672 Die Pilze.
Die Sporidien von Üs//ag0 kónnen, wie bereits FISCHER. v. WALDHEIM zeigte
(l. c. Tab. XID, in Wasser hefeartige Sprossungen treiben, und neuerdings lehrte
BREFELD, dass in Náhrflüssigkeiten (Pflaumendecoct, Mistdecoct) diese Sprossver-
bände bei gewissen Arten stattliche Grösse erlangen und jede Zelle eines solchen
Verbandes unter denselben Verhältnissen wiederum mehrere bis viele Generationen
von Sprosszellen erzeugt (Fig. 102); und endlich dass in dieser so ausgiebigen Spross-
zellbildung ein ausserordentlich wichtiges Mittel zur Vermehrung und Verbreitung
der Brandpilze gegeben ist, umsomehr, als sich die Sprosszellchen auch draussen
im Freien in dem zum Düngen der Aecker verwandten Mist der Thiere reichlich
zu entwickeln scheinen. Eigenthiimlich ist es freilich, dass eine so gemeine
Ustilago wie U. Hordei, nach BREFELD keine solchen Sprossformen erzeugt. Es
macht übrigens keinen grossen Unterschied, ob man die Sprossverbände, die
die Ustilagineen übrigens mit vielen anderen Pilzen theilen (vergl. pag. 277), als
»Sprossmycelien« oder als »Sprossconidien« auffassen will. Am schönsten
treten die Sprossverbánde nach BrereLD bei Ustilago Carbo, antherarum, Maydis
und Kiikniana auf. — Das Eindringen der Sprosse in die Nührpflanzen ist noch
nicht beobachtet worden.
Die Sporidien von ZRecaphora Lathyri bilden in Náhrflüssigkeit keine Spross-
zellen, machen aber bei Luftzutritt zu der flachen Nährschicht nach BREFELD
reich verzweigte Mycelien, von denen massenhaft Conidienträger mit sympodialer
Verzweigung in die Luft gesandt werden.
Die oben als »Kranzkórperchen« bereits erwühnten Sporidien, wie sie an
den Promycelien von ZZ/efja, Urocystis und Tuburcinia etc. entstehen, zeigen
häufig brückenfórmige Querverbindungen, sei es am Ende, sei es an an-
derer Stelle (Fig. 104, s; 105, Ia). Solche Anastomosen findet man bekannt-
lich auch bei dicht liegenden Conidien, Mycelfáden, Fruchttrágern anderer Pilze
häufig vor. Unter ungünstigen Náhrbedingungen keimen die Kranzkórperchen
zu Mycelfiden aus, unter ungünstigen, wie beim Liegen in blossem Wasser oder
feuchter Luft, bilden sie Sekundársporidien, gewóhnlich nur in der Einzahl
(Fig. 105, I7). Dergleichen Sporidienbildungen vom Weizenbrand (Zilletia Caries)
hat BREFELD in guten Náhrlósungen zur Entwicklung stattlicher Mycelien gebracht,
die an kurzen Trágern sehr reichlich Conidien erzeugten von der Form der
Sekundärsporidien (Fig. 105, II). Er erzielte an solchen Mycelien schliesslich so-
gar Dauersporenbildung, von der selbst die Conidienbildungen ergriffen wurden.
Gem men hat BREFELD beim Haferbrand (Uszi/age Carbo) beobachtet. Sie ent-
stehen hier dadurch, dass das Plasma sich an intercalaren oder terminalen Stellen
der Mycelfáden ansammmelt, die infolgedessen dicker und stürker lichtbrechend
werden, während die benachbarten Zellen ihren Inhalt verlieren (Fig. 102, VI).
Verdickung und Bráunung der Membran tritt nicht ein.
Was die Infection der Nährpflanzen anbetrifft, so dringen, wie J. KüxN und
A. Wourr fanden, die Keime derjenigen Ustilagineen, welche in Gräsern
schmarotzen, in Keimpflanzen nur in deren erstes Scheidenblatt ein, was auch
BREFELD bestätigte, mit dem Hinzufügen, dass dieses Blatt noch sehr jugendlich
sein muss. BREFELD constatirte ferner die wichtige Thatsache, dass auch die
Knospen älterer Theile, sowie ganz junge, von der Scheide noch umschlossene
Blüthenstände solcher Gräser mit Brandpilzkeimen inficirt werden können, sowohl
der Dauersporen-Form, als auch der Sprossconidien-Form. Die Sporidien von
Tuburcinia dringen nach Wonowiw in bodenstándige junge Sprosse von Z»zen-
lalis, die Conidien in entwickelte Blätter ein.