654 Die Pilze.
bildungen auf, welche aber in einer gewissen Mannigfaltigkeit vorkommen.
Kein einziger Repräsentant erzeugt Sporangien, wie sie den Ascomyceten
eigen sind.
Im Allgemeinen lassen sich die Conidienfructificationen unter die
beiden Kategorieen der Conidienfrüchte (Pycniden) und Conidienlager bringen,
Einfach fädige Conidienträger von Schimmelform fehlen. 1)
1. Conidienlager mit Uredosporen (auch Sommersporen-Lager oder
kurz Uredo genannt) Fig. 32, 4. C. Nur selten gróssere Ausdehnung erreichend
stellen sie meist kleine, strich- oder punktgelbe Häufchen von orangegelber bis
rothbrauner Farbe dar, welche anfangs von der Epidermis bedeckt sind, später
aber dieselbe durchbrechen. Ihre Entstehung erfolgt in der Weise, dass das
Mycel unmittelbar unter der Oberhaut der Nährpflanze durch reiche Verzweigung
ein mehr oder minder dichtes Geflecht bildet, welches zahlreiche, einzellig
bleibende Conidienträger (in dichter, zur Epidermis senkrechter Stellung)
treibt, an deren Enden einzellige, relativ grosse und leicht abfallende Conidien
gebildet werden, entweder einzeln oder in Ketten (Coleosporium Rhinanthacearum).
Von meist ellipsoidischer, minder häufig birnförmiger oder kugeliger Gestalt,
zeigen sie in der farblosen mit Wárzchensculptur versehenen Membran 2—8
áquatorial gestellte, als Keimstellen dienende Tüpfel (Keimporen) und einen
an orangegelben Oeltropfen reichen Inhalt.
Man hielt die in Rede stehenden Conidienlager zur Zeit, wo man die Rostpilze noch wenig
kannte, für selbstindige Pilze, für die man die Gattung Uredo aufstellte und diesen Namen
hat man in Uredospore, Uredolager, Uredohäufch en, Uredoform als Æerminus techni-
eus fortbestehen lassen. Da die Conidien vorzugsweise den Sommer hindurch producirt werden
und nicht dazu befähigt sind, den Winter zu überdauern, so pflegt man sie auch als Sommer-
sporen zu bezeichnen.
Zwischen die Conidienträger schieben sich bei gewissen Vertretern sterile
einzellige Hyphen von keuliger Form (Fig. 37, V5) welche Paraphysen heissen.
Sie bilden sich oft auch am Rande der Lager. (Auch in manchen Teleuto-
sporen-Lagern sind sie zu finden).
Bei der Keimung treiben die Uredo-Conidien an den den Keimporen ent-
sprechenden Stellen Keimschlüuche, welche keine Secundárconidien (Sporidien)
abschnüren, sondern unter passenden Bedingungen sich sofort zum Mycel ent-
wickeln.
2. Conidienlager mit Teleutosporen (Wintersporenlager). Sie stellen
gewöhnlich flache Häufchen von rundlicher oder gestreckter Form dar
(Fig. 32, B; Fig. 33 À), seltener bilden sie ausgedehnte Polster oder säulchen-
resp. hornfôrmige Gebilde. In der Regel sind sie von viel dunklerer Farbe,
als die Uredolager, meist erscheinen sie dunkelbraun bis schwarzbraun, selten
roth oder rothbraun. Bezüglich des Entstehungsmodus gilt im Wesentlichen das
von den Uredolagern Gesagte; nur die säulenfôrmigen Teleutosporenlager von
Cronartium, die eher den Namen eines gewebeartigen Körpers verdienen, ent-
stehen wahrscheinlich in anderer, noch nicht bekannter Weise.
Die Teleutosporen trennen sich nicht von dem Träger. Sie sind zunächst
immer einzellig. Je nach den Gattungen bleiben sie es entweder (Uromyces,
Melampsora), oder sie werden zwei- bis mehrzellig, je nachdem sie sich einmal
oder ôfter durch Querwände resp. Längswände theilen. Durch eine Quer-
!) Man müsste denn die sogleich zu besprechenden »Promycelien« als solche ansprechen
wollen,