteht seinerseits aus zwei Ge- 
websiagen, einer axilen (Fig. 89, IIT%, IV 4) und einer peripherischen (Fig. 89, III 52), 
der Stielwand. Letztere baut sich auf aus Platten eines rundlichen Pseudo- 
parenchyms, welche so angeordnet sind, dass ringsum geschlossene Kammern 
entstehen und zwar in mehreren Schichten; die Kammern sind zunächst noch 
zusammengedrückt resp. quergezogen (etwa wie in Fig. 89, V) und angefüllt von 
einem aus gallertigen Hyphen gebildeten Gewebe. Den axilen Theil des Stieles 
nimmt eine ebenfalls gallertige (aus verschleimten Hyphen bestehende) Gewebs- 
masse ein. 
3) Der sporenerzeugende Apparat (Gleba) Fig. 89, IIIe). Er hat etwa 
die Form einer Glocke und liegt zwischen der inneren Peridie und der kräftig 
entwickelten Haut Z, der sogenannten Hutha ut. Dieser sind in etwa senkrechter 
Richtung niedrige Lamellen senkrecht aufgesetzt, welche in wabenartiger Ver- 
bindung stehend in die Gleba hineinragen und diese in zahlreiche gróssere Ab- 
theilungen theilen. Von der inneren Peridie wie von den Waben des Hutes aus 
       
   
  
  
   
  
  
   
   
  
   
  
  
  
  
	        
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