Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

    
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
    
    
    
    
   
    
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
    
  
) aus 
Abschnitt VI. Systematik und Entwickelungsgeschichte. 
Bei 34? C. und 2—3? C. unterbleibt 
die Kahmhautbildung. Wührend die Zellen 
der bei 20—28? C. erzielten Kahmhaut 
ungefähr dieselben Formen liefern, wie im 
Bodensatze (hier sind sie vorwiegend ge- 
streckt, sonst auch rundlich [Fig. 131]) ent- 
stehen bei 15—3° C. mycelartige Bildungen 
mit ausgesprochen-gestreckten Elementen 
(Fig. 133). Die in der Grösse mit voraus- 
gehender Species übereinstimmenden Sporen 
beginnen sich zu entwickeln. 
Bei 27—28° C. nach 35 Stunden 
  
» 264 » 1 30 » 
» 25 s n 28-., Fig. 132. (B. 740.) 
» 22 )» » 29 1 S 
accharomyces Pastorianus III HANSEN. Elemente 
n°17 n° 44 » von bei 28—20? C. auf Bierwürze erzogenen Kahm- 
» 16 05" 2. 53 » häuten, aus Sprossverbänden und Einzelzellen be- 
» TOI os 7 Tagen stehend. Nach HANSEN u. HoLM 1ooofach. 
)» 8% 2 29 9 » 
Bei 29? C. und 4? C. unterbleibt die Sporenbildung. 
Die Fähigkeit zur Alkoholgührung ist ebenso entwickelt wie bei den vorigen Arten. Im 
übrigen ruft die Species Obergáhrungsphünomene hervor. 
7. S. Ludwigii HANSEN. Von LUDWIG im Schleimfluss lebender Bäume (Eichen) aufge- 
funden und von E. CHR. HANSEN genauer untersucht. In Bierwürze oder in Hefewasser cultivirt 
bildet dieser Pilz, je nach den Versuchsverhältnissen, als Bodensatz entweder eine teigichte, ziem- 
lich feste, oder aber eine lockere, küseartige Masse oder auch schimmelähnliche Flocken, die bis- 
weilen in der F,üssigkeit schwimmen. 
Die Kahmhautbildung erfolgt in Bierwürze (im Kolben) bei Zimmertemperatur sehr 
langsam, sodass sie in 1 Monat noch nicht deutlich eingetreten, auch kein deutlicher Hefering 
entstanden ist. Bei 25° C. geht unter denselben Verhältnissen diese Hautbildung schneller vor 
sich. Sie besteht aus zusammengewebten Colonieen mit oft sehr langgestreckten Zellen. In 
alteren Culturen findet man in der Kahmhaut ziemlich stark ausgeprügte My cel bildung (Fig. 135). 
Im Uebrigen erscheinen die Zellen dieser Species von ellipsoidischer, wurst- oder flaschenfórmiger 
mitunter auch ellipsoidischer Gestalt. 
Der Pilz gehóürt zu den Alkoholgührungserregern. In einer Lösung von 100 T raubenzucker 
in Hefewasser bei 25? C. cultivirt, bildete er in 14 Tagen ca. 6, in 28 Tagen 6,2 Vol$, in 
einer ühnlichen Cultur mit mehr Traubenzucker nach 1 Monat sogar 10 Vol $ Alkohol In 
Maltoselósung sowie in Lactose- und Dextrinlósung in Hefewasser ruft er keine Gáhrung her- 
vor. Rohrzuckerlósung wurde invertirt; in Stärkewasser erfolgte keine Zuckerbildung. Seine 
Gihrfihigkeit macht er offenbar auch in den zuckerhaltigen Schleimflüssen der Báume geltend: 
infolge der Kohlensäureentwickelung lässt sich eine oft auffillige Schaumbildung an solchen 
Ausflussmassen beobachten. 
S. Ludwigii zählt zu denjenigen Saccharomyces-Arten, welche mit Leichtigkeit Sporen 
bilden, sowohl in Gipsblockculturen, als auf Gelatine, ja selbst in Nährflüssigkeiten, wo ihm 
reichliche Nahrung zu Gebote steht (z. B. in 10$ Rohrzuckerlósung, die einige Zeit bei 
Zimmertemperatur gehalten wurde, in Hefewasser, in Bierwürze) was bei anderen Saccharomyceten 
bekanntlich nicht der Fall ist. Auf festem Substrat tritt die Sporenbildung am ausgiebigsten 
ein bei etwa 25? C. Je nach der Grösse werden in jeder Zelle 1—4, bisweilen auch 6 —8 
Sporen erzeugt. Uebrigens ist die Neigung zur Bildung der Sporen bei deu verschiedenen, 
aus je nur einer Zelle hervorgegangenen Colonieen verschieden. Wählt man nun Colonieen aus, 
welche in dieser Beziehung die geringste Fühigkeit zeigen und cultivirt deren einzelne Zellen 
1) Ueber Alkoholgührung und Schleimfluss lebender Báume und deren Urheber, Ber. deutsch. 
bot. Ges. Bd. IV, pag. XVII.
	        
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