684 Die Pilze.
füllen sie den Innenraum ihrer.Mutterzelle miteinander hóchstens eben vollstándig, .gewóhnlich
nur unvollstándig aus; im Falle der Vierzahl, je nach der Gestalt der Mutterzelle tetraedrisch,
kugelquadrantisch oder in eine Reihe geordnet. Sie sind hiermit in den Reifezustand getreten.«
Hieraus folgt, dass wir es mit einer freien Zellbilduug mit Periplasmabildung zu thun
haben. (Vergl das Kapitel »Zellbildunge pag. 380).
Abweichend von dieser Darstellung ist die ZALEWSKIs!), der ebenfalls eine Weinhefe
untersuchte.
Ueber die bei der Sporenbildung wirksamen Factoren hat HANsEN?) Studien
gemacht, Er fand, dass als wichtigste folgende anzusprechen sind: ı. Reich-
licher Zutritt von Luft. 2. Eine ziemlich hohe Temperatur (für die von
ihm besonders untersuchten 6 Arten liegt das Optimum in der Náhe von 25°C.)
3. Verwendung von jungen, lebenskriftigsten Zellen. (Nur wenige
gehen eine ausgiebige Sporenbildung ein, wenn sie sich in zuckerhaltigen Náhr-
lósungen befinden, z. B. S. membranaefaciens und S. Ludwigiil.
Zur leichten und sichern Erzielung der Sporenfructification schlägt man nach HANSEN
folgenden Weg ein: Junge, lebenskräftige Zellen einer Reincultur werden zunächst in Bierwürze
kurze Zeit bei Zimmertemperatur cultivirt und darauf eine kleine Quantität von der gewonnenen
jungen Hefenmasse ebenfalls in Bierwürze 24 Stunden lang bei 26—27? C. gezüchtet. Die so
erhaltenen Zellen säet man nun auf sterilisirte Gipsblöckchen ?), die soweit mit Wasser getrünkt
wurden, dass ihre Oberfläche schwach glänzt, worauf man das Ganze in einem Wärmekasten bei
passender Temperatur hält.
Man karin die Sporenbildung aber auch in der Weise leicht und bequem erhalten, dass
man die Zellen auf sterilisirte reine Gelatine, die man zuvor auf Objektträger gegossen, ober-
flächlich ausstreicht und dann das Ganze in der feuchten Kammer hält. Auch in ab und zu
durchlüftetem Hefewasser konnte HANSEN die Sporenbildung erzielen.
Die Keimung der Sporen erfolgt, wie zuerst Rkkss zeigte, in der Weise,
dass diese Kórperchen mehr oder minder stark aufschwellen und dann wie ge-
wóhnliche vegetative Sprosszellen zu sprossen anfangen. Wenn jenes Aufschwellen
stattfindet, bevor die Sporen frei geworden sind, so drängen sich dieselben oft
derartig, dass sie sich gegenseitig abplatten und so dicht an die Wand der Mutter-
zelle anschmiegen, dass ihr Membran von der letzteren sich mehr abhebt und
der ganze Behälter das Bild einer septirten Zelle darbietet (Fig. 108 a). Bei
diesem Vorgange werden ‘natürlich etwa noch vorhandene Reste des bei der
Sporenbildung nicht verbrauchten Plasmas zusammengedrängt. Hier und da
scheinen übrigens die dicht zusammengeschmiegten Wände aufgeschwollener
Sporen förmlich mit einander zu verwachsen.4)
Biologie. Mit Ausnahme der gewöhnlichen Culturhefen (Ober- und Unter-
hefe des Bieres), die in der Natur noch nicht mit Sicherheit aufgefunden worden
und wahrscheinlich durch die Jahrhunderte lange Cultur aus wilden Hefen ent-
standen sind, kommen sámmtliche Saccharomyceten wild vor und zwar als Sa-
1) Ueber Sporenbildung in Hefenzellen. Ref. in Bot. Centralbl. Bd. 25. (Nr. 1886).
?) Recherches sur la morphologie et la physiologie des ferments alcooliques. II. Les as-
cospores chez le genre Saccharomyces. Rés. du Compt. rend. des travaux du laborat. de Carls-
berg. Vol, II. Livr. 2. pag. 30.
3) Zuerst von ENGEL (Les ferments alcooliques 1872) angewandt. Man formt sich diese
aus Verbandgyps, bringt sie in ein Schülchen, auf dessen Boden man etwas Wasser giebt und
überdeckt nach dem Aufstreichen der Sporen das Ganze mit einem andern Glasschilchen oder
einer Glasplatte.
*) Vergl. Hansen, Vorläufige Mittheilung über Gührungspilze. Bot. Centralbl. 1885.
Bd. 21. No. 6.