Die Pilze,
Die Formation der Kahmhaut pflegt sich nach Hansen (1. c.) folgendermaassen
zu vollziehen: Hilt man Culturen eines Saccharomyces in Bierwiirze kiirzere oder
längere Zelt bei Zimmertemperatur, und trägt man zugleich Sorge, dass sie keinerlei
Störung durch Erschütterung erleiden, so erscheinen allmählich sowohl am oberen
Rande der Flüssigkeit als an der Oberfläche derselben kleine Hefeflecke in
Gestalt von linienförmigen, netzförmigen oder sonstigen Gruppen. In dem Maasse,
als sie sich entwickeln, werden sie zu ziemlich grossen Inseln, deren obere, der
Luft zugekehrte Fläche etwa plan, deren untere dagegen halbkugelig oder kegel-
förmig erscheint. Im weiteren Verlaufe der Entwickelung können sich diese Flecke
vereinigen und schliesslich die ganze Oberfläche mit einem continuirlichen Schleier
(Kahmhaut) bedecken, während häufig dicht unterhalb des oberen Randes
der Flüssigkeit ein continuirlicher Hefering entsteht. Die ursprünglichen kleinen
Hefeflecke gehen offenbar aus je einer, resp. aus 2 bis mehreren, einen kleinen
Sprossverband bildenden Zellen hervor, nachdem dieselben durch den Kohlen-
säure-Auftrieb an die Oberfläche befördert waren. Indessen findet begreiflicherweise
die eigentliche Kahmhautbildung immer erst am Schlusse der Hauptgährung
statt, wenn die dieselbe begleitende Schaumbildung aufgehört hat. Mitunter geht
die Kahmbildung mehr vom Rande, mitunter mehr vom Centrum aus, um sich
von hier aus nach den verschiedensten Richtungen weiter zu verbreiten.
Wenn die Saccharomyces-Culturen mehrere Wochen lang in völliger Ruhe ge-
standen haben, erscheint die Oberfläche der Flüssigkeit mehr oder minder voll-
ständig mit einer dicken Haut bedeckt und am Rande umgeben von einem dicken
Hefering. Beide tragen entweder mehr schleimigen Charakter, oder die Haut
zeigt ausnahmsweise trockene Beschaffenheit, in dieser Beziehung an die Kahm-
häute von Mycoderma cerevisiae erinnernd. Beim Schütteln alter Culturen lösen
sich Hautfragmente ab und fallen zu Boden. Die Risse in der Haut werden
dann durch neue Hautbildung wieder ausgebessert. Manche Species, wie .S.
Hansenii ZLoPF bilden übrigens unter den angegebenen Bedingungen nur eine
sehr schwache Kahmhaut.
Im Allgemeinen tragen die Zellen der die Kahmhaut constituirenden
Mycelien mehr oder minder stark ausgeprágte, oft sogar höchst auffällige Streckung
zur Schau (was ein Blick auf die Figuren 113, 118, 122, 130 lehren wird). Hier-
durch treten sie zugleich in einen gewissen Gegensatz zu den Zellen der Spross-
mycelien, welche mehr kurze, gerundete Formen aufweisen: Verhiltnisse, welche
man auch bei so manchen anderen, Sprossmycelien bildenden Mycomyceten
antrifft.
Bezüglich ihres Baues stimmen die Saccharomyceten-Zellen natürlich mit
den Zellen anderer Mycomyceten im Wesentlichen überein. Im Inhalt bemerkt
man einen Kern (vergl. pag. 377), ein oder mehrere Vacuolen, die am grössten
sind in solchen Zellen, welche schon mehrfach gesprosst haben und den jüngsten
Zellen selbstverstándlich ganz fehlen, je nach dem Alter kleinere oder gróssere
Fetttropfchen (durch die Braunfirbung mit Osmiumsáure als solche zu er-
kennen) die bei den nicht Alkoholgührung erregenden Formen relativ gross
werden kónnen (so bei S. Zazsemii Zorr) und endlich kleine Kórnchen von
anscheinend eiweissartiger Natur.
Fructification. Bei der Fructification erzeugt, wie zuerst pE SEvNEs (1868)
dann Rrzss (1869) darlegten, jede Zelle in ihrem Innern 1—10, gewóhnlich nur 1—4
oder selbst nur 1—2 Sporen (Fig. 108). Die Form der letzteren erscheint bei